Aromatherapie: Ätherische Öle gegen Krankheiten und zum Wohlfühlen
08.06.2014
Bei der Aromatherapie handelt es sich um eine Therapieform bei der ätherische Öle als Medikament oder für ein besseres Wohlbefinden eingesetzt werden. In Deutschland behandeln sowohl Heilpraktiker als auch Ärzte mit einer Zusatzqualifikation ihre Patienten damit. Doch manche haben noch immer Zweifel an solchen alternativen Heilmethoden.
Krankenhaus setzt Aromapflege als unterstützende Maßnahme ein
Gegen die Aromatherapie, bei der ätherische Öle gegen Krankheiten und für ein besseres Wohlbefinden angewendet werden, gibt es leider noch immer Vorbehalte. Umso besser, dass sich immer mehr Menschen kritisch damit auseinandersetzen. Auch „Spiegel-Online“ befasst sich aktuell mit dem Thema und berichtet unter anderem über Gudrun Motzny vom Evangelischen Krankenhaus Wesel, die davon überzeugt ist, dass Aromaöle tatsächlich bei Krankheiten helfen können. Die 44-jährige Krankenschwester und Diabetesassistentin etablierte die Aromapflege in der Klinik. Dort werden seitdem duftende Essenzen bei der Behandlung von Patienten eingesetzt. Das Krankenhaus am Niederrhein ist bundesweit das erste, das die Aromapflege als unterstützende Maßnahme in Ergänzung zur ärztlichen Therapie anbietet.
Aromatherapie zeigt Wirkung
Laut Motzny waren zunächst „viele skeptisch, ob das funktioniert.“ Offenbar zeigten aber erste Versuche Wirkung: „Nach Verbrennungen zweiten Grades unterstützten wir einen Patienten unter anderem mit ätherischem Lavendelöl und Lavendelhydrolat bei der Heilung“, so die Krankenschwester. Zudem habe eine Behandlung mit Grapefruitöl bei der positiven Verhaltensänderung dementer und schwer kranker Patienten geholfen. Wissenschaftler beschäftigen sich mittlerweile immer häufiger mit den gut duftenden Ölen, die bis vor kurzem eher mit Wellness oder Esoterik in Verbindung gebracht wurden. Im vergangenen Jahr etwa kam eine Studie US-amerikanischer Forscher zu dem Ergebnis, dass eine Aromatherapie mit Ingweröl-Essenz bzw. einer Mixtur aus verschiedenen Essenzen wie Ingwer-, Grüne Minze-, Pfefferminze- und Cardamom-Öl, bei Patienten mit Übelkeit nach einer Operation Wirkung zeigt.
Effekte der Aromatherapie lassen sich in klinischen Studien nachweisen
Laut „Spiegel-Online“ gehört auch Hanns Hatt von der Bochumer Ruhr-Universität zu jenen Wissenschaftlern, die von den positiven Effekten der Essenzen überzeugt sind. Der Professor für Zellphysiologie forscht mit Kollegen seit 1992 zum Thema. Sein Team fand 2010 heraus, dass der nach Jasmin riechende Duftstoff „Gardenia Acetal“ auf Zellebene im Gehirn schlaffördernd wirkt – und zwar nach den gleichen molekularen Mechanismen wie Beruhigungsmittel aus der Gruppe der Benzodiazepine. „Aromatherapieeffekte lassen sich heute belegen und bei Probanden in klinischen Studien nachweisen“, so Hatt. Außerdem sei völlig unbestritten, dass diese Öle eine starke antibakterielle oder antifungale Wirkung haben, „denn dafür werden sie in den Pflanzen erzeugt.“
Fern aller Esoterik
Auch japanische Forscher haben sich des Themas angenommen und untersuchten bereits 2001 unter Laborbedingungen 14 ätherische Öle und deren antibakterielle Wirkung auf verschiedene Bakterien, darunter Pneumokokken, die schwere Infektionen wie Lungen- oder Hirnhautentzündungen verursachen. Stark antibakteriell wirkten dabei offenbar insbesondere Öle aus Zimtrinde, Zitronengrass und Thymian. Es besteht jedoch das Problem, dass bei einigen Ölen noch nicht alle Inhaltsstoffe bekannt sind und es sehr komplex ist, etwaige positive Effekte einzelnen Substanzen zuzuordnen. Beispielsweise beim Rosenöl, bei dem 120 der 550 pflanzlichen Inhaltsstoffe bisher nicht identifiziert seien, wie Dietrich Wabner in seinem Buch „Aromatherapie“ schreibt. Der emeritierte Chemieprofessor, der mehr als 40 Jahre an den natürlichen Substanzen forschte und Vorlesungen an der TU München über ätherische Öle hält, meint: „Die Aromatherapie ist eine rationale Therapie mit pflanzlichen Ölen und fern aller Esoterik.“
Effekt bei Krebspatienten wird untersucht
Auch bei der Behandlung von Krebserkrankungen könnten die ätherischen Öle möglicherweise eine positive Wirkung haben. So untersuchten 2011 Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) sowie von der mexikanischen Universität in Monterrey die toxische Wirkung von 50 ätherischen Ölen auf Krebszellen. Davon erwiesen sich zehn zumindest in Versuchen mit gesunden und krankhaft wuchernden Bauchspeicheldrüsenzellen anscheinend als wirkungsvoll. Auch wenn erste Untersuchungen dazu derzeit starten würden, so stünden klinische Studien, die diesen Effekt auch bei Krebspatienten nachweisen können, noch aus.
Lavendel gegen Angststörungen
Schon vor mehreren Jahren gingen Forscher der Frage nach, ob natürliche Öle eventuell auch bei psychischen Erkrankungen helfen können. Deutsche Wissenschaftler verglichen in einer Doppelstudie, an der ein Hersteller für pflanzliche Arzneimittel finanziell beteiligt war, die Wirkung von Lavendelöl bei Angststörungen mit jener des Wirkstoffs Lorazepam, einem Benzodiazepin. Wie die Studienautoren im Fachmagazin „Phytomedicine“ schrieben, waren demnach Lavendelölkapseln genauso wirksam wie Lorazepam, doch im Gegensatz dazu machte der natürliche Wirkstoff nicht müde oder abhängig „und eignet sich deshalb gut für die Behandlung einer Angststörung.“ Anfang des Jahres wurde auch im Fachmagazin „International Journal for Neuropsychopharmacology" von einer großangelegten deutsch-österreichischen Studie berichtet, die zu dem Schluss kam, dass Lavendelöl gegen Angststörungenwirksam ist.
Skepsis gegenüber alternativen Heilmethoden
Grundsätzlich besteht bei der Aromatherapie das Problem, dass es insgesamt noch zu wenige wissenschaftliche Studien gibt, die eine ursächliche und spezifische Wirkung am Menschen und bei bestimmten Krankheiten eindeutig belegen. In der Naturheilkunde werden die ätherischen Öle beispielsweise angewandt, um Stress abzubauen, Ohrensausen zu behandeln oder auch zum Immunsystem stärken. Experten raten jedoch dazu, die Aromatherapie lediglich als Unterstützung bei der Behandlung von Patienten anzuwenden. Ätherische Öle bergen mitunter auch Gefahren, beispielsweise für Kinder, oder können allergische Reaktionen auslösen. Der Bochumer Professor Hatt hat eine mögliche Erklärung parat, warum viele Mediziner gegenüber einer Aromaölbehandlung noch immer skeptisch sind: „Je höher Ärzte in der Hierarchie aufsteigen, desto weniger sind sie alternativen Heilmethoden zugeneigt.“ Zu tun habe dies damit, dass die Aromatherapie in der Ausbildung keine Rolle spiele beziehungsweise „in die esoterische Ecke gerückt wird.“ (ad)
Bildnachweis: Uwe Wagschal / pixelio.de
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