Fragen und Antworten zu Symptomen und Gefahren von Ebola
17.10.2014
Mit den Meldungen über die Behandlung von Ebola-Patienten in deutschen Kliniken hat auch hierzulande eine Diskussion über die mögliche Ausbreitung der Erreger innerhalb Deutschlands eingesetzt. Nahezu hysterische Reaktionen wie sie derzeit in den US-amerikanischen Medien von verschiedensten Seiten gezeigt werden, sind jedoch gänzlich unangebracht. Denn die von der Ebola-Epidemie betroffenen westafrikanischen Staaten sind auf jede Hilfe angewiesen und die medizinischen Standards in Deutschland machen eine Übertragung der Erreger bei der Behandlung sehr viel unwahrscheinlicher als unter den Bedingungen vor Ort.
Seit Anfang des Jahres wütet die Ebola-Epidemie in den westafrikanischen Staaten Guinea, Liberia und Sierra Leone. Schon früh hatte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen davor gewarnt, dass die Situation außer Kontrolle geraten sei. Doch über Monate erfolgten nur zögerliche Hilfen durch die internationale Staatengemeinschaft und immer mehr Menschen erkrankten. Mittlerweile ist die Zahl Todesopfer laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf mehr als 4.500 gestiegen. Auch andere afrikanische Staaten wie Nigeria und Senegal verzeichneten zwischenzeitig mehrere Infektionen. Die medizinischen Bedingungen in den betroffenen westafrikanischen Staaten stellen dabei für die Hilfskräfte eine enorme Herausforderung dar und das Gesundheitspersonal ist bei seiner täglichen Arbeit aufgrund der unzureichenden Ausstattung vielfach einem enormen Infektionsrisiko ausgesetzt.
Hohes Infektionsrisiko des Gesundheitspersonals
Das hohe Infektionsrisiko des Gesundheitspersonals spiegelt sich auch in der Anzahl der Infizierten medizinischen Hilfskräfte wieder. So haben sich laut Angaben der WHO bereits 427 Helfer mit Ebola infiziert und 236 sind an den Folgen der Infektion verstorben. Dabei ließe sich eine Übertragung der tödlichen Erreger mit Hilfe moderner medizinischer Standards relativ effizient vermeiden. Allerdings bieten auch diese keine hundertprozentige Sicherheit, wie der Fall der ersten Mensch-zu-Mensch-Übertragung außerhalb Afrikas bei einer spanischen Krankenschwester gezeigt hat. Sie infizierte sich bei einem Patienten aus Sierra Leone, der in Spanien behandelt wurde. Angesichts der dramatischen Bedingungen vor Ort und der freien Kapazitäten spezieller Kliniken in Spanien, den USA, Deutschland und anderen europäischen Staaten scheint eine Überführung einzelner Patienten dennoch angebracht, auch wenn hiermit insbesondere für das medizinische Personal ein Infektionsrisiko einhergehen kann. Denn vor Ort sind die Bedingungen deutlich schlechter und das Infektionsrisiko liegt entsprechend höher.
Westafrikanische Staaten auf Hilfe angewiesen
Auch deutsche Kliniken haben sich der schwierigen Aufgabe gestellt und mehrere Ebola-Patienten aufgenommen, wobei jedoch nicht alle gerettet werden konnten. Deutsche Ärzte sind zudem in den westafrikanischen Staaten vor Ort aktiv, um den Infizierten zu helfen und die Ausbreitung der Seuche einzudämmen. Während die selbstlosen Helfer sich freiwillig einem nicht zu unterschätzenden Risiko aussetzen, wird an einigen Stellen jedoch auch hierzulande – statt über Unterstützung – über mögliche Risiken einer Einschleppung der Seuche nach Deutschland diskutiert. Viele diffuse Ängste stehen hier im Raum, die der schwierigen Situation im Umgang mit der Seuche nicht gerecht werden. Denn die betroffenen westafrikanischen Staaten sind mit der Situation deutlich überfordert und dringend auf internationale Unterstützung angewiesen. Tausende haben hier bereits den Tod gefunden und ein Ende der Epidemie ist bislang nicht absehbar. Auch wenn einzelne Infektionen medizinischer Helfer bei der Behandlung von Ebola-Patienten in anderen Staaten auftreten können, bleibt ein Überspringen der Seuche beispielsweise auf Europa oder die USA extrem unwahrscheinlich.
