Studie: Weichmacher verursachen Diabetes und Übergewicht
20.03.2012
Bisphenol A, Weichmachers und Flammschutzmittel können zu Fettleibigkeit und Diabetes führen. Dies ergab eine vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vorgestellte Studie. Durch die Atemluft, Haut oder Nahrung gelangen die schädlichen Substanzen, die in Plastikspielzeug, PVC-Böden oder Konservendosen enthalten sind, in den Körper.
Weichmacher werden durch Atemluft, Haut oder Nahrung aufgenommen
Weichmacher oder sogenannte hormon- wirksame Schadstoffe sind in vielen Alltagsgegenständen enthalten. Wie eine Studie der englischen Umweltorganisation ChemTrus aktuell ergab, stellen diese Substanzen ein erhöhtes Risiko für Adipositas und Diabetes-Typ II dar. Die Stoffe gelangen durch Atemluft, Haut oder Nahrung vom Menschen aufgenommen werden.
Bislang galten eine ungesunde, fettreiche Ernährung und Bewegungsmangel als Hauptindikatoren für Übergewicht und Diabetes. Durch die von Umweltschützern des BUND vorgestellte Studie wird deutlich, dass hormonelle Schadstoffe einen wesentlichen und bisher unterschätzten Einfluss auf den menschlichen Organismus haben. Professor Gilbert Schönfelder, Toxikologe am Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie der Charité Berlin. erklärte: „Die Diabetes und Adipositas-raten haben weltweit epidemische Ausmaße angenommen. Als Ursachen dafür werden bisher in erster Linie falsche Ernährung und Bewegungsmangel gesehen. Neue Studien zeigen aber, dass die Belastung mit hormonellen Schadstoffen einen wichtigen und bisher unterschätzten Anteil daran haben könnte. Hormonell wirksame Chemikalien dürfen vor allem nicht in die Körper von Kindern, aber auch nicht in die von Erwachsenen gelangen.“
Chemikalien verursachen Übergewicht und Insulinresistenz
Bislang standen die Weichmacher in erster Linie in dem Verdacht, Störungen der Sexualfunktionen auszulösen. „Die Belastung mit Chemikalien wie Bisphenol A im Mutterleib hat bei Versuchstieren zu einer späteren Gewichtszunahme und einer erhöhten Insulinresistenz geführt. Damit besteht die Gefahr, dass beim Menschen Diabetes ausgelöst wird. Angesichts dieser Erkenntnis muss die Bundesregierung dafür sorgen, dass die Chemikalien-Belastung vor allem für empfindliche Gruppen wie schwangere Frauen und Kinder minimiert wird. Weichmacher und Bisphenol A müssen durch sichere Alternativen ersetzt werden“, fordert Sarah Häuser, Expertin beim BUND.
Die Zahl der Diabetes-Patienten und Adipositas Betroffenen hat in den letzten zehn Jahren weltweit dramatisch zugenommen. Während sich Trend bei Übergewicht in den westlichen Industrienationen auf einem hohen Level eingependelt hat, beobachten Experten bei der Stoffwechselerkrankung Diabetes Typ II stetig steigende Neuerkrankungsraten. Im Vergleich zu den europäischen Nachbarn ist Deutschland mit einer Diabetes-Quote von neun Prozent am stärksten betroffen. Bei der vorliegenden Metastudie wurden 240 Studien zusammenfasst. Aus der Datenlage ergehe eindeutig, „dass zu den Ursachen von Übergewicht und Diabetes auch hormonelle Schadstoffe gehören, sagte Sarah Häuser, Chemie-Expertin beim BUND.
Bisphenol-A in Babyflaschen verboten
In Deutschland sind Babyflaschen, die Bisphenol-A enthalten mittlerweile verboten. Es bleibt jedoch abzuwarten, welche Konsequenzen die Ergebnisse der Studie haben werden. Im Fall von Bisphenol-A lagen in Deutschland bereits lange Zeit vor dem Verbot der Chemikalie in Babyflaschen ausreichend wissenschaftliche Gutachten vor, die eine gesundheitsschädliche Wirkung auf den menschlichen Körper nachwiesen. In vielen europäischen Ländern wurde bereits viel früher ein Verbot durchgesetzt. In Deutschland hingegen warnten Verbraucherschützer lange vor der giftigen Chemikalie, bis am 1. März 2011 ein Verbot für die Verwendung von Bisphenol-A in Babyflaschen endlich eingeführt wurde. Seit Juni 2011 dürfen die belasteten Flaschen auch nicht mehr verkauft werden. In vielen anderen Produkten ist die giftige Chemikalie jedoch weiterhin enthalten. (ag)
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Bild: BUND / Andreas Creutzburg, Copyright (BUND / gde.de)
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