Übergewicht durch richtiges Timing beim Essen vermeiden?
18.05.2012
Eine zeitlich begrenzte Essensaufnahme reduziert das Risiko von Übergewicht – zumindest bei Mäusen. US-Forscher haben herausgefunden, dass feste Essenszeiten von insgesamt maximal acht Stunden am Tag das Übergewichtsrisiko deutlich reduzieren.
Bisher wurde die ernährungsbedingte Fettleibigkeit ausschließlich einer erhöhten Kalorien- beziehungsweise Fettzufuhr zugeschrieben, doch die aktuellen Versuche legen den Schluss nahe, dass die täglichen Essenszeiten eine größere Rolle bei der Entwicklung von Übergewicht spielen, als bislang angenommen, berichten die Forscher um Megumi Hatori vom Salk-Institut für biologische Studien in La Jolla (USA).
Essenszeiten von acht Stunden am Tag beugen Folgen fettreicher Ernährung vor
In den Versuchen mit Mäusen habe sich gezeigt, dass bei gleichbleibender Kalorienmenge, das Timing der Essensaufnahme einen wesentlichen Einfluss darauf hat, ob die Tiere Übergewicht entwickeln oder nicht, berichten Megumi Hatori und Kollegen. Im Rahmen ihrer Studie hatten die Forscher zwei Gruppen von Testmäusen gebildet, wobei sich die eine Gruppe 24 Stunden am Tag etwas zu futtern holen konnte, während die andere lediglich acht Stunden pro Tag Zugang zum Essen hatte. Die verwendete Nahrung war extrem kalorienreich und 60 Prozent der enthaltenen Kalorien stammten aus Fett, schreiben die US-Forscher im dem Fachjournal „Cell Metabolism“. Hundert Tage lief der Versuch, an dessen Ende die Forscher zu einem überraschenden Ergebnis gelangten. Wurde die mögliche Essenszeit auf acht Stunden täglich begrenzt, nahmen die Tiere zwar die gleiche Kalorienmenge in kürzerer Zeit auf, doch sie zeigten eine weit geringere Gewichtszunahme sowie ein deutlich reduziertes Risiko von Folgeerkrankungen wie Diabetes, berichten Hatori und Kollegen in dem Artikel „Zeitlich begrenzte Fütterung ohne Reduzierung der Kalorienaufnahme beugt metabolischen Erkrankungen bei Mäusen mit fettreicher Ernährung vor“. Durch die festen Essenszeiten bleiben die Tiere offenbar eher gesund, so die US-Forscher weiter.
Zeitlich begrenzte Nahrungsaufnahme senkt das Übergewichtsrisiko
Nach Ansicht der Experten legen die Studienergebnisse den Schluss nahe, dass längere tägliche Fastenzeit zwischen den Mahlzeiten den negativen Folgen von kalorienreichem Essen entgegen wirken. Anders sei nicht zu erklären, dass die Tiere mit freiem Zugang zum Futter verstärkt körperliche Probleme wie Übergewicht, erhöhte Cholesterin- und Blutzuckerwerte sowie Leberbeschwerden entwickelten, während die anderen Mäuse kaum Folgeschäden durch die fettreiche Ernährung aufwiesen. Auch die Gewichtszunahme fiel laut Aussage der Forscher bei der zeitlichen begrenzten Essensaufnahme deutlich geringer aus, als bei freiem Futterzugang. Die Gewichtszunahmen bei den Mäuse mit der geregelten Nahrungsaufnahme betrug durchschnittlich lediglich zwei Drittel der Gewichtszunahme ihrer Artgenossen aus der anderen Versuchsgruppe. Die Forscher gehen davon aus, dass der Wechsel von acht Stunden Nahrungsaufnahme und 16 Stunden ohne Essen besser zu dem natürlichen Stoffwechselrhythmus der Tiere passt als eine ständige Verfügbarkeit des Futters. „Wir konnten zeigen, dass bei Mäusen die zeitlich begrenzte Nahrungsaufnahme eine nicht pharmakologische Strategie zur Bekämpfung der Adipositas und damit verbundener Erkrankungen ist“, schreiben die US-Forscher.
Timing der Nahrungsaufnahme zur Bekämpfung von Übergewicht
Bislang steht die Bestätigung des Effekts beim Menschen zwar noch aus, doch die Forscher zeigten sich zuversichtlich, dass hier ähnliche Zusammenhänge zwischen der zeitlichen Begrenzung der Nahrungsaufnahmen und dem Übergewichtsrisiko bestehen. So könnten nicht nur Diäten mit deutlicher Kalorienreduktion und / oder sportliche Aktivitäten bei der Bekämpfung von Übergewicht helfen, sondern auch das Timing der Nahrungsaufnahme biete einen guten Ansatz zur Vermeidung von Gewichtsproblemen und entsprechenden Folgeerkrankungen, erläuterten die US-Forscher. Das Ergebnis von Megumi Hatori und Kollegen sorgte in der Fachwelt für einiges Aufsehen, da bislang stets die Annahme galt, dass viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt ein geringeres Übergewichtsrisiko mit sich bringen, als wenige üppige Mahlzeiten zu festgelegten Zeiten. Diese Theorie muss in Zukunft angesichts der aktuellen Ergebnisse grundlegend überdacht werden.
Organismus schaltet vom Speichermodus in den Verarbeitungsmodus
Die US-Forscher erklärten den Unterschied bei der Gewichtszunahme der Mäuse damit, dass bei kontinuierlicher Nahrungsaufnahme der Organismus fortwährend im Speichermodus ist und versucht das Fett schnellstmöglich einzulagern, währen bei Unterbrechungen der Nahrungsaufnahme für mehrere Stunden, der Stoffwechsel von dem Speichermodus in den Verarbeitungsmodus umschalte. Während der täglichen Fastenzeiten werde Fett verbrannt und der Cholesterin- und Blutzuckerspiegel gesenkt, was der Entwicklung von Übergewicht und den typischen Folgeerkrankungen entgegenwirke. Auch werden laut Aussage der Forscher im Verarbeitungsmodus die Reparaturprozesse im Organismus aktiviert, wodurch die Entzündungsreaktionen im Körper der Übergewichtigen gelindert werden. (fp)
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Bild: Gerd Altmann/Dieter Petereit / pixelio.de
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