UN: Großteil der Nahrung weltweit wird weggeworfen
14.09.2013
Laut einem aktuellen UNO-Bericht wird mehr als ein Viertel der weltweiten Ackerflächen zur Produktion von Nahrungsmitteln genutzt, die direkt im Müll landen. Und das, während gleichzeitig rund 870 Millionen Menschen an Hunger leiden.
1,3 Milliarden Tonnen weggeworfen
Nach einem aktuellen Bericht der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) und des UN-Umweltprogramms landen jedes Jahr rund 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel auf dem Müll. Diese massive Verschwendung sorgt nicht nur für enorme Wirtschaftseinbußen und riesige Umweltschäden, sondern ist vor dem Hintergrund von 870 Millionen hungernden Menschen moralisch enorm verwerflich. Dem Report „Food Wastage Footprint: Impacts on Natural Resources“ zufolge werden 28 Prozent des gesamten weltweiten Ackerlandes genutzt, um Nahrungsmittel zu produzieren, die nie gegessen werden.
Finanzielle Verluste und Umweltschäden
Der direkte finanzielle Verlust belaufe sich dabei auf jährlich 565 Milliarden Euro, wobei bei diesem Betrag weggeworfener Fisch und Meeresfrüchte noch nicht einmal eingerechnet seien. Für die Produktion der Lebensmittel, die später gar nicht verzehrt werden, werden jährlich etwa 250 Kubikkilometer Wasser verbraucht. Dem Report zufolge sei dies dreimal mehr, als pro Jahr durch die russische Wolga fließt. Außerdem entstünden dabei jährlich Treibhausgase, die der Wirkung von 3,3 Milliarden Tonnen Kohlendioxid entsprächen.
Änderungen dringend nötig
54 Prozent der verschwendeten Nahrungsmittel gehen laut dem FAO-Bericht bereits während der Produktion, der sogenannten Nachernte und der Lagerung verloren. Besonders stark betroffen von diesem Teil des Problems seien Entwicklungsländer. Die Verschwendung bei Weiterverarbeitung, Auslieferung und Konsum, wobei es weltweit um 46 Prozent der betroffenen Lebensmittel gehe, sei eher ein Problem der Industrieländer. FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva sagte: „Wir alle – Landwirte und Fischer, Lebensmittelproduzenten und Supermärkte, lokale und nationale Regierungen sowie die Verbraucher – müssen in jedem Glied der menschlichen Nahrungsmittelkette etwas ändern, um Lebensmittelverschwendung in erster Linie zu vermeiden und andernfalls Nahrungsmittel wiederzuverwerten.“
Abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum
In vielen Industrieländern gebe es zudem oft „lächerliche Phänomene“, wie etwa, kein krummes Gemüse zu kaufen. Oder, das Problem, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) oft als Verfallsdatum missverstanden werde. Bei Produkten, die verpackt sind, heißt nämlich das Überschreiten des Mindesthaltbarkeitsdatum noch lange nicht, dass das Lebensmittel nicht mehr genießbar ist. Als eine Regel gilt, dass wenn ein verpacktes Lebensmittel lange haltbar ist, kann es auch meist länger als das angegebene MHD verbraucht werden. Vorsicht ist geboten bei Fleisch, Fisch, Eiern und Milcherzeugnissen. So sollte etwa eingepacktes Fleisch, dessen Verbrauchsdatum überschritten ist, tatsächlich nicht mehr verwendet werden, da ansonsten schwere Lebensmittelvergiftungen drohen, die nicht selten mit Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen enden.
870 Millionen Menschen hungern
Der FAO-Generaldirektor kritisiert die Verschwendung auch unter moralischen Aspekten: „Wir dürfen nicht erlauben, dass ein Drittel der Nahrungsmittel, die wir herstellen, auf dem Müll landen, wenn 870 Millionen Menschen gleichzeitig Hunger haben.“ Um die heutige Weltbevölkerung von sieben Milliarden zu ernähren, wäre eigentlich mehr als genug Nahrung vorhanden. Und was noch nachdenklicher stimmt: Es gibt Forscher, die von einer noch größeren Verschwendung ausgehen, als im UNO-Report angegeben. Sie kommen zu Schätzungen, wonach weniger als die Hälfte der weltweit produzierten Nahrung von Menschen verzehrt wird.
82 Kilo Lebensmittel pro Deutschem weggeworfen
In dem Report der FAO werden vor allem China, Südkorea und Japan kritisiert. Dort würden fast 200 Kilogramm Obst, Gemüse und Getreide jährlich pro Person verschwendet. Aber auch hierzulande sind die Zahlen hoch. Laut einer Regierungsstudie wirft in Deutschland jeder Bundesbürger jährlich statistisch gesehen fast 82 Kilo Lebensmittel weg. Trotzdem sieht Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) das Land auf einem guten Weg, etwa wegen der Kampagne „Zu gut für die Tonne“. Die Ministerin meint: „Handel, Industrie, Kirchen, Verbände und Verbraucherinitiativen ziehen an einem Strang. Wenn andere Länder folgen, können wir das Ziel der Europäischen Kommission erreichen, die Menge der verwertbaren Lebensmittelabfälle bis zum Jahr 2020 um die Hälfte zu reduzieren.“ (ad)
Bild: Uschi Dreiucker / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.