Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner und Gