Werden Arzneimittel falsch dosiert eingenommen, können schwere Leberschäden resultieren
25.06.2013
Weil zahlreiche Medikamente in den Apotheken frei verkäuflich sind, gehen viele Menschen davon aus, diese seien in ihren Wirkungsweisen eher ungefährlich. Aber: „Leberschäden als Nebenwirkung von Medikamenten sind ein allgemein unterschätztes Problem“, warnt rofessor Dr. med. Peter R. Galle, Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik an der Universitätsmedizin Mainz und Vorstandsmitglied der DGVS. Zwar gebe es für Deutschland keine genauen Patientenzahlen, aber die Resultate einer Studie in Island lassen vermuten, dass das Problem hierzulande größer ist, als vielfach behauptet.
19 von 100.000 Einwohner erleiden einen Leberschaden
Im Rahmen einer Forschungsarbeit haben Wissenschaftler der Universität Island in Reykjavik zwei Jahre lang die Daten aller Patienten mit Leberschäden durch Arzneimittel untersucht. Es zeigte sich, dass etwa 19 von 100.000 Einwohner des Landes pro Jahr einen schwerwiegenden gesundheitlichen Leberschaden durch Medikamenteneinfluss bekamen. Eine weitere Studie zum gleichen Thema kam vor einigen Jahren in Frankreich auf eine Quote von 14 zu 100.000 Patientenfällen. Eine Studien in Schweden ermittelte eine Quote von zwei zu 100.000.
Schmerzmittel und Antibiotika verantwortlich
Besonders häufig ereignen sich Leberbeeinträchtigung und Schäden durch Paracetamol, nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) sowie Antibiotika. Antibiotische Kombinationen aus Amoxicillin und Clavulansäure waren in 22 Prozent der Fälle für nachhaltige Schäden verantwortlich. „Das Problem ist, dass die Symptome oft unspezifisch und die Diagnose schwierig ist“, erläutert DGVS-Experte Galle. Betroffene leiden unter anderem an Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Fieber, Bauchschmerzen, Gelenk- und Muskelschmerzen. Daneben können auch Jucken, Hautfarben-Veränderung, heller Stuhl und/oderVerfärbungen des Stuhl auftreten. Vor allem letztere Symptome deuten auf Leberschädigungen hin. „Es ist wichtig, bei diesen Symptomen auch an eine mögliche Leberschädigung zu denken und im Zweifelsfall die Leberwerte zu kontrollieren“, so der Mediziner. „Selten, dafür besonderes gefährlich, ist ein akutes Leberversagen: für viele der Patienten verläuft dieses – trotz Behandlung – tödlich.“
Damit es erst nicht so weit kommt, sollten nach Meinung des Verbandes die Dosierungen und Einnahme-Empfehlungen der Pharmahersteller unbedingt beachtet werden. „Leberschäden treten häufig durch Überdosierungen oder Überschreitungen der vorgeschriebenen Therapiedauer auf“, erklärt Galle. Werden Anzeichen eines Leberschadens erkannt, sollte das Arzneimittel nach Möglichkeit und in Absprache mit dem behandelnden Arztes abgesetzt werden.
Vorsicht auch bei Naturheilmitteln
Nicht nur Arzneien der Schulmedizin können toxisch wirken. Auch bei Naturheilmitteln konnten bereits zum Teil erhebliche Schädigungen der Leber beobachtet werden, weil die Mittel falsch eingenommen wurden. Die Wirkungen seien laut des Experten „leider oft unvorhersehbar“. Manche Menschen würden auf die nicht verschreibungspflichtigen Mittel empfindlicher reagieren, als andere. (sb)
Bild: Grace Winter / pixelio.de
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