Infektionsgefahr: Zecken breiten sich auch in Städten aus
18.06.2014
In deutschen Städten breiten sich Zecken immer weiter aus. Dies auch deshalb, da die Lebensräume für die Wirtstiere der kleinen Blutsauger in Stadtgebieten zunehmen. Dadurch kann auch die Infektionsgefahr für Krankheiten wie Borreliose oder Hirnhautentzündung steigen.
Zecken breiten sich in Städten aus
Zecken breiten sich auch in den deutschen Städten immer weiter aus. Dies deshalb, da es eine Zunahme geeigneter Lebensräume auch für die Wirtstiere wie Mäuse oder Ratten gibt, auf denen die blutsaugenden Parasiten sitzen. Das erklärten Franz-Rainer Matuschka, Parasitologe von der Hochschulambulanz der Universität Potsdam und seine Kollegin Dania Richter von der Technischen Universität Braunschweig gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. So würden sich längst nicht nur in Berlin, Freiburg, Hannover oder Magdeburg Zecken mit den Erregern der Lyme-Borreliose oder der Hirnerkrankung FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) finden lassen. Außer in Waldgebieten leben sie auch in Parks, Hinterhöfen und Gärten, sowie ehemaligen Rieselfeldern und an Mauerstreifen oder auf Spielplätzen. Ihre Transportmittel sind neben Mäusen und Ratten auch Vögel, Füchse oder Igel.
Thema wurde lange nicht beachtet
„Die Zersiedlung hat zugenommen“, so Matuschka. „Unsere Stadtgärten werden anders gepflegt als früher, sind naturnaher, und das birgt bei aller Schönheit erhöhte Risiken.“ Beim Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin heißt es dazu: „Die Meldedaten sind in den ostdeutschen Bundesländern in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts deutlich gestiegen, eine der Ursachen könnte in einem geänderten Freizeitverhalten liegen.“ Dazu gehörten etwa Joggen oder Nordic Walking. Matuschka und Richter betonten: „Ist die Luftfeuchte hoch und gibt es genug Wirtstiere, so können sich die Zecken auch in den Städten vermehren.“ Waldränder und schattige Wiesen seien für die Tiere ideal. Der Parasitologe meinte, man habe „das Thema lange nicht beachtet.“
Gefahr geht auch von Hauskatzen aus
Doch nicht nur Mäuse und Ratten seien schuld an der Ausbreitung. „Eine erhebliche Gefahr kann im häuslichen Bereich von Katzen ausgehen“, so Matuschka. „Es gibt in Deutschland mindestens zehn Millionen Hauskatzen, dazu kommen zwei bis drei Millionen streunende Katzen.“ Die bei Zecken beliebten Haustiere haben in der Regel einen besonders engen Kontakt zu Menschen und schlafen manchmal sogar bei ihnen im Bett. „Besonders gefährlich ist, dass von den Katzen abgeputzte Zecken dann sofort den Menschen mit Borrelien infizieren können, während das normalerweise ein bis zwei Tage dauert. So bleibt anders als nach einem Spaziergang kaum Zeit, die Parasiten rechtzeitig zu entfernen.“
Konsequentes Müllmanagement gefordert
Die beiden Experten fordern daher ein konsequentes Müllmanagement. „Wenn der Tisch in Parks für Nagetiere wie Mäuse und Ratten oder auch Vögeln, etwa Amseln, reich gedeckt ist, dann steigt auch das Zeckenrisiko für den Menschen“, so Matuschka. „Grund zur Panik oder gar Hysterie besteht aber nicht“, meinte seine Kollegin. „Wir wollen die Leute nicht aus dem Garten fernhalten, das sollte nicht das Ziel sein.“ Schließlich könne man sich vor einem Zeckenbefall schützen, erklärte Matuschka. So sollte man etwa Gebiete mit Unterholz oder hohes Gras meiden und die Kleidung sowie die Haut nach einem Aufenthalt im Grünen nach Zecken absuchen. Beim Spaziergang bietet sich an, die Hosenbeine in die Socken zu stecken und Abwehrmittel zu verwenden. Wenn man Zecken findet, sollte man sie entfernen und die Einstichstelle gründlich desinfizieren. Hilfreich ist dabei eine spezielle Zeckenzange oder sogenannte Zeckenkarte.
Zecken übertragen verschiedene Krankheitserreger
Durch einen Zeckenbiss können verschiedene Krankheitserreger übertragen werden. So sollen sich nach Schätzungen bundesweit jährlich bis zu 200.000 Menschen mit Lyme-Borreliose infizieren, die zu den bakteriellen Infektionskrankheiten gehört. Neben der Wanderröte, die jedoch nicht bei allen Patienten auftritt, gehören zu den Anzeichen der Erkrankung Allgemeinsymptome wie Abgeschlagenheit, Nachtschweiß, Fieber oder unspezifischen Gelenk- und Muskelschmerzen. Als gefährlicher gilt jedoch die FSME. „Bundesweit liegt die Zahl der gemeldeten FSME-Fälle meist bei 300 bis 400 pro Jahr“, so die Biologin Susanne Glasmacher, Pressesprechern des RKI. Die Möglichkeiten der Behandlung nach einer Infektion sind dabei eher beschränkt. Auch wenn sich die grippeähnlichen Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen oder Erbrechen lindern lassen, so könne die Krankheit an sich nicht gezielt therapiert werden. Doch im Gegensatz zur Borreliose existiert gegen die FSME eine Schutzimpfung. Vor wenigen Jahren wurde zudem ein weiterer Keim entdeckt, der durch Zecken übertragen wird. „In den vergangenen Jahren gab es einige Fälle in Europa von durch Zecken übertragene Neoehrlichiose. Der Erreger kann zu Schlaganfällen und vermutlich auch Herzinfarkt führen“, so Matuschka. (ad)
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