US-Forscher bestätigen anhand einer Studie die Sucht nach Süßigkeiten
27.12.2010
Süßigkeiten machen süchtig. US-Forscher haben herausgefunden, dass übermäßiger Süßigkeitenkonsum einem zwanghaften Suchtverhalten wie beispielsweise bei Drogenabhängigen gleicht. „Zu viel sehr kalorienreiche Nahrung macht gewissermaßen süchtig“, betonte Paul Johnson vom Scripps Research Institute in Jupiter (Florida/ USA).
Zwanghaftes Essen ähnlich einer Sucht
Paul Johnson und Paul Kenny vom Scripps Research Institute haben im Rahmen einer Studie normal- und übergewichtigen Ratten Leckereien serviert, den Tieren beim Konsum jedoch zeitgleich ein unangenehmer Reiz gesetzt. „Wir haben untersucht, wie viel wohlschmeckende Nahrung fettleibige und normalgewichtigen Ratten konsumieren, wenn sie gleichzeitig einen unangenehmen Reiz aushalten müssen“, erklärte Johnson das Vorgehen der Wissenschaftler. Im Rahmen ihrer Untersuchung konnten die Forscher feststellen, dass im Gehirn der stark übergewichtigen Ratten bestimmte Rezeptoren weniger aktiv waren, wodurch die Tiere zwanghaft weiter fraßen während die anderen Ratten aufgrund der unangenehmen Reize auf die wohlschmeckende Nahrung verzichteten. Das zwanghafte Fressen der übergewichtigen Ratten wurden begleitet von einer geringeren Aktivität der Dopamin-D2-Rezeptoren, welche die Empfangseinheit für Signale durch den Neurotransmitter Dopamin bilden und zum Belohnungssystem des Gehirns gehören. Die Reaktion der D2-Rezeptoren auf den Süßigkeitenkonsum gleiche den Prozessen die im Gehirn Drogenabhängiger ablaufen, berichteten die US-Forscher. Ihre Untersuchung habe belegt, dass ein übermäßiger Süßigkeitenkonsum mit der Zeit in gewisser Hinsicht süchtig macht, betonte Johnson.
Liking und Wanting als Regulatoren der Süßigkeiten Sucht
Die Gesundheitswissenschaftlerin Erika Clark von der Universität in Buffalo kamen bei einer Studie mit insgesamt 53 Teilnehmerinnen, die normalgewichtig, übergewichtig oder fettleibig (adipös) waren, zu ähnlichen Ergebnissen wie Johnson und Kenny. Erika Clark und ihr Team hatten über 14 Tage hinweg untersucht, wie der tägliche Verzehr von kalorienreichen Snacks wie Chips oder Schokoriegeln sich auf die Vorliebe der Teilnehmerinnen für diese Nahrungsmittel auswirkt. Dabei kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass den Frauen, wenn sie jeden Tag die kalorienreichen Snacks konsumierten, die entsprechende Nahrungsmittel immer weniger schmeckten. Das Verlangen nach Chips oder Schokoriegeln ging jedoch nicht gleichermaßen zurück wie die geschmacklichen Vorlieben. Insbesondere bei den übergewichtigen Teilnehmerinnen zeigten sich eine gegenteilige Entwicklung: das Verlangen nach den kalorienreichen Snacks stieg deutlich an. „Alle Reize, die Freude oder angenehme Effekte verheißen, wie Alkohol, Drogen, Sexualität oder Essen, werden durch neuronale Reaktionen im Gehirn verstärkt“, erklärte Martina de Zwaan, Leiterin der psychosomatischen und psychotherapeutischen Abteilung am Universitätsklinikum Erlangen das Studienergebnis. Die Expertin führte weiterhin aus, dass „in erster Linie (…) der Genuss – das sogenannte Liking – (…) uns motiviert.“ Daneben gebe es aber auch auch „das Wanting, bei dem es nicht um die Freude selbst geht, sondern um die Motivation, etwas zu bekommen“, betonte de Zwaan.
