Helicobacter pylori als Verursacher von Gastritis und Krebserkrankungen
25.06.2013
Magenschmerzen, Blähungen, Übelkeit und Erbrechen – worunter fast jeder mal leidet, muss nicht immer mit falschem Essen oder Stress zusammenhängen. Stattdessen kann auch eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori dahinter stecken – einem der verbreitetsten Keime der Welt, das den menschlichen Magen besiedeln kann. Dabei ist der Helicobacter pylori nicht ungefährlich, denn er gilt als eine „der Hauptursachen für Gastritis, die gastroduodenale Ulkuskrankheit und kann zudem Krebs verursachen“, wie ein Team deutscher und niederländischer Forscher im „Journal of the American Medical Association“ (JAMA) schreibt.
Einer der verbreitetsten Keime der Welt
Mit einer Prävalenz bzw. Krankheitshäufigkeit von weltweit ca. 50 % ist die Helicobacter pylori-Infektion eine der häufigsten chronischen bakteriellen Infektionen, wobei die Infektionsrate in Entwicklungsländern sehr viel höher als in den Industrienationen. Doch warum erkrankt der eine, während der Magen anderer Menschen nie mit Helicobacter pylori besiedelt wird, obwohl sie in Ländern mit hoher Übertragungsrate leben? Dieser Frage haben sich nun zwei Arbeitsgruppen aus Greifswald (Deutschland) und Rotterdam (Niederlande) gewidmet und sind durch „zwei unabhängige genomweiten Assoziationsstudien und eine anschließende Meta-Analyse“ mit insgesamt 10.938 Fällen zu interessanten Ergebnissen gekommen.
Genetische Veränderung im TLR1-Gen senkt Infektions-Risiko
So identifizierten die Forscher das Gen, das dafür entscheidend ist, ob sich Helicobacter pylori im Magen an die Schleimhaut binden kann und so ein Individuum infiziert wird. Bei Probanden, die nicht infiziert waren, hätte demnach „häufiger eine genetische Veränderung im TLR1-Gen (Toll like Receptor 1)“ bestanden, „das eine wesentliche Rolle für die angeborene Immunität spielt“, so eine Mitteilung der Universität Greifswald. Der Grund: „Ein Aminosäureaustausch in der extrazellulären Domäne von TLR1 führt zu einer geringeren Bindungskapazität für triacetylierte Lipopeptide, einem Bestandteil der Bakterienmembran von Helicobacter pylori“, so die Universität weiter. Dieser Aminosäureaustausch im TLR1-Gen würde den Forschern nach das Risiko für eine Helicobacter pylori-Infektion um 41 Prozent reduzieren.
Arbeit der Forscher stellt „Meilenstein“ in der Erforschung des Helicobacter pylori dar
Im Rahmen einer anschließenden Expressions-Analyse aus dem Vollblut der teilnehmenden Probanden habe das Forscherteam zudem „eine direkte Abhängigkeit der TRL1-Expression zum quantitativen Nachweis von Helicobacter pylori im Stuhl der Probanden“ zeigen können. Nun müssten jedoch weitere Forschungen belegen, ob TLR1 tatsächlich der direkte Bindungspartner für Helicobacter pylori im Magen sei oder ob noch weitere Faktoren Einfluss haben könnten, schreibt die Universität. Dennoch stelle die Arbeit der beiden Forschergruppen nach eigenen Angaben „einen Meilenstein in der Erforschung des Helicobacter pylori dar“, denn sie könne zum einen teilweise erklären, warum der der Entdecker von Helicobacter pylori – Professor Berry Marshall – nach einem Selbstversuch zum Beweis der klinischen Bedeutung des Bakteriums nie selbst Antikörper gegen das Bakterium entwickelt hatte, zum anderen würden die Erkenntnisse „auch für die Entwicklung zukünftiger Impfstrategien gegen Helicobacter pylori von großer Bedeutung sein“, so die Mitteilung weiter.
Bakterium 1982 von zwei australischen Forschern entdeckt
Helicobacter pylori ist ein spiralförmiges Bakterium, das 1982 von den australischen Forschern Barry Marshall und John Robin Warren entdeckt wurde – und deren späte Ehrung erst im Jahr 2005 erfolgte, als sie für ihre Entdeckung mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet wurden. Sie fanden heraus, dass Helicobacter pylori eine Magenschleimhautentzündung verursachen und für Geschwüre im Magen und im Zwölffingerdarm verantwortlich sein kann, zudem ist heute bekannt, dass Helicobacter pylori auch für die Entstehung von Magenkrebs verantwortlich ist und laut der Universität Greifswald „das einzige von der Weltgesundheitsorganisation anerkannte Bakterium, das gesichert eine Krebserkrankung auslösen kann.“ Der Magenkeim kann zu ganz unterschiedlichen Symptomen führen wie zum Beispiel Appetitlosigkeit, Magenschmerzen, Druckgefühl, Übelkeit und Erbrechen oder einem schlechten Geschmack im Mund. Weil die Beschwerden oft diffus sind, bemerken viele Infizierte den Keim nicht, sodass dieser als Verursacher der Beschwerden zum Teil jahrelang unentdeckt bleibt. In Entwicklungsländern liegt die Infektionsrate in der Bevölkerung teilweise bei bis zu 90 Prozent. (nr)
Bild: Angela Bausch / pixelio.de
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