Kaffeetrinkerinnen zeigten sich bei einer Langzeitstudie weniger anfällig für Depressionen
28.09.2011
Kaffeebohnen werden seit längerer Zeit zahlreiche gesundheitliche Vorteile zugeschrieben. Kaffee belebt die Sinne, ist anregend und soll darüber hinaus auch vor kardiovaskulären Krankheiten schützen. Wissenschaftler der Harvard Medical School haben anhand einer Datenauswertung festgestellt, dass Kaffee anscheinend das Auftreten der psychischen Erkrankung Depression mindere. Die genauen Umstände sind aber bislang noch ungeklärt.
Kaffee kann anscheinend vor Depressionen schützen. Besonders Frauen sollen von diesem Kontext profitieren, wie eine Wissenschaftsstudie der Medizinischen Schule in Havard herausfand. Während einer Studie werteten die Forscher die Daten von insgesamt 50.000 Frauen aus den USA aus. Die untersuchten Frauen waren durchschnittlich 63 Lebensjahre alt. Die Studie begleitete die Frauen seit Beginn im Jahre 1996 genau 10 Jahre. Während der Studienzeit füllten die Probanden in verschiedenen Zeitabständen mehrere Fragebögen aus. Darin wurden die Frauen beispielsweise zum täglichen Kaffeekonsum und depressiven Verstimmungen befragt. Zu Beginn der Studie litt keine der Teilnehmerinnen an psychischen Krankheiten. Zur Differenzierung wurden teilnehmende Frauen als depressiv eingestuft, die durch einen Psychiater oder Arzt eine entsprechende Diagnose gestellt und Arzneien wie Antidepressiva verabreicht bekamen.
Langzeitstudie mit 50.000 US-Amerikanischen Frauen
Während der Studienlaufzeit erkrankten genau 2607 Frauen an einer Depression. Auffällig erschien es dem Forscherteam, dass unter den Patientinnen kaum Kaffeetrinkerinnen waren. Frauen, die hingegen bis zu vier Tassen Kaffee pro Tag tranken, senkten ihre Erkrankungsrisiko um etwa 20 Prozent. Wer allerdings regulär entkoffeinierten Kaffee trank, zeigte keine Risikosenkung gegenüber manifestierten Depressionen. Demnach gehen die Forscher davon aus, dass der in Kaffee enthaltene Koffein eine entscheidende Rolle als Wirkkraft spiele. Schließlich ist Kaffee dafür bekannt, dass dieser eine Wohlgefühl erzeuge und zu Aktivitäten anrege. Wahrscheinlich greift der Wirkstoff direkt in den Organismus ein, indem es Adenosin Rezeptoren blockiere. Diese Blockade hat einen ähnlichen Effekt, wie der Anstieg der Dopamin-Produktion. Dopamin produziert ein gesteigerten Antrieb, sorgt für eine höhere Fähigkeit zur Aufmerksamkeit und regt Freude und freudige Erregung an.
Zusammenhänge noch unerforscht
Ob ein tatsächlicher Kontext besteht, mit dieser Aussage sind die Wissenschaftler noch vorsichtig. Schließlich sind die komplexen physiognomischen Zusammenhänge nicht eingehend erforscht. Es könne daher auch daran liegen, dass Menschen mit niedergeschlagener Stimmungslage weniger beziehungsweise keinen Kaffee trinken oder auf Kaffee ohne Kopffeingehalt zurück greifen. Typischerweise äußern sich Depressionen mit Schlagstörungen und Ängsten. Koffein verstärkt bekannterweise Angst und Einschlafprobleme. Hier müssten weitere Studien folgen, um die Beobachtungen zu sichern. Solange keine sichere Erkenntnislage vorliegt, möchte das Forscherteam die Ergebnisse der Metaanalyse nicht als Aufforderung verstanden wissen, bei depressiven Episoden zu einer Kanne Kaffee zu greifen. Bei Verdacht auf eine Depression sind noch immer qualifizierte Therapeuten und Ärzte das Mittel der ersten Wahl.
Kaum ein anderes natürliches Lebensmittel hat die Wissenschaft so sehr inspiriert wie Kaffee. Nach Angaben des Bundesverbands der Kaffeehersteller trinken die Deutschen jedes Jahr durchschnittlich rund 150 Liter Kaffee. Mehrere Forschungsarbeiten hatten unterschiedliche Positiveffekte auf den menschlichen Organismus festgestellt. So soll Kaffee das Prostatakrebs-Risiko bei Männern senken, vor Schlaganfällen bewahren und das Herz vor schweren kardiovaskulären Krankheiten wie Herzinfarkten schützen. Noch immer hält sich der Glaube, dass Kaffeekonsum Herzrhythmusstörungen wie „Herzstolpern“ verursache. Diese Vermutung wurde bereits in einer Studie widerlegt. Fakt ist, dass die positiven Eigenschaften von Kaffee eher überwiegen. Wer ein, zwei oder drei Tassen pro Tag trinkt und sich zudem einer guten Allgemeinverfassung erfreut, kann nichts falsch machen. Ein übermäßiger Konsum kann allerdings auch unerwünschte Folgen wie Tachykardien (Herzrasen) nach sich ziehen. Deshalb sollte der Konsum stets moderat verlaufen. (sb)
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Bild: Romeo Sestito / pixelio.de
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