Rezeptfreie Tropfen beheben nicht die Ursache bei trockenem Auge
05.07.2013
Trockene Augen machen sich meist durch eine Rötung, Brennen und ein Fremdkörpergefühl im Auge bemerkbar. Viele greifen dann zu rezeptfreien Tropfen, die die Augen befeuchten sollen. Um der Ursache für die trockenen Augen auf die Spur zu kommen, sollten sich Betroffene an ihren Augenarzt wenden. Häufig führen die Sehgewohnheiten der Patienten zum Trockenheitsgefühl. Den Beschwerden kann jedoch auch eine ernsthafte Erkrankung zugrunde liegen. Dem Berufsverband der Augenärzte Deutschlands zufolge leiden rund 15 Millionen Menschen in Deutschland an trockenen Augen.
Volkskrankheit „Trockene Augen“
Wenn die Augen gerötet und lichtempfindlich sind, brennen und es sich anfühlt, als befindet sich ein Fremdkörper unter dem Lid, sind die Augen zu trocken. Die Beschwerden werden auch unter dem sogenannten Sicca-Syndrom zusammengefasst. „Etwa jeder fünfte Patient, der in die Praxis kommt, leidet darunter", erläutert Professor Gerd Geerling, Leiter der Augenklinik am Universitätsklinikum Düsseldorf, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Doch häufig gehen Betroffene nicht zum Arzt sondern in die Apotheke. „Augentropfen muss man selbst zahlen. Beim Facharzt gibt es meist lange Terminwartezeiten. Da liegt der Gang direkt in die Apotheke nahe", sagt Georg Eckert vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands der Nachrichtenagentur. Zwar könne der Apotheker keine Diagnose stellen, aber „mit den frei verkäuflichen Mitteln kann man nichts dramatisch falsch machen", erklärt Geerling. „Das einzige, was passieren kann, ist, dass das Mittel nicht hilft."
Dennoch sollten Menschen, die an trockenen Augen leiden, einen Augenarzt aufsuchen. Das gilt insbesondere wenn die Beschwerden anhalten. Im Rahmen von augenärztlichen Untersuchungen kann die Ursache festgestellt und behandelt werden. Trockene Augen können beispielsweise als Nebenwirkung eines Medikaments auftreten. Dann genügt häufig schon ein Alternativpräparat, um die Beschweren zu lindern.
Bei trockenen Augen durch Bildschirmarbeit ölhaltige Tropfen verwenden
„Die häufigsten Ursachen sind Umweltfaktoren wie schlechte Luft, Zugluft, Klimaanlagen oder Bildschirmarbeit", berichtet Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände in Berlin gegenüber der Nachrichtenagentur. Beim sogenannten „Office-Eye-Syndrom“ kann durch regelmäßige Bildschirmpausen, frische Luft und eine andere Ausrichtung des Arbeitsplatzes bereits eine deutliche Besserung erreichen. Der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands rät zudem zu ölhaltigen Tränenersatzmitteln, die den Tränenfilm stabilisieren.
„Bei der Bildschirmarbeit oder auch beim Fernsehen ist das Problem der monotone, konzentrierte Blick. Man vergisst leicht zu blinzeln", berichtet Eckert. Dabei schlägt das Augenlid nur ein- bis zweimal in der Minute statt wie sonst zehn- bis fünfzehnmal. Dadurch kann die Tränenflüssigkeit nicht mehr richtig verteilt werden. In der Folge werden die Innenseiten der Linder, die Bindehaut und die Hornhaut nicht mehr ausreichend ernährt und geschützt. „Der Tränenfilm befeuchtet die Augenoberfläche und versorgt die Zellen mit Sauerstoff und Nährstoffen", erläutert Geerling. Gleichzeitig transportiert er aber auch Fremdkörper, Bakterien und Schmutz aus dem Auge heraus und glättet die Hornhaut, um scharfes Sehen zu ermöglichen.
Wenn das Lid nur aufgrund der Sehgewohnheiten zu selten geschlossen wird, sollten Betroffene „ab und zu mal aus dem Fenster schauen oder bewusst die Augen zumachen", empfiehlt Eckert.
