Hautkrebs bei Mäusen erfolgreich mit Viagra therapiert
09.11.2011
Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg haben eine krebsvorbeugende Wirkung des Potenzmittels Viagra entdeckt. Demnach könnte der Wirkstoff in Zukunft möglicherweise bei der Behandlung von schwarzem Hautkrebs (malignes Melanom) helfen. Die Immunabwehr könnte durch die Pillen verbessert werden.
Wie die Forscher des DKFZ im Rahmen einer aktuellen Studie herausfanden, zeigt der in Viagra enthaltene Wirkstoff Sildenafil deutliche positive Effekte bei der Behandlung von schwarzem Hautkrebs – zumindest bei Mäusen. In den Laborversuchen habe der Wirkstoff des Potenzmittels die Immunabwehr der Nagern gestärkt und so die Ausbreitung des schwarzen Hautkrebs deutlich reduziert, berichten die DKFZ-Forscher in der aktuellen Ausgabe der US-Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS).
Die Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums nutzten für ihre Versuche Mäuse, da der Schwarze Hautkrebs bei den Nagern klinisch äußerst ähnlich wie beim Menschen verläuft, erläuterte der DKFZ-Immunologe Dr. Viktor Umansky. Im Rahmen ihrer Untersuchungen „an melanomkranken Mäusen“ konnten die Forscher belegen, „dass der Wirkstoff Sildenafil – besser bekannt unter dem Handelsnamen Viagra® – die Hemmung der spezifischen Immunabwehr aufhebt“, so die aktuelle Mitteilung des DKFZ. Demnach haben die krebskranken Mäuse, welche den Wirkstoff des Potenzmittels über das Trinkwasser verabreicht bekamen, „mehr als doppelt so lange“ überlebt wie unbehandelte Artgenossen. Nach sieben Wochen Versuchsdauer hätten von den untherapierten Mäusen nur halb so viele überlebt, wie bei den Viagra schluckenden Nagern.
Viagra stärkt die Immunabwehr gegen Tumorzellen
Als Erklärung für die positive Wirkung des Potenzmittels gegenüber den Hautkrebserkrankungen der Mäuse nannten die DKFZ-Wissenschaftler eine Aktivierung des Immunsystems, welche bei der Bekämpfung der Tumore helfe. Denn eigentlich greifen die Zellen des Immunsystems die Tumorzellen gezielt an, doch bei den meisten Krebserkrankungen werde diese „krebsspezifische Immunabwehr“ durch „chronische entzündliche Immunreaktionen“ in der Umgebung der Krebsherde unterdrückt, so die Aussage des DKFZ. Um die aktive Bekämpfung der Tumore durch die körpereigenen Abwehrkräfte dennoch zu ermöglichen, suchten Dr. Umansky und Kollegen im Rahmen ihrer Studie nach Methoden zur Eindämmung der „chronischen Entzündungen“. Dabei testeten die Forscher den Wirkstoff des Potenzmittels Viagra, da dieser in experimentellen Tiermodellen bereits mehrfach zur Stärkung der Immunabwehr gegen Tumoren beigetragen hat. Diese Erkenntnis bestätigte sich auch in der aktuellen Studie, bei der „Sildenafil erfolgreich die chronische Entzündung in der Umgebung des Melanoms“ neutralisiert und die „immunsupprimierende Wirkung“ behoben hat, berichtet das DKFZ.
Viagra als zukünftiges Medikament gegen schwarzen Hautkrebs?
Da die „Erkrankung der Mäuse klinisch sehr ähnlich verläuft wie das Melanom beim Menschen“, ist es nach Ansicht von Dr. Viktor Umansky „sehr gut möglich, dass Sildenafil auch bei melanomkranken Menschen die immunsupprimierenden Effekte der Entzündung unterdrücken und so die Immunabwehr gegen den Krebs verbessern kann.“ In Zukunft könnte das Potenzmittel demnach möglicherweise „dazu beitragen, schwarzen Hautkrebs erfolgreicher zu behandeln“, so der DKFZ-Immunologe. Um diese Vermutung zu bestätigen, seien jedoch weitere intensive Studien erforderlich, betonte Dr. Umansky. (fp)
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