Welches Übertragungsrisiko besteht?
Die Ängste in der Bevölkerung vor einer unkontrollierbaren Ausbreitung der Ebola-Epidemie stehen nicht selten im Zusammenhang mit dem fehlenden Wissen über das Ebola-Virus. So wird vielfach zum Beispiel angenommen, dass die Viren über die Luft übertragen werden können oder zumindest Mutationen drohen, die eine solche Übertragung ermöglichen. Hierfür gebe es jedoch keinerlei Anzeichen, berichtet die Nachrichtenagentur „AFP“ unter Berufung auf die Weltgesundheitsorganisation. Wer nicht in Kontakt mit Körperflüssigkeiten der Infizierten (direkt oder indirekt über kontaminierte Gegenstände) gerät, hat demnach keine Ansteckung zu befürchten. Allerdings besteht beim Umgang mit den Erkrankten das Problem, dass die typischen Ebola-Symptome neben Fieber auch Durchfall, Übelkeit und Erbrechen sowie Blutungen aus den Schleimhäuten und Körperöffnungen umfassen. Der Kontakt mit den Körperflüssigkeiten lässt sich daher kaum vermeiden und das medizinische Personal muss entsprechende Schutzkleidung tragen, um sich vor einer Infektion zu schützen. Auch die Einrichtung von Quarantäne-Stationen ist unerlässlich.
Impfstoffe gegen Ebola in der Erprobung
Ob nach dem Kontakt mit einem Infizierten einen Erkrankung einsetzt, ist laut Angaben der Experten des Robert Koch Instituts (RKI) auch davon abhängig, wie viele Erreger aufgenommen wurden, so die Mitteilung der „AFP“. Auch die Inkubationszeit hänge von dieser Einflussgröße ab. Meist sei bei einer Infektion nach acht bis zehn Tagen der Krankheitsausbruch zu verzeichnen, allerdings könne es auch bis zu drei Wochen dauern, bis die ersten Symptome auftreten. Allgemein lasse sich festhalten, dass in der Spätphase der Erkrankung die Viruslast und damit das Übertragungsrisiko am größten ist. Die medizinischen Möglichkeiten sich präventiv vor der Seuche zu schützen, bleiben bislang allerdings vor allem auf die Ausrüstung und Hygiene beschränkt. Eine Impfung ist zur Zeit noch nicht verfügbar, auch wenn bereits über erste Erfolge mit Probeimpfstoffen berichtet wurden. Hier seien zwei Impfstoffe von der WHO als „vielversprechend“ eingestuft worden und bis November oder Dezember sollen erste Testergebnisse vorliegen, berichtet die „AFP“. Der Einsatz könne gegebenenfalls bereits Anfang des Jahres 2015 beginnen.
Ebola-Risiko für Deutschland extrem gering
Insgesamt bleibt die Wahrscheinlichkeit einer Mensch-zu-Mensch-Übertragung der Ebola-Viren in Deutschland extrem gering, auch wenn in den kommenden Monaten noch deutlich mehr Patienten in deutschen Kliniken aufgenommen würden. Die Gefahr einer Einschleppung der Seuche durch Reisende gilt ebenfalls als eher unwahrscheinlich, allerdings gibt das RKI hier zu bedenken, dass auf Flugreisen im ungünstigsten Fall sehr wohl eine Infektion erfolgen könne. Das Auswärtige Amt macht jedoch deutlich, dass „durch flüchtigen Kontakt in der Öffentlichkeit mit Menschen, die nicht krank wirken, Ebola nicht übertragen wird.“ Ebenso wenig sei bei „der Berührung von Geld, lokal gekauften Lebensmitteln oder beim Baden im Pool“ eine Infektion zu befürchten. Eine Übertragung des Ebola-Virus durch Mücken bleibe gleichermaßen ausgeschlossen. Insgesamt ist eine Ausbreitung der Seuche in solch drastischem Maße wie in Westafrika nur durch die Kombination aus extrem schlechter medizinischer Infrastruktur, mangelndem Wissen über die Erkrankung in der Bevölkerung und die sozialen Rituale beim Umgang mit Kranken und Toten zu erklären. Hierzulande besteht indes maximal das Risiko vereinzelter Infektionen, beispielsweise auf Reisen oder bei der Behandlung der Ebola-Patienten in deutschen Kliniken. (fp)
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