Der Tränenfilm kann gestört sein
Augenärzte untersuchen mit Hilfe des Biomikroskops, ob die Funktion der Lider negativ beeinträchtigt ist. Geerling betont in dem Interview, dass auch der Tränenfilm gestört sein kann. Aber auch der Tränenfilm an sich kann gestört sein. "Die Tränenflüssigkeit ist ein komplexes und damit auch störanfälliges Gebilde aus drei Schichten", berichtet der Augenmediziner. Die unterste Muzinschicht, die relativ schleimig ist, ist für die Haftung der Tränenflüssigkeit am Auge verantwortlich. Darüber liegt eine größere wässrige Schicht. Diese wird von einer Schicht aus Lipiden und Fett vor dem Austrocknen bewahrt. Alle drei wichtigen Elemente können aber nachhaltig gestört sein. So kann es passieren, dass Augen zu wenig oder zu viel Tränenflüssigkeit produziert oder die Zusammensetzung gestört ist.
Schirmertest untersucht Tränenflüssigkeitsmenge
Augenärzte prüfen das Volumen der Tränenflüssigkeit mit dem sogenannten „Schirmertest“. Dabei legt der Arzt einen kleinen Papierstreifen in das Auge und liest anhand einer Skala ab, inwieweit dieser durch die Tränen befeuchtet wurde.
Die Tränenaufrisszeit kann bemessen, wie es um die Stabilität und Qualität des Films bestellt ist. Mit Hilfe einer Spaltlampe bestimmt der Arzt die Dauer zwischen dem Schlag des Lides und dem Aufreißen des Tränenfilms. Hierzu wird die Augenhornhaut mit einem speziellen Stoff eingefärbt. Durch dieses Verfahren wird der Ölanteil des Tränenfilms bestimmt.
Bei Beeinträchtigung der Tränenflüssigkeit werden meist vom Arzt Tränenersatzmittel verschrieben. Das passiert auch dann, wenn die trockenen Augen durch Rheuma, einer Schilddrüsenüberfunktion oder anderer Krankheiten entstanden ist. "Es gibt allerdings hunderte Präparate, so dass auch ich als Augenarzt kaum sagen kann, Patient A wird von Medikament B am meisten profitieren", wird der Spezialist zitiert.
Der Hintergrund der Erkrankung bestimmt letztendlich die Zusammensetzung des Arzneimittels. Nach Erfahrungen der Ärzte probieren Patienten dann mehrere Mittel aus und finden dann in den meisten Fällen eins, mit dem sie gut zurechtkommen.
Tropfen mit Konservierungsmittel nur bei kurzfristiger Anwendung
Zwar sind die Mittel mit Konservierungsstoffen meistens länger haltbar, allerdings können diese bei langanhaltender Anwendung auch die Augen schädigen. Daher seien Tränenersatzmittel ohne Konservierungsmittel in Form von Einzeldosen oder als sog. Comod-System die bessere Variante. Bei der letzteren Möglichkeit sei der Vorteil, dass die Behältnisse so konstruiert sind, dass beim Gebrauch keine Krankheitserreger mit ins Auge gelangen können. "Sie sind etwas schwieriger anzuwenden und beispielsweise für ältere Menschen damit weniger gut geeignet, weil man die Flasche mit Kraft zusammendrücken muss", sagt Sellerberg. Dennoch gilt für die Handhabung aller Ersatzmittel, dass die Fläschchen niemals die Augen berühren sollten. „Die Tropfen müssen immer ins Auge fallen“. Ein guter Hinweis ist, sich auf den Rücken zu legen und dann die Augen zu schließen. Die Tropfen werden dann vorsichtig in den Augeninnenwinkel fallen gelassen. Wenn dann im Anschluss die Augen wieder geöffnet werden, verteilt sich das Medikament im Auge von ganz allein. Wichtig ist zudem, die Tropfen nicht im Kühlschrank zu lagern, weil dann die Tropfen durch die Kälte zu zäh werden. „Nach der Aufbruchsfrist gehören die Mittel nicht mehr ins Auge sondern in den Hausmüll!“ (ag, sb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.