Schmerzen unter der Kniescheibe
Schmerzen unterhalb der Kniescheibe treten vor allem bei jungen und sportlich aktiven Menschen auf. Meist machen sich die Beschwerden beim Bergabgehen, Treppensteigen, Wandern, Laufen oder beim Aufstehen aus einer gehockten Haltung bemerkbar. Bei diesen Bewegungen ist ist die Belastung beziehungsweise der Zug und der Druck auf die Kniescheibe und die Kniescheibensehne, in die sie eingebettet ist, besonders stark. Häufig sind die Beschwerden eine Folge von Überlastung, die nach einer Zeit der Schonung und Sportkarenz von selbst zurückgehen.
Um abzuklären, ob eine Erkrankung der Kniescheibe oder des Kniegelenks vorliegt, sollte jedoch ein Arzt konsultiert werden. Zu den häufig auftretenden Krankheitsbildern von Schmerzen unterhalb der Kniescheibe zählen unter anderem das Patellaspitzensyndrom, Morbus Osgood-Schlatter, das Patellofemorale Schmerzsyndrom und die Schleimbeutelentzündung (Bursitis). Die Therapie besteht je nach Diagnose im Wesentlichen aus entzündungshemmenden Medikamenten, physikalischer Therapie, krankengymnastischen Übungen und Schmerzmitteln. Ein operativer Eingriff kann zudem notwendig sein, wenn durch die konservative Therapie keine Linderung der Beschwerden erreicht wird.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen von Schmerzen unterhalb der Kniescheibe
Die Kniescheibe ist durch Bänder, Sehnen und Muskeln in die Kniegelenkkapsel eingebettet und liegt vor dem Kniegelenk. Der flache, scheibenförmige, leicht gewölbte und – von vorne betrachtet – dreieckige, frei laufende Knochen gleitet bei Bewegung in einer Rinne am Oberschenkelknochen nach oben und unten. Zum einen schützt die Kniescheibe das Kniegelenk, zum anderen verringert sie die Reibung des vierköpfigen Oberschenkelmuskels und verstärkt dessen Wirkung als Hebel.
Schmerzen unterhalb der Kniescheibe (lat. Patella) sind häufig auf ein Problem des Oberschenkelstreckmuskelansatzes zurückzuführen. Betroffene klagen häufig über Beschwerden beim Bergabgehen oder Treppensteigen.
Da die Funktion der Kniescheibe von den Funktionen des Oberschenkelstreckers, der Becken- und Beinstatik, der Gefäß- und Nervenversorgung aus dem Bereich des unteren Rückens sowie dem allgemeinen Stoffwechsel beeinflusst werden, müssen bei der Diagnose und Behandlung von Schmerzen auf, unterhalb oder seitlich der Kniescheibe auch andere Beschwerden wie beispielsweise Rückenschmerzen berücksichtigt werden.
Ursache Patellaspitzensyndrom
Das Patellaspitzensyndrom gehört zu den häufigsten chronischen und degenerativen Überlastungserkrankungen im vorderen Kniebereich bei Sportlern. Vor allem Leichtathletik, Sprungsportarten und Tanzen belasten die Kniescheibensehne durch besonders starke, ruckartige Zugkräfte. Durch Überlastung der Kniescheibensehne lagert sich Kalk im Sehnenansatz an der Kniescheibe ab und es kommt zu Verhärtungen. Im schlimmsten Fall kann es zum Sehnenabriss kommen.
Das sogenannte „Springerknie“ (englisch „Jumper’s knee“), wie das Patellaspitzensyndrom auch bezeichnet wird, weist ein ähnliches Beschwerdebild wie der „Tennisellenbogen“ auf und wird von Betroffenen als sehr schmerzhaft empfunden. Häufig kommt es bei Belastung zu nadelstichartigen, starken Schmerzen unterhalb der Kniescheibe (im Bereich der Kniescheibenspitze), die in der Regel in Schüben 15 bis 20 Minuten lang auftreten. Während sich die Beschwerden zu Beginn nur bei Belastung bemerkbar machen, können sie im fortgeschrittenen Stadium auch dauerhaft bestehen.
Zur Behandlung des Patellaspitzensyndroms werden meist schmerz- und entzündungshemmende Medikamente verabreicht und eine spezielle Bandagierung des Kniegelenks vorgenommen. Stoßwellentherapie kann ebenfalls zur Behandlung von Schmerzen unterhalb der Kniescheibe angewendet werden. Im fortgeschrittenen Stadium kann ein operativer Eingriff notwendig sein, bei dem die Patellasehne gelöst beziehungsweise der Regenerationsprozess angeregt wird.
Ursache Morbus Osgood-Schlatter
Eine weitere Erkrankung, bei der Knieschmerzen unterhalb der Patella auftreten, ist Morbus Osgood-Schlatter. Durch eine Reizung der Kniescheibensehne (Patellarsehne) am vorderen Schienbein können sich Knochenstücke ablösen und absterben. Dadurch entsteht eine sogenannte aseptische Osteonekrose, ein abgestorbener Knochenbezirk am Ansatz des Kniescheibenbandes unterhalb der Kniescheibe, der nicht auf eine Infektion durch Viren oder Bakterien zurückzuführen ist.
Vor allem Jungen im Alter zwischen 10 und 14 Jahren und Sportler sind von Morbus Osgood-Schlatter betroffenen. Die Ursache der Erkrankung ist noch nicht abschließend geklärt. Trainingsbedingte Mikroverletzungen oder Überlastungen könnten Auslöser der Erkrankung sein.
Zudem könnte eine verminderte Belastbarkeit des Scheinbeins während der hormonellen Veränderungen in der Pubertät zu einem Ungleichgewicht der Kniebelastung führen und das Kniescheibenband stärkerer Zugkraft aussetzen. Übergewicht und lokale Durchblutungsstörungen werden ebenfalls als Ursache für Morbus Osgood-Schlatter und Schmerzen unterhalb der Kniescheibe diskutiert.
In den meisten Fällen führt Schonung und die Gabe entzündungshemmender Medikamente zur Besserung der Beschwerden. Sollte sich keine Linderung der Beschwerden einstellen, kann ein sogenannter Gipstutor, ein spezieller Gipsverband, der die Bewegungsmöglichkeit nicht vollständig einschränkt zur vorübergehenden Ruhigstellung angelegt werden.
Ein operativer Eingriff ist nur selten notwendig, beispielsweise wenn freie Knochensplitter an den Sehnen und Bändern schaben oder die Bewegungsfähigkeit des Gelenks einschränken.
Urache Patellofemorales Schmerzsyndrom
Das Patellofemorale Schmerzsyndrom gehört zu den häufig auftretenden Beschwerden im vorderen Knie. Ihm liegt jedoch kein einheitliches Krankheitsbild zugrunde. Unklar ist zudem die Ursache der Schmerzen, die vor, hinter, unter und neben der Kniescheibe auftreten können. Häufig klagen Betroffene über diese, wenn das Kniegelenk nach längerer Ruhephase wieder bewegt wird. Auch beim Treppensteigen, in der Hocke und bei sportlicher Aktivität machen sich diese bemerkbar.
Zum Teil kommt es zu Bewegungseinschränkungen und Schwellungen im Bereich der Kniescheibe. Das patellofemorale Gelenk, das die Verbindung zwischen der Kniescheibe und dem Oberschenkelknochen bildet, ist besonders häufig bereits früh von einer Degeneration betroffen. Meist sind die Patienten jung und/oder sportlich aktiv.
Als Ursache für das Patellofemorale Schmerzsyndrom werden neben einer Überlastung des Kniegelenks, eine Muskelschwäche der Oberschenkelmuskulatur, Verkürzungen der Oberschenkel- , Waden- und Hüftmuskulatur, Abweichen der Kniescheiben- und Kniegelenksknochen sowie der Hüftgelenks- oder Sprunggelenksknochen diskutiert.
Schmerzen unterhalb der Kniescheibe durch Schleimbeutelentzündung
Als mögliche Ursache kommt eine sogenannte Bursitis, eine Schleimbeutelentzündung, in Betracht. Schleimbeutel befinden sich beispielsweise seitlich, auf oder unterhalb der Kniescheibe oder sind mit dem Gelenkinnenraum verbunden. Während die innenliegenden Schleimbeutel vor allem bei Brüchen verletzt werden können, entzünden sich die vor und unterhalb der Kniescheibe liegenden Schleimbeutel häufig aufgrund einer hohen Druckbelastung, der sie ausgesetzt sind.
Menschen, die beruflich viel im Knien arbeiten wie beispielsweise Fliesenleger sind häufiger von chronischen Schleimbeutelentzündungen betroffen. Auch Stürzte oder Aufprallunfälle beim Sport können zu einer Bursitis führen. Eine entzündete Wunde kann ebenfalls der Auslöser sein.
Eine Schleimbeutelentzündung ist durch eine Schwellung der Kniescheibe gekennzeichnet, die bei Druck und Bewegungen Schmerzen verursacht, im Ruhezustand des Knies treten keine Beschwerden auf. Häufig erscheint die Schwellung durch eine bakterielle Infektion rötlich und überwärmt. Bei Betroffenen kann Fieber auftreten.
Eine Bursitis sollte in jedem Fall gut auskuriert werden, da anderenfalls ein chronischer Verlauf droht. Wichtig ist eine Schonung des Kniegelenks, wenn nötig mittels Ruhigstellung mit einer Schiene. Zudem werden meist nicht steroidale Schmerzmittel verabreicht. Die Schwellung sollte gekühlt werden.
Bei Eiterbildung muss dieser unbedingt ausgeräumt werden. Meist handelt es sich dabei um einen kleinen Eingriff. Dabei kann der entzündete Schleimbeutel auch entfernt werden (Bursektomie). Zudem ist eine Punktion des entzündeten Schleimbeutels möglich, um Flüssigkeit auszuleiten, falls die Schwellung stark einschränkend ist.
Knieschmerzen aus Sicht der Naturheilkunde
Schmerzen am Knie werden in der Naturheilkunde stets im Zusammenhang mit anderen Strukturen gesehen. So verläuft der Nerv (Nervus femoralis), der das Knie versorgt, aus dem Lendenbereich der Wirbelsäule zwischen zwei Muskelanteilen des Hüftbeugers (M. Iliopsoas). Dieser Muskel ist bei vielen Menschen durch langes Sitzen am Schreibtisch und mangelnde Bewegung verkürzt. Knieschmerzen, die nach dem Aufstehen oder ohne mechanische Belastung auftreten und für die es unter schulmedizinischen Gesichtspunkten keine Erklärung gibt, werden in der ganzheitlichen Betrachtung als Folge einer Abklemmung dieses Nerven gesehen.
In der Osteopathie wird der Hüftbeuger auch als „Müllkippe des Körpers“ bezeichnet, weil er zum einen in unmittelbare Nähe zum Darm verläuft. Beim langen Verweilen von Darminhalten treten an einigen Stellen Gift- und Reizstoffe durch das Gewebe und führen zu Reizungen des Muskels und den umliegenden Nervenverbindungen.
Zum anderen ist der Hüftbeuger eng mit dem Zwerchfell verknüpft. Spannungen im Zwerchfell (Fixierung in Einatmungshaltung), die beispielsweise entstehen, wenn Menschen nach persönlichen Schicksalsschlägen das erlösende Weinen schwerfällt, können ständig Zug auf den Muskel ausüben.
Das Zwerchfell ist die Struktur, die beim sogenannten „Schluchzen“ zuerst kontrahiert. Der Begriff „Müllkippe“ passt demnach auch in emotionaler Hinsicht. Diese Verbindungen erklären auch, warum es manchmal beim mechanischen Dehnen des Hüftbeugers zu einem Ausbruch dieser Emotionen kommen kann und sich zudem auf undefinierbare Knieschmerzen auswirkt. (ag)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Joseph J. Biundo: Bursitis, MSD Manual, (Abruf 03.09.2019), MSD
- Klinik am Ring: Patellaspitzensyndrom / Jumpers knee, H. & P. KLINIK am RING für operative Medizin GmbH & Co.KG, (Abruf 03.09.2019), KaR
- H. Gaulrapp: Klinik, Bildgebung und Therapie des Morbus Osgood-Schlatter, Der Orthopäde, Ausgabe 3/2016, (Abruf 03.09.2019), Springer
- Carl Joachim Wirth, Wolf Mutschler, Dieter Kohn, Tim Pohlemann: Praxis der Orthopädie und Unfallchirurgie, Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.