Shampoos oder Pillen?: Was bei Haarausfall hilft
12.05.2014
Zwischen 70 und 100 Kopfhaare verliert ein Mensch durchschnittlich jeden Tag. Wenn diese nicht wieder nachwachsen, spricht man von einem permanenten Haarausfall. Das Angebot, das gegen Haarausfall helfen soll, reicht von Shampoos über Tinkturen zu Pillen. Ein Hautarzt gibt wichtige Tipps.
Betroffene sollten gegenüber angebotenen Mitteln misstrauisch sein
Pro Tag verliert ein Mensch durchschnittlich zwischen 70 und 100 Kopfhaare. Wenn diese nicht wieder nachwachsen, greifen Betroffene meist zu verschiedenen Mitteln, um dem Haarausfall zu begegnen. Das Angebot ist dabei riesig: Shampoos, Tinkturen und Pillen versprechen Fülle und dass schüttere Stellen sowie Geheimratsecken verschwinden sollen. Die Verbraucher sollten jedoch misstrauisch sein, denn manche Produkte bringen gar nichts und andere helfen nur bei einer bestimmten Form des Haarausfalls. Daher sei eine Diagnose entscheidend, die jeder Dermatologe stellen kann. Einige dieser Hautärzte haben sogar die „Trichologie“ zu ihrem Schwerpunkt gemacht. Dabei handelt es sich um ein Teilgebiet der kosmetischen Dermatologie, die sich speziell mit der Kopfhaut, den Haarwurzeln und den Haaren beschäftigt.
Hautarzt kann Ursache des Haarausfall klären
Einem Bericht der HNA zufolge erklärte Professor Hans Wolff, Haarexperte am Klinikum der Universität München, dass der Arzt grundsätzlich zwischen zwei Arten des Haarausfalls unterscheide. Wenn sich haarlose Stellen gebildet haben, spricht man von Alopezie. Wenn insgesamt mehr Haare ausfallen und das Kopfhaar also dünner wird, dann ist von Effluvium die Rede. Bei einer Trichodermatoskopie werden Haare und Kopfhaut mit dem Auflichtmikroskop untersucht. Seltener sei ein Trichogramm nötig. An mehreren Stelle werden dazu Haare ausgerissen und die Haarwurzeln dann unter dem Mikroskop untersucht. Manchmal wird zudem eine Blutuntersuchung angeordnet, um zu klären, ob etwa ein Eisenmangel oder eine Erkrankung der Schilddrüse, wie etwa eine Schilddrüsenüberfunktion Ursache des Haarausfalls ist. Der sogenannte kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata ) zählt zu den häufigsten Formen des Haarausfalls. Oft findet sich dieses Phänomen im Jugendalter und tritt familiär gehäuft auf.
Zahlreiche Krankheiten können Haarausfall hervorrufen
Haarausfall kann aber auch durch zahlreiche andere Krankheiten hervorgerufen werden. Dazu zählen unter anderem Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Morbus Crohn, Bulimie oder Magersucht und in seltenen Fällen auch Infektionskrankheiten wie Typhus oder Scharlach. Haarausfall kann zudem auch vorübergehend auftreten, beispielsweise als Reaktion auf Antikoagulantien, wie Heparinspritzen oder die hormonelle Umstellung bei Schwangerschaft und Geburt. In der Regel reguliert sich das Problem dabei nach einer gewissen Zeit von selbst. Selbst nach einer aggressiven Chemotherapie, bei der Patienten oft schon nach wenigen Wochen die Haare verlieren, wachsen diese normalerweise nach dem Behandlungsende wieder nach.
Zwei Medikamente stehen für Männer zur Verfügung
Wenn bereits die Eltern früh Probleme mit Haarausfall hatten, sollten Patienten zeitig einen Arzt aufsuchen, da dann meist androgenetischer Haarausfall die Ursache sei, dessen Fortschreiten sich oft stoppen lässt. Bei Männer zeigt er sich in den meisten Fällen in Geheimratsecken und Glatzenbildung. „Bei Frauen wird meist der Mittelscheitel breiter“, erklärte Professor Wolff. „Die Haare dünnen bei ihnen zudem generell aus.“ An der androgenetischen Alopezie ist ein Zusammenspiel von Genen und männlichen Geschlechtshormonen, den Androgenen, schuld. Die Gene bewirken, dass Haarfollikel empfindlicher auf Androgene reagieren und die Hormone lassen sie schrumpfen – die Haare fallen aus. Für Männer stünden dann zwei Medikamente zur Verfügung. Zum einen Tabletten mit dem Wirkstoff Finasterid, die die Umwandlung des Hormons Testosteron in das am Haarfollikel wirksame Dihydrotestosteron (DHT) hemmen. Zum anderen gibt es Haarwässer und Haarschäume mit dem Wirkstoff Minoxidil (fünfprozentig), der unter anderem die Durchblutung der Haarpapille verstärkt. Der Wirkstoff kommt auch bei Frauen, meist in geringerer Dosis, zum Einsatz. Finasterid ist bei ihnen jedoch wirkungslos.
Experte hält Nahrungsergänzungsmittel bei Haarausfall für unwirksam
Es sei wichtig zu wissen, dass beide Mittel nur wirken, so lange sie angewendet werden. Außerdem müssen Betroffene diese Medikamente selbst bezahlen. Wie Wolff meint, sei ihre Wirksamkeit jedoch in Studien belegt. So war demnach bei etwa der Hälfte der Behandelten eine Verdichtung der Haare zu sehen. Bei Nahrungsergänzungsmitteln wie Biotin oder Kieselerde sei dies jedoch anders. „Sie werden viel angeboten, ich halte sie aber für unwirksam“, so Wolff. Wenn sich bereits eine Glatze gebildet hat oder Patienten an Formen des Haarausfalls leiden, bei denen die Haarwurzeln absterben, kann eine Haartransplantation helfen. Allerdings ist diese aufwändig und teuer. Wenn sich haarlose Stellen bilden und die Kopfhaut schuppig und gerötet ist, könnten verschiedene Hauterkrankungen dahinter stecken, weshalb man zu einem Dermatologen gehen sollte. Bei Kindern etwa ist es häufig eine Pilzerkrankung, die unbedingt behandelt werden sollte. Wie Professor Wolff erläuterte, steckten sich die Kleinen oft bei Katzen, Meerschweinchen oder auch mal beim Streicheln eines Kälbchens an. (sb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.