Vitamin-D verbessert die Heilungschancen von Depressionen
20.01.2012
Vitamin D gilt in Fachkreisen als wahres Wundervitamin. So soll es die Therapie bei Diabetes, Knochenschwund und sogar Krebs effektvoll unterstützen. Wie schwerwiegend die Folgen sein können, wenn Vitamin-D nur mangelhaft im Organismus vorhanden ist, zeigt eine aktuelle Studie von US-Forschern. Sie haben herausgefunden, dass ein Mangel an Vitamin D direkt mit der Entstehung von Depressionen zusammenhängen könnte.
Vitamin-D-Mangel begünstigt Erkrankungen
Bei einer Unterversorgung von Vitamin-D können schwerwiegende Erkrankungen begünstigt werden. So stellten mehrere, von einander unabhängige Studien fest, dass eine mangelhafte Versorgung die Entstehung von Autoimmunkrankheiten, Infektionskrankheiten, Brustkrebs, Nierentumor, Osteoporose, Demenz, Parkinson und Diabetes begünstigten kann. Insgesamt provoziere ein Mangel des Vitamins eine erhöhte Sterblichkeitsrate. Eine neue Studie des UT Southwestern Medical Center in Dallas (Texas) zeigte nun einen Anstieg des Risikos von Depressionen. Vor allem ältere Menschen, die kaum nach draußen gelangen, sind stark gefährdet.
Winterliche Jahreszeit mindert Vitaminzufuhr
Wenn es draußen im Winter kaum mehr hell wird, leiden viele Menschen an einer mangelnden Sonnenbestrahlung. Das schlägt sich nachweislich aufs Gemüt, wie die Medizin und Naturheilkunde weiß. Denn unsere Stimmungslage und Gesundheit ist maßgeblich von den UV-Strahlen der Sonne abhängig. Der Organismus holt sich rund 90 Prozent des wertvollen Vitamins D über die Sonneneinwirkung. Denn Vitamin-D wird auf der menschlichen Haut gebildet. Der Rest wird über die tägliche Nahrungszufuhr aufgenommen. Fetter Fisch gilt dabei als guter Vitamin-D-Lieferant, insbesondere Lachs, Hering oder Makrele. In deutlich geringerem Maße ist das Vitamin auch in der Leber, Eigelb oder Pilzen enthalten. Allerdings sollte die maximale Dosis von 50 Mikrogramm bei Jugendlichen und Erwachsenen (Kinder bis zehn Jahre 24 Mikrogramm) nicht überschritten werden. Werden hohe Dosen über einen längeren Zeitraum eingenommen, kann sich eine Vitamin-D-Hypervitaminose bilden. Deshalb sollte eine längere Zufuhr mittels Vitaminpräparaten in Absprache eines behandelnden Arztes geschehen.
Fest steht, dass das fett-lösliche Vitamin den Knochenaufbau und die Beschaffenheit der Zähne stützt und damit das Risiko von Zahnkrankheiten oder schnellen Knochenbrüchen senkt. Zudem soll es auch ein schützenden Faktor gegen Krebs, Diabetes und kardiovaskulären Erkrankungen wie Herzinfarkt haben.
Vitamin-D-Mangel beeinträchtigt die Psyche
Amerikanische Wissenschaftler des UT Southwestern Medical Centers in Dallas veröffentlichen eine Forschungsarbeit im Fachjournal „Mayo Clinic Proceedings“. Laut der Ergebnisse bestehe ein direkter Kontext bei der Entstehung von Depressionen, wenn ein Mangel von Vitamin-D vorliegt. Im Verlauf der Studie wurden rund 12600 Probanden über vier Jahre begleitet. In dem Resümee schrieb Studienleiter Sherwood Brown, dass hohe Vitamin-D-Dosen das Risiko von Depressionen senke. Die Studie dürfte vor allem für Menschen unserer Breitengrade interessant sein, da laut Informationen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) die Zufuhr des Vitamins deutlich unter dem empfohlenen Referenzwertes liegt. Menschen, die sich aufgrund ihres Berufes viel in geschlossenen Räumen aufhalten und ältere Menschen, die kaum an die frische Luft kommen, sind besonders gefährdet. Sie zeigen oft ein erhöhtes Risiko für depressive Episoden.
60 Prozent der Bevölkerung weist einen Vitamin-D-Mangel auf
Der Vitaminmangel macht sich vor allem bei den Risikogruppen bemerkbar. Laut einer Forschungsarbeit der Geriatrischen Rehabilitationsklinik St. Irminen in Trier sind ältere Menschen besonders betroffen. Die Forscher gehen der Annahme nach, dass hierfür vor allem die geringeren Vitamin-D-Syntheseleistung der Haut verantwortlich ist. Studienleiter Stefan Schilling erklärte, dass mehr als 90 Prozent der untersuchten Patienten einen Mangel von Vitamin-D aufwiesen. Eine bedeutende Rolle spielt „bei älteren Menschen neben der Beeinflussung des Knochenstoffwechsels insbesondere die mögliche Senkung des Sturz- und Fraktur-Risikos durch eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung.“ Mediziner gehen davon aus, dass rund 60 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland an einer Vitamin-D-Unterversorgung leiden. Daher sei es laut DGE-Experten sinnvoll, die bestehenden Referenzwerte zu überdenken und zu erhöhen. Derzeit wird Erwachsene eine Aufnahme von 20 Mikrogramm pro Tag empfohlen. Die maximale Zufuhr sollte 50 Mikrogramm nicht übersteigen.
Nord- und Mitteleuropa besonders betroffen
Bekannt dürfte mittlerweile das Phänomen „Winterblues“ sein. Gerade Menschen in nordischen Länder und Mitteleuropas können in den Wintermonaten kaum ausreichende Mengen des wichtigen Vitamins auf der Haut bilden, weil schlichtweg die Sonne fehlt. Auch wenn sich Menschen vollwertig und ausgewogen ernähren, können lediglich zwei bis vier Mikrogramm pro Tag über Lebensmittel aufgenommen werden. Kinder nehmen aufgrund der geringeren Nahrungszufuhr nur ein bis zwei Mikrogramm täglich auf. Frauen in muslimisch geprägten Ländern weisen laut wissenschaftlicher Untersuchungen ebenfalls einen Mangel auf. Der Grund: Viele sind aufgrund ihres Glaubens verschleiert. (Vitamin-D-Mangel durch Verschleierungen)
Künstliches Sonnenbaden kann Ausgleich schaffen
Die meisten Menschen nutzen das Solarium in den Sommermonaten dazu, um sich für den Urlaub zu bräunen. „Ein maßvoller Besuch im Sonnenstudio kann im Winter die Stimmung aufhellen“, weiß Dipl. Pädagogin und Psychotherapeutin Gritli Bertram zu berichten. Sie empfiehlt ein bis zwei mal in winterlichen Monaten einen Abstecher ins Solarium zu wagen. Zusätzlich sind „ausgedehnte Spaziergänge im Winter sinnvoll“, so Bertram. Die DGE rät zur zusätzlichen Einnahme von Vitamin-Pillen. Gerade Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen haben einen zusätzlichen Bedarf. Die zusätzliche Gabe „sollte mit dem Kinderarzt im Vorfeld abgesprochen werden, um Fehler bei der Dosierung zu meiden“.
Bertram warnt allerdings davor, einen Vitamin-D-Mangel als alleinigen Auslöser für Depressionen anzuisehen. Die Depression ist eine komplexe Krankheit. „Lediglich das Risiko wird erhöht“, so die Expertin. Manifestierte Depressionen sollten deshalb in jedem Fall therapeutisch behandelt werden. (sb)
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Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
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