Hanseatische Kasse zahlt Zahnarzt-Praxisgebühr
05.07.2012
Die Hanseatische Krankenkasse (HEK) lässt ihre Versicherten an der positiven finanziellen Entwicklung des vergangenen Jahres teilhaben und erstattet rückwirkend ab dem ersten Januar 2012 sämtliche Praxisgebühren für Zahnarztbesuche.
Die HEK schafft „als erste Krankenkasse die Praxisgebühr bei Zahnarztbesuchen de facto ab“, so die aktuelle Pressemitteilung der Hamburger Krankenversicherung. Im Rahmen des HEK-Bonusprogrammes werde die Gebühr von zehn Euro je Quartal den Versicherten rückwirkend zum 01. Januar 2012 erstattet. Die HEK verzichtet demnach zu Gunsten ihrer rund 400.000 Versicherten auf Einnahmen von etwa 2,5 Millionen Euro pro Jahr. Mit dem Vorstoß der HEK bröckelt die umstrittene Praxisgebühr wieder ein Stück mehr. Obwohl SPD, FDP, Linke und Grüne die Abschaffung der Extra-Gebühr fordern, kommt es nicht zur längst überfälligen Abstimmung im Bundestag.
Krankenkasse erstattet die Zahnarzt-Praxisgebühr
Grundsätzlich muss jeder gesetzlich krankenversicherte Patient bei einem Zahnarztbesuch einmal pro Quartal die Praxisgebühr in Höhe von zehn Euro entrichten. Die Mitglieder der HEK erhalten dieses Geld jedoch in Zukunft von ihrer Versicherung zurück. Gegen Vorlage der Gebührenquittung und einer Kopie des Zahn-Bonusheftes wird den Versicherten die Praxisgebühr erstattet, so die Mitteilung der HEK. Damit gewinnt die Pflege des Bonusheftes beziehungsweise die regelmäßige zahnärztliche Kontrolle jedoch erheblich an Bedeutung.
Generelle Abschaffung der Praxisgebühr gefordert
Die Krankenkasse nutzt die Rückerstattung der Zahnarzt-Praxisgebühr nicht nur als Alleinstellungsmerkmal, sondern bringt damit auch ihre grundsätzlich ablehnende Haltung gegenüber den Praxisgebühren zum Ausdruck. Der HEK-Verwaltungsrat steht der Praxisgebühr äußerst kritisch gegenüber und hat daher „den Gesetzgeber aufgefordert, die 2004 eingeführte Praxisgebühr generell abzuschaffen.“ Dem Vorsitzenden des HEK-Verwaltungsrates, Horst Wittrin, zufolge hat „die Praxisgebühr keine Steuerungsfunktion und verursacht unnötige Bürokratiekosten.“ Daher unterstütze die Hanseatische Krankenkasse die von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) und der Mehrheit der LandesgesundheitsministerInnen geforderte Abschaffung der Praxisgebühr.
Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (SPD) äußerte sich gegenüber „Bild“: „Das ist ein vorbildliches Signal. Wenn die Kassen schon freiwillig damit beginnen, die Praxisgebühr zurückzuzahlen, muss die CDU ihre Blockade-Haltung aufgeben und die Sinnlos-Gebühr endlich abschaffen. Frau Merkel ist offenbar weniger großzügig zu den deutschen Patienten als zu spanischen Banken.“ (fp)
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Bild: Matthias Preisinger / pixelio.de
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