Doppelt erhöhtes Risiko für Adipositas durch Schnittentbindungen
26.05.2012
Neuere Berechnungen zeigen, dass immer mehr Frauen trotz fehlender medizinischer Indikation statt der Spontangeburt den Kaiserschnitt wählen. Eine Schnittgeburt kann allerdings das Risiko für zahlreiche Erkrankungen des Kindes deutlich erhöhen, wie Studien der vergangenen Jahre immer wieder zeigten. Neben dem einhergehenden erhöhten Risiko für die Entwicklung von Allergien und Asthma soll auch späteres Übergewicht begünstigt werden, wie Wissenschaftler der Harvard Medical School in Boston mittels einer Studienarbeit berichten. Bestimmte Bakterien sollen hierfür eine Rolle spielen, so die Forscher.
Doppelt erhöhtes Risiko von Adipositas
Ein Kaiserschnitt, auch medizinisch Schnittgeburt genannt, soll das Risiko von Adipositas um das Doppelte erhöhen. Nach einer dreijährigen Studienphase zeigten die untersuchten Kinder ein signifikant erhöhtes Risiko für Übergewicht. Verantwortlich hierfür soll laut Meinung der Wissenschaftler die Zusammensetzung der Darmflora des Kindes sein, die durch eine Kaiserschnittentbindung in ihrer Entstehung „empfindlich gestört wird“. Während bei einer normalen Geburt Neugeborene durch die Überwindung des vaginalen Kanals mit den Bakterien positiv kontaminiert werden, passiere dieser Vorgang bei einer Schnittgeburt nicht. Die Berührung mit den Keimen sei aber wichtig, um die spätere Darmflora zu instruieren, so die Forscher. Bei Kindern, die per Kaiserschnitt zur Welt kamen, fanden die Wissenschaftler eine größere Zahl von bakteriellen Stämmen der Firmicutes. Diese Keime wurden auch bei Erwachsenen gefunden, die an starkem Übergewicht (Adipositas) leiden.
Im Studienverlauf untersuchte ein US-Forscherteam der Harvard Medical School die Daten von mehr als 1200 Müttern und Kindern. Die Probanden wurden vom Zeitpunkt der Geburt des Kindes bis zum dritten Lebensjahr begleitet. In der Gruppe der Schnittentbindungen zeigte sich, dass im Vergleich zu den Spontan-Geburten, die Kinder im weiteren Verlauf deutlich häufiger an Übergewicht litten.
Höherer BMI und Bauchfalten-Dicke als Folge
284 Kinder (22,6 Prozent) wurden per Kaiserschnitt. geboren Im Alter von 3 Jahren, waren 15,7% der Kinder per Kaiserschnitt übergewichtig im Vergleich zu 7,5% der Kinder vaginal geborenen. „Nach Bereinigung der Daten mit Hilfe des BMI, Geburtsgewicht und anderen Kovariaten zeigte sich eine höheren Wahrscheinlichkeit von Übergewicht im Alter von Drei (OR 2,10, 95% CI 1,36 bis 3,23) verbunden mit einen höheren BMI Z-Score (0,20 Einheiten, 95% CI 0,07 bis 0,33), sowie einer höheren Summe aus Trizeps und Hautfalte Dicken (0,94 mm, 95% CI 0,36 bis 1,51).“ Der Anteil lag im Vergleich 15,7 zu 7,5 Prozent. Demnach war das Adipositas-Risiko doppelt so hoch, wie bei vaginal entbundenen Kindern.
Andere Gründen könnten ursächlich sein
Kritiker bemängeln allerdings die Aussagekraft der Studie. Oft lassen Frauen, die selbst an Übergewicht leiden, einen Kaiserschnitt bei Geburt ihres Kindes durchführen. Die Präferenz zum Übergewicht werde laut der Mediziner von adipösen Eltern an ihre Kinder weitergegeben. Ursächlich hierfür sind genetische Dispositionen und sozialisierte Lebensweisen. Zudem würden Mütter, die eine Schnittgeburt durchführen lassen, ihre Babys seltener stillen. Gerade aber die Gabe von Muttermilch verhindere nachfolgendes Übergewicht der Kinder.
Weitere Studien notwendig
„Weitere Studien sind erforderlich, um unsere Ergebnisse zu bestätigen und die Mechanismen dieser Assoziation zu erkunden“, sagte Studienleiterin Dr. Susanna Y. Huh von der Abteilung für Gastroenterologie und Ernährung im Kinderkrankenhaus Boston. (sb)
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Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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