Zurückhaltung beim Süßigkeitenkonsum geboten
Liking und Wanting sind zwei Seiten der selben Medaille, die meist Hand in Hand gehen, erklärte die Spezialistin des Universitätsklinikums Erlangen weiter. Auf diese Weise führe der Konsum von Schokolade oder Plätzchen über die Reduzierung des Liking nach einiger Zeit meist von selbst dazu, dass der Verzehr der kalorienreichen Snacks zurückgeht. Bei einigen Menschen scheint sich das Wanting jedoch verselbstständigt und eine derart dominante Rolle eingenommen zu haben, dass es durchaus mit den Effekten einer (Drogen-) Sucht vergleichbar ist, erklärte de Zwaan. Daher sollten bei dem Konsum von Süßigkeiten und anderen kalorienreichen Snacks stets ein gewisses Maß an Zurückhaltung gewahrt werden, um den Süßigkeiten nicht völlig zu verfallen.
Wenn der Konsum nicht übertrieben bzw. ein einigermaßen normales Essverhalten eingehalten wird, springen die entsprechenden Regelkreise gar nicht erst an, erläuterte de Zwaan und riet außerdem nicht jedes zusätzliche Gramm Körpergewicht gleich mit einer Diät zu bekämpfen. Denn derartige Diäten erhöhen das Verlangen bzw. das Wanting unnötigerweise, da die über die Feiertage angesammelten zusätzlichen Pfunde ohnehin häufig mit der Zeit von alleine wieder verschwinden würden, so die Ansicht der Expertin des Universitätsklinikums Erlangen.
Ernährungsumstellung gegen Heißhungerattacken
Langfristig lässt sich der Heißhunger auf Süßes auch aus Sicht der Naturheilkunde am besten durch eine gezielte Ernährungsumstellung und einer verbesserten Selbstwahrnehmung in den Griff bekommen. Wobei nach Aussage der Experten jedoch auch der psychisch motiviert Heißhunger, das heißt Essen zum Abbau oder zur Vermeidung negativer Gefühle, berücksichtigt werden sollte. Der psychisch motiviert Heißhunger äußert sich in unwiderstehlichem Appetit der regelmäßig in Situationen von Einsamkeit, Angst, Traurigkeit u.s.w. Einsetzt, wobei die anschließende Nahrungsaufnahme zum Beispiel ein Gefühl von Trost, Sicherheit oder Schutz vermittelt. Eine gründliche (Labor-) Untersuchung durch den Heilpraktiker bzw. einen naturheilkundlich ausgerichteten Arzt zu dem zwanghaften Essverhalten der Patienten richtet daher zuerst den Blick auf die möglichen Ursachen des immer wiederkehrenden Heißhungers. Anschließend wird eine spezifische Behandlung eingeleitet, die in der Naturheilkunde beispielsweise mit einer Entgiftungskur zur Reduzierung des Süßigkeitenappetits beginnen kann.
Ursachen für Heißhunger
Die Ursachen für den Heißhunger können jedoch äußerst unterschiedlich sein. So kann auch die übermäßige Besiedelung des Darms mit Hefepilzen, insbesondere mit Candida albicans zu entsprechendem Essverhalten führen. Daher sollte bei dauerhaften Essattacken ein Arzt hinzugezogen werden, der die Ursachen genauer beleuchtet. Durch eine Umstellung der Essgewohnheiten mit dem Ziel der Stabilisierung des Blutzuckerspiegels können die Betroffene jedoch auch in Eigentherapie bereits einiges erreichen. Empfehlenswert sind geregelte Mahlzeiten, möglichst ohne Zwischenmahlzeiten basierend auf vollwertigem Getreide, Obst und Gemüse, da diese den Blutzuckerspiegel nicht unnötig in die Höhe treiben, reich an Nährstoffen sind und ihrerseits den Stoffwechsel ankurbeln. Als gesunde Lebensmittel, die das Bedürfnis nach „Süßem“ decken werden in der Naturheilkunde z.B. Karotten, Gurken, Topinambur, Vollkornbrot, Ingwertee und (geringe Mengen) Honig genannt. (fp)
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Bild: Benjamin Klack / pixelio.de
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