Über Schamgefühle bei der Pflege von Angehörigen reden
11.02.2015
Über eine Million Menschen pflegen in Deutschland ihre Angehörigen zu Hause. Dies ist für die privaten Pfleger einer enorme physische und psychische Herausforderung. Ein besonders Problem stellen Schamgefühle dar. Experten erklären, wie man unangenehmen Situationen begegnen kann.
Bei der Pflege kommt es auf Fingerspitzengefühl an
Wenn der Hilfebedarf von Senioren steigt, sind oft auch die Angehörigen gefragt. Rund 1,2 Millionen Menschen in Deutschland pflegen ihre Angehörigen zu Hause. Vor allem kommt es bei der Pflege auf Sicherheit an. Aber auch auf Fingerspitzengefühl. In einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa erfährt man einige Tipps von Experten, mit denen man Gefahren vermeiden und unangenehme Situationen auflockern kann.
Schamgefühle sind normal
Grundsätzlich sind Schamgefühle bei der Pflege von Angehörigen anfangs ganz normal. Das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) weist in einer neuen Broschüre darauf hin, dass gerade veränderte Rollen und Beziehungen beispielsweise zwischen pflegebedürftigen Eltern und pflegenden Kindern zu Unsicherheiten auf beiden Seiten führen können. Die Pflege des eigenen Körpers ist etwas sehr Persönliches. Deshalb sollten die Hemmungen überwunden werden, falls die Pflegesituation langfristig bestehen bleibt.
Während der Pflege über Alltägliches reden
Die Experten weisen darauf hin, dass eine Möglichkeit ist, während der Pflege über Alltägliches zu sprechen. Denn dadurch wird die Situation oft aufgelockert. Zudem empfiehlt das ZQP, einen Sichtschutz aufzustellen oder ein Schild an die Tür zu hängen, damit niemand unerwartet herein kommt. Des weiteren sei es sehr wichtig, auch über das Schamgefühl zu reden. Wenn aber ein Gespräch miteinander nicht möglich ist, kann es den Pflegenden auch helfen, wenn sie sich in Gesprächsgruppen mit anderen Menschen, die in ähnlichen Situationen sind, austauschen.
Pfleger sollen für Sicherheit sorgen
Vor allem sollten pflegende Angehörige für Sicherheit sorgen. So rät das ZQP, das während der Pflege besser keine Armbanduhren, Ringe, lange Halsketten oder Ohrringe getragen werden sollten, um das Risiko von Verletzungen zu verringern. Außerdem werden Schmuck, Haarklammern und Hörgeräte des Pflegebedürftigen entfernt. Auch wenn es sich nur um kurze Wege in den eigenen vier Wänden handelt, sind feste Hausschuhe oder Antirutschsocken sinnvoll, um die Sturzgefahr zu minimieren. Wenn der Angehörige besonders unsicher auf den Beinen ist, dann ist die Pflege im Bett oder am Bettrand eine sicherere Alternative als der gemeinsame Gang ins Badezimmer.
Pflegende sollten sich öfter eine Auszeit gönnen
Das ZQP hatte in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass sich die wenigsten der privaten Pfleger auch mal eine Auszeit oder einen Urlaub gönnen. Vor allem aus gesundheitlichen Gründen sollten sie dies jedoch tun. Viele der Pflegenden leiden an Erschöpfungszuständen oder psychischen Erkrankungen wie Depressionen. Doch auch körperliche Krankheiten und Beschwerden spielen eine Rolle. So verursachen die Belastungen durch das Heben, Wenden und Tragen von Pflegebedürftigen häufig Symptome wie Rückenschmerzen oder Flankenschmerzen. (ad)
Bild: Gerda Mahmens / pixelio.de
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