Schlafstörungen in Deutschland: Vier Millionen Menschen betroffen
04.04.2011
Den Hochrechnungen der TK zufolge litten rund fünf Prozent der Deutschen im Jahr 2010 an Schlafstörungen. Etwa 400.000 Versicherte der TK waren betroffen, was gegenüber dem Vorjahr erneut eine deutliche Steigerung darstellt. Im Jahr 2009 litten rund 250.000, im Jahr 2008 sogar nur 210.000 TK-Versicherte unter Schlafproblemen, berichtete die Krankenkasse. Mit dem Anstieg der Schlafstörungen hat auch die Verwendung von Schlafmitteln erheblich zugenommen, so ein weiteres Ergebnis der TK-Untersuchung.
Trend zu mehr Schlafstörungen und Selbstmedikation mit Schlafmitteln
Die TK bestätigte im Rahmen ihrer Untersuchung einen Trend, der sich schon in den vergangenen Jahren deutlich abzeichnete: Immer mehr Deutsche leiden unter Schlafstörungen. Dabei hat der Zuwachs im letzten Jahr ein besorgniserregendes Ausmaß angenommen. Dass mittlerweile rund fünf Prozent der Deutschen unter Schlafstörungen leiden, wird sowohl von den Krankenversicherungen als auch von Medizinern mit wachsender Sorge betrachtet, denn es drohen ernsthafte gesundheitliche Beschwerden. Chronischer Schlafmangel und Müdigkeit führen zum Beispiel zu einem deutlich erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen und Angststörungen, warnten Experten der DAK im September des vergangenen Jahres, als sich die erneute massive Zunahme der Schlafstörungen bereits abzeichnete. Die DAK betonte dabei auch, dass viel zu häufig in Eigentherapie freiverkäufliche Schlafmittel eingenommen und der Arztbesuch gemieden, werde. Diese Tendenz scheint sich nun in der aktuellen Studie der TK zu bestätigen, denn hier wurde ebenfalls ein deutlicher Anstieg bei der Einnahme von Schlafmitteln verzeichnet. Im Jahr 2010 haben mehr als 1,4 Millionen Menschen in Deutschland Schlafmittel zur Bewältigung ihrer Schlafstörungen eingesetzt, wobei die Hälfte der Anwender älter als 60 Jahre gewesen sei, erklärte die TK.
Warnung vor regelmäßiger Schlafmittel-Verwendung
Angesicht der drastischen Zunahme bei der Verwendung der Schlafmitteln warnte die TK eindringlich vor den möglichen negativen Folgen eines regelmäßigen Schlafmittelkonsums. So bestehe beispielsweise das Risiko, dass der Wirkstoff während der Nacht nicht vollständig abgebaut wird und die Medikamente auch tagsüber ihre Wirkung entfalten, das heißt Müdigkeit und eine Herabsetzung des Reaktionsvermögens bedingen, warnte die TK. Die Experten raten dazu, Schlafstörungen, die länger als einen Monat dauern, mindestens dreimal die Woche auftreten und / oder sich störend auf den Beruf auswirken, dringend medizinisch untersuchen zu lassen. Von der Selbstmedikation mit Schlafmitteln sei indes abzuraten, weil die regelmäßige Einnahme erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringen kann. „Es ist erschreckend dass fast 60 Prozent der Betroffenen ohne die Kontrolle eines Arztes Medikamente einnehmen“, erklärte Wolfgang Wirkner von der DAK unter Bezug auf den DAK-Gesundheitsreport im vergangenen Jahr.
Stress und Bewegungsmangel Ursachen der Schlafstörungen
Als wesentliche Faktoren für die deutliche Zunahme der Schlafstörungen nennt die TK beruflichen und privaten Stress, Bewegungsmangel sowie extremen Alkohol-, Nikotin- und Koffeinkonsum. Allerdings können nach Aussage der Experten auch Krankheiten, Schmerzen oder permanenter Lärm die Ursache der Schlafstörungen sein. Besonders häufig seien Menschen, die Nachts arbeiten müssen (wie Schichtarbeiter oder Krankenschwestern), betroffen. In der Regel gelten sieben bis neun Stunden Schlaf pro Nacht für Erwachsenen als ideal, wobei das individuelle Schlafbedürfnis jedoch deutlich von diesen Richtwerten abweichen kann. Schlafforscher verweisen bereits seit längerem darauf, dass die Einhaltung fester Einschlaf- und Aufwachzeiten dazu beitragen kann, Schlafstörungen zu vermeiden, da der Biorhythmus sich auf die festen Ruhephasen einstellt. Auch werden Entspannungsübungen wie zum Beispiel Autogenes vor dem Schlafengehen empfohlen, um Schlafstörungen vorzubeugen. In der Naturheilkunde konnten außerdem erhebliche Erfolge mit der Verwendung von Baldrian zur Regulierung des Schlafrhythmus erzielt werden. Allerdings warnen die Experten davor, dass zu viel Schlaf auch negative Auswirkungen auf den Organismus haben kann und eine deutlich erhöhtes Schlafbedürfnis möglicherweise Anzeichen einer andere Erkrankung ist. (fp)
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Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.