Humane Papillomviren begünstigen die Entstehung von Hautkrebs
20.07.2011
Weißer Hautkrebs wird nicht nur durch UV-Licht verursacht, sondern Viren spielen bei der Entwicklung dieser besonderes häufig bei älteren Menschen auftretenden Krebserkrankung eine wesentliche Rolle, erklärte Lutz Gissmann vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DFZ) in Heidelberg die Ergebnisse seiner aktuellen Untersuchungen.
Im Rahmen ihrer Studie hatten die DKFZ-Forscher an Mäusen einen möglichen Zusammenhang zwischen den sogenannten humanen beta-Papillomviren und der Entstehung von Hautkrebs untersucht. Dabei stellten Lutz Gissmann und Kollegen fest, dass Hautzellen der Tiere durch „die beta-Papillomaviren anfälliger für schädliche UV-Strahlung“ wurden. Die humanen Papillomviren seien somit „ursächlich an der Krebsentstehung beteiligt“, erklärte Gissmann.
Viren erhöhen die krebserregende Wirkung des Sonnenlichts
Bei ihren Untersuchungen fanden die DKFZ-Wissenschaftler heraus, dass die Humanen Papillomviren (HPV) bei der Entstehung des weißen Hautkrebs eine wesentliche Rolle spielen. Gissmann und Kollegen pflanzten in die Hautzellen der Mäusen bestimmte Genabschnitte der beta-Papillomviren ein und bestrahlten die Tiere anschließend mit UV-Licht. Dabei konnten die Forscher feststellen, dass die Viren – bei gleichzeitiger Bestrahlung mit UV-Licht – das Hautkrebsrisiko deutlich erhöhten. Die in den Hautzellen eingesetzten Virusgene E6 und E7 waren bereits aus früheren Studien als mögliche Ursache für das unkontrollierte Zellwachstum und und die Bildung von Krebszellen bekannt. Ein Zusammenhang mit dem Auftreten von Hautkrebs konnte bisher jedoch nicht hergestellt werden, erklärten die Wissenschaftler den Anlass ihrer Untersuchungen. Im Rahmen der nun durchgeführten DKFZ-Studie verursachten die beta-Papillomviren auf der obere Hautschicht der infizierten Versuchstiere zwar ein unkontrolliertes Zellwachstum, Hautkrebs entwickelte sich daraus jedoch zunächst nicht, berichten Gissmann und Kollegen in einer aktuellen Pressemitteilung. Bei anschließender Bestrahlung mit UV-Licht seien jedoch deutlich erste Anzeichen einer Hautkrebserkrankung zu beobachten gewesen.
Humane Papillomviren als Ursachen des weißen Hautkrebs
Durch die aktuellen Untersuchungen seien die Humanen Papillomviren eindeutig als mögliche Ursache des weißen Hautkrebs identifiziert, erklärte Lutz Gissmann. Zwar habe in der Fachwelt bereits seit einiger Zeit Zweifel daran bestanden, dass UV-Licht als einzige Ursache des weißen Hautkrebs in Frage kommt, da zum Beispiel Personen nach einer Organtransplantation einem rund hundertfach erhöhten Risiko einer weißen Hautkrebserkrankung unterliegen. Doch bis dato ließen sich keine weiteren Ursachen benennen, erklärte Lutz Gissmann. Allerdings habe die Vermutung nahe gelegen, „dass auch ein infektiöser Erreger an der Krebsentstehung beteiligt“ sein könnte, betonte der Experte. Mit den beta-Papillomviren haben die DKFZ-Forscher nun eine weitere Einflussgröße bei der Entstehung des weißen Hautkrebs eindeutig bestimmt.
Krebserregende Wirkung der Viren schon länger bekannt
Humane Papillomviren waren bereits vor den aktuellen Untersuchungen des DKFZ als mögliche Ursachen verschiedener Krebserkrankungen bekannt, wobei die Viren vor allem in Bezug auf die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs als wesentlicher Risikofaktor gelten. Diese sogenannten DNA-Viren sind so vielfältig, dass bereits mehr 100 verschiedene Typen unterschieden werden. Viele von ihnen infizieren ausschließlich die Haut beziehungsweise die Schleimhäute. Die Humanen Papillomviren gelten laut Aussage der Experten jedoch nicht nur als mögliche Ursache des Gebärmutterhalskrebs, sondern sind auch häufiger bei Krebserkrankungen des Penis, der Vulva, des Anus und des Mundes beteiligt. Viele der HPV würden beim Geschlechtsverkehr übertragen, wobei die Infektionsrate der Frauen im Alter unter 30 Jahren bei bis zu 25 Prozent liegen soll. Nach dem Ausbruch der Infektion heilt diese laut Aussage der Fachleute nicht selten ohne weitere Symptome über einen längeren Zeitraum (bis zu anderthalb Jahre) ab. Bei Männern liegen keine genaueren Angaben zu den Infektionsraten vor.
Impfung gegen Hautkrebs möglich?
Aufgrund der Krebserregenden Wirkung der Papillomviren arbeiten die DKFZ-Forscher schon seit Jahren an der Entwicklung entsprechender Impfstoffe. Zum Beispiel ist Lutz Gissmann bereits seit 2006 an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen Gebärmutterhalskrebs beteiligt. Die nun entdeckten Zusammenhänge mit der Entstehung des weißen Hautkrebs legen nach Ansicht von Gissmann auch den Schluss nahe, dass „ein Impfstoff gegen die beta-Papillomviren weißem Hautkrebs vorbeugen“ könnte. Bevor ein Impfstoff gegen Hautkrebs entwickelt werden kann, ist nach Einschätzung der Experten jedoch noch einige Forschungsarbeiten zu leisten. (fp)
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Bildnachweis: Dieter Schütz / pixelio.de
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