Zahl der Arbeitsunfälle deutlich gesunken
24.07.2012
Trotz des Rückgangs von Arbeitsunfällen auf unter 25 je 1.000 Beschäftigte steigen die Ausgaben der gesetzlichen Unfallversicherung. Sie ist die einzige Sozialversicherung, die allein von den Arbeitgebern getragen wird. Arbeitgeberverbände fordern nun eine Beitragsreform.
Trotz sinkender Unfallzahlen bleibt Beitragssatz für gesetzliche Unfallversicherung stabil
Im vergangenen Jahr sank die Zahl der gemeldeten Arbeitsunfälle um sechs Prozent, wie die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) am Montag mitteilte. Damit sank die Quote im relativen Vergleich – ein Unfall je 1000 Vollzeit-Beschäftigte – von 25,8 auf 24,5 Unfälle und damit fast auf das Niveau von 2009 mit 24,3 Unfällen. Die Zahl der bestätigten Berufskrankheiten hat dagegen zugenommen.
Dennoch gab die DGUV, in der die vereinten Berufsgenossenschaften und die öffentlichen Unfallkassen vereinigt sind, 11,6 Milliarden Euro für Rehabilitations-, Kompensation-, und Präventionsmaßnahmen sowie Verwaltungskosten aus. Nie zuvor wurden Ausgaben in dieser Höhe erreicht. Einer der Gründe liegt in den steigenden Behandlungskosten. Arbeitgeber tragen die Kosten über eine Umlage auf die Lohnsumme. Derzeit liegt der Satz bei 1,32 Prozent der Lohnsumme. Mit dem Anteil der öffentlichen Unfallkassen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro stieg die Umlage auf 11,6 Milliarden Euro an und war damit kostendeckend.
Arbeitgeberverband fordert Reform der gesetzlichen Unfallversicherung
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) fordert eine Reform der gesetzlichen Unfallversicherung. Im Jahr 2010 seien die Unfallzahlen gestiegen, „ohne dass sich der durchschnittliche Beitragssatz erhöht hätte“. Seit 1990 seien die Zahlen etwa auf die Hälfte gesunken. Dies könne sich stärker in der Beitragshöhe bemerkbar machen, so die BDA. Die Koalition habe zwar eine Reform angekündigt, diese aber bislang nicht umgesetzt.
Der stellvertretender Hauptgeschäftsführer Achim Dercks des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, sagte gegenüber der „Frankfurter Allgemeine“, dass „zügig eine Reform der Leistungsseite angegangen werden“ sollte, angesichts der steigenden Ausgaben der Unfallversicherung. Dort liege ein erhebliches Entlastungspotential. Wegeunfälle sollten beispielsweise aus dem Leistungskatalog herausfallen und stattdessen privat abgesichert werden, so Dercks.
Die Unfallversicherung ist die einzige Sozialversicherung, die allein von den Arbeitgebern getragen wird. Im vergangenen Jahr kamen dabei 10,3 Milliarden Euro zusammen. Zur Ermittlung des Beitragsatzes einer Berufsgenossenschaft (BG) wird die Unfallhäufigkeit der vertretenden Branche herangezogen. Bei der BG Bau war dieser mit 4,04 Prozent deshalb am höchsten, während die BG für nichtstaatliche Einrichtungen im Gesundheitsdienst und der Wohlfahrtspflege (BGW) den geringsten Satz mit 0,77 Prozent zahlte.
Dr. Joachim Breuer, Hauptgeschäftsführer der DGUV, lobte das Engagement der Arbeitgeber in puncto Arbeitsschutz. „Die Zahlen zeigen: Nicht nur die Wirtschaft hat eine gute Konjunktur, sondern auch der Arbeitsschutz", erklärte Breuer. „Zum einen sind niedrige Unfallrisiken eine gute Voraussetzung, um die Beitragsbelastung der Wirtschaft auch zukünftig gering zu halten. Zum anderen zeigen wissenschaftliche Studien, dass Unternehmen direkt von Investitionen in den Arbeitsschutz profitieren – zum Beispiel durch geringere Ausfallzeiten oder weniger unfallbedingte Betriebsstörungen."
Über 2.500 Todesfälle aufgrund von Berufskrankheiten
Im vergangenen Jahr starben 2.548 Menschen an den Folgen einer Berufskrankheit. In erster Linie führten Erkrankungen, die durch anorganische Stäube wie Astbest ausgelöst wurden, zum Tod. Die Unfallkassen und Berufsgenossenschaften entschieden in 71.738 Verfahren über die Anerkennung einer Berufskrankheit. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Beruf und Erkrankung wurde bei 34.573 Versicherten festgestellt. „Nach wie vor handelt es sich hier in der Mehrzahl der Fälle um Hauterkrankungen", erklärte Breuer. Diese seien inzwischen gut zu behandeln. Bei 5.407 Versicherte führten bleibende Gesundheitsschäden erstmalig zu einer Berufskrankheiten-Rente von der gesetzlichen Unfallversicherung.
Die Unfallquote von Schülern sank beim Schulbesuch um 0,8 Prozent auf 75,8 Unfälle je 1.000 Versicherte. Auch die Zahl der Unfälle auf dem Schulweg reduzierte sich von 7,3 Unfällen auf 6,7 Unfälle je 1.000 Versicherte. Durch die Schüler-Unfallversicherung besteht auch für Studenten und Kinder in Kindertageseinrichtungen sowie der Tagespflege gesetzlicher Unfallschutz. (ag)
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