Zeitarbeit macht Menschen häufiger krank
13.07.2011
Nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) führt Zeitarbeit bei Arbeitnehmern zu einem erhöhten Krankenstand. Ursächlich hierfür sind eine schlechte Bezahlung und meist inakzeptable Arbeitsverhältnisse.
Leiharbeiter sind häufiger krank
Laut einer internen Auswertung von Patientendaten der Techniker Krankenkasse macht Zeitarbeit Menschen häufiger krank. Im letzten Jahr waren Leiharbeiter im Schnitt 15 Tage ärztlich attestiert krank geschrieben. Arbeitnehmer waren im Vergleich gut 3,5 Tage 2010 weniger krank geschrieben. Etwa 806.000 Menschen arbeiten derzeit in Deutschland bei Leiharbeitsfirmen.
Krank ist Andreas T. nicht geworden, aber die 18 Monate Arbeit in einer Zeitarbeitsfirma haben ihn ganz schön zugesetzt. "Es war eine turbulente Zeit. Ich war in drei verschiedenen Betrieben als Lagerist eingesetzt, musste deshalb auch viel pendeln. Das ging an die Substanz", erinnert sich der junge Mann. Es ist vor allem die Situation der Arbeitnehmer, die belastend erlebt wird. Nach Angaben der Krankenkasse ist die Leiharbeit selbst der Auslöser für den erhöhten Krankenstand. Diesen Punkt wollen aber die Vertreter des Bundesarbeitgeberverbands der Personaldienstleister (BAP) nicht so stehen lassen. Sie verweisen darauf, dass die Daten der Krankenkasse „nicht repräsentativ“ seien. Nach Angaben des Pressesprechers Michael Wehran würde eine großer Teil der Leiharbeiter körperlich anstrengende Arbeitstätigkeiten ausführen. Daher seien Zeitarbeiter durchschnittlich häufiger krank als andere.
Häufig Rückenschmerzen und Depressionen
Diesem Argument widerspricht die TK-Kasse nicht und verweist selbst auf den Umstand der zum Teil körperlich anstrengenden Tätigkeiten. Doch auch eine geringere Bezahlung und ständig wechselnde Einsatzorte würden den Versicherten zu schaffen machen. Das spiegelt sich auch in den Daten wieder. Eine Mehrheit der Erkrankten litt an Muskel- und Skelett Beschwerden wie Rückenschmerzen oder Kreuzschmerzen. Diese Symptomatiken verursachten bei den Betroffenen im letzten Jahr gut 3,4 Fehltage pro Kopf. Einen Anstieg der psychischen Erkrankungen konnte die Krankenkasse ebenfalls festmachen. Jeder Leiharbeiter war im Durchschnitt zwei Tage aufgrund von Burn Out, Depressionen, Schlafstörungen oder anderer psychischer Leiden krank geschrieben. „Häufig stehen die Menschen unter einem enormen Druck. Sie haben Angst wieder in Hartz IV zurück zufallen. Die Menschen erleben eine tiefgreifende Unsicherheit, verspüren Existenzängste“. Am häufigsten fehlten Rohrinstallateure im Job. Die TK errechnete hier eine durchschnittliche Fehlzeit von 22 Tagen im Jahr. (sb)
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Bild: Guedo / pixelio.de
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