Neu konzipiertes Gel soll nach Zeckenbiss Borreliose verhindern
06.06.2012
Ein neuartiges Gel soll dazu dienen, unmittelbar nach einem Zeckenbiss Bakterien abzutöten, um ein Auftreten der Borreliose zu verhindern. Aktuelle Untersuchungen weisen daraufhin, dass bereits jede dritte Zecke Borrelien-Bakterien in sich trägt. Um die Ansteckungsgefahr zu mindern, soll eine Creme dabei helfen, ein Aufflammen der Infektionskrankheit schon im Keim zu ersticken.
Ein neues Gel soll direkt nach einem Zeckenstich auf die Haut aufgetragen werden, um eine gefährliche Borreliose zu verhindern. Zwar kann eine Infektion verhältnismäßig harmlos verlaufen, viele Patienten leiden jedoch in Folge an Gliederschmerzen, Herzstolpern, Herzrasen, Nierenschäden und Nervenleiden. Hat eine Zecke gebissen können danach Fieber, Schüttelfrost, Schmerzen in den Gelenken und der typische rote Kreis um die Wundstelle auftreten. Medizinisch werden Patienten bei beschriebenen Beschwerden und dem Nachweis des Erregers im Blut mit starken antibiotischen Medikamenten und in schwereren Fällen auch mit Infusionen therapiert. Oftmals fehlen allerdings zu Beginn der Infektion typische Warnsymptome, so dass viele Patienten den Zeckenbiss im anfänglichen Stadium nicht behandeln lassen. Schwerwiegend sind deshalb auch die Spätfolgen, die dann kaum mit konventionellen Methoden bekämpft werden können. Gegen den Erreger existieren heute weder Impfungen noch evidente Sofortbehandlungen.
Rund 35 Prozent der Zecken in Deutschland tragen den Erreger mittlerweile in sich, sagt Dr. Sabine Stauga vom Bernhard-Nocht Zentrum für Klinische Studien (BNCCT). Bei fünf bis zehn Prozent der Gestochenen bricht ein Infekt aus. Um eine bessere Versorgung für Patienten zu gewährleisten, haben Wissenschaftler aus Deutschland und Österreich ein neues Arzneimittel konzipiert, dass vor dem Ausbruch einer Borreliose schützen soll.
Damit der Schutz wirkt, sollen Zecken-Betroffene ein Gel mit Antibiotika nach einem Biss auftragen. In der Creme ist der Wirkstoff Azithromycin enthalten, der bislang nur als Pille nach einem Zecken-Vorfall eingenommen wird. Frühere Studien, die den Wirkstoff in Form einer Salbe zu installieren versuchten, waren immer wieder fehlgeschlagen. Damalige Präparate wurden mit Öl hergestellt. Das Öl sollte dabei helfen, den antibiotischen Arzneimittelstoff in die Haut einziehen zu lassen. Doch die Hautaufnahme des Wirkstoffs war bislang zu minimal, um ein Eindringen in tiefere Hautschichten zu ermöglichen.
Vielversprechender sei hingegen das neu konzipierte Mittel. Das Gel enthält das Antibiotikum Azithromycin in einer sehr hohen Konzentration, so dass die Bakterien direkt an der Bissstelle abgetötet werden können. Erste Studien bei Tieren hätten entsprechende Erwartungen erfüllt, auch sei die Verträglichkeit auf der Haut gut, wie eine weitere Studie zeigte.
Der Erreger wird erst nach einigen Stunden aus dem Darm des Trägertiers ausgesondert. Wurden die Keime in die Wundstelle transportiert, verbleiben diese in der Regel bis zu vier Tagen in der Nähe der Stichstelle. Erst dann wandern die Bakterien weiter in den Körper. Diese Besonderheit macht sich das Gel zu nutze und kann demnach an der Bissstelle aufgetragen werden.
Das Hamburger Studienzentrum ist derzeit auf der Suche nach Probanden für die abschließende Studienphase, die für eine Zulassung des Medikaments erforderlich ist. Bis zum Herbst 2012 können sich Probanden zwischen 18 und 80 Lebensjahren melden. Voraussetzung ist, dass sie von einer Zecke gestochen wurden. Zudem sollte die Zecke aufbewahrt sein, demnach entweder noch in der Haut stecken oder bereits entfernt in einem Glas. Bis zu 500 Menschen werden für die Studienphase Drei gesucht, um das antibiotische Gel unter Normalbedingungen zu testen. (sb)
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