Kommunikationsdefizite nach der Geburt – Hebammen und Ärzten sprechen zu wenig mit Müttern
16.11.2012
Die Kommunikation der Ärzte und Hebammen mit Müttern nach einer Geburt weist den Ergebnissen einer gestern veröffentlichten Umfrage der Bertelsmann Stiftung und der Barmer GEK zufolge erhebliche Defizite auf. Zwar waren die befragten Mütter insgesamt mit der Betreuung durchaus zufrieden, doch kritisierten viele, dass die Hebammen und Ärzte nach der Geburt zu wenig mit ihnen gesprochen hätten. Dies galt auch für schwerwiegendere medizinische Eingriffe, wie beispielsweise eine Kaiserschnittentbindung.
Mehr als 1.500 Frauen, die im Jahr 2011 ein Kind bekommen hatten, wurden im Rahmen des Gesundheitsmonitors 2012 der Bertelsmann Stiftung und der Barmer GEK befragt. Fast ein Drittel der Geburten erfolgte per Kaiserschnitt. Viele der befragten Frauen bemängelten hier den fehlenden Austausch mit Ärzten und Hebammen nach der Geburt. „So bestätigen mehr als ein Viertel der Frauen mit einer Kaiserschnittentbindung, dass niemand mit ihnen nach der Geburt gesprochen habe“, berichtet die Barmer GEK.
Keine Gelegenheit zum Gespräch mit Hebammen und Ärzten nach der Geburt
Die Zufriedenheit der Mütter mit der Betreuung während der Schwangerschaft, vor der Geburt und im Wochenbett ist insgesamt erfreulich hoch. Hier vergaben die Mütter auf einer Skala von eins bis zehn sehr gute Werte zwischen acht und neun Punkten. Insbesondere die Betreuung durch die Hebammen während der Geburt sei stark gewürdigt worden, so die Mitteilung der Barmer GEK. Allerdings fiel die Zufriedenheit der Mütter mit der Betreuung nach der Geburt weniger positiv aus. Viele beklagten Defizite in der Kommunikation. Ein Drittel der befragten Frauen mit einer natürlichen Geburt hatte „im Nachhinein keine Gelegenheit zum Gespräch“ mit dem Arzt oder der Hebamme, berichtet die Barmer GEK.
Kommunikation nach Kaiserschnittentbindungen besonders wichtig
Auch bei den Kaiserschnittentbindungen bestätigten mehr als 25 Prozent der Frauen, dass nach der Geburt niemand mit ihnen gesprochen habe. Dabei sollte „ein ausreichend langes Informationsgespräch vor der Geburt und eine gemeinsame Nachbereitung zumindest nach einem Kaiserschnitt“ laut Petra Kolip von der Universität Bielefeld, Mitautorin der Studie, eigentlich „zum Standard der Geburtshilfepraxis gehören.“ Denn medizinische Interventionen während der Geburt und der Kaiserschnitt seien „massive Eingriffe, mit denen Ärzte und Hebammen die Mütter nicht allein lassen dürfen.“
Verbesserungen der Kommunikation erforderlich
Fand nach der Geburt ein Gespräch zwischen Müttern und Hebammen beziehungsweise Ärzten statt, so fiel dies den Ergebnissen der aktuellen Umfrage zufolge meist äußerst knapp aus. Lediglich sieben Prozent der Mütter konnten mit den Hebammen nach der Geburt länger als dreißig Minuten sprechen. Mit den Ärzten führten nur zwei Prozent der befragten Frauen ein Gespräch länger als eine halbe Stunde. Hier scheinen dringend Verbesserungen geboten, denn von Seiten der Mütter besteht insbesondere nach schwereren Geburten oftmals erheblicher Kommunikationsbedarf. Die Ärzte und Hebammen sollten sich die erforderliche Zeit nehmen, was jedoch im stressigen Klinikalltag auch unter Kostenaspekten oftmals nur schwer möglich scheint. (fp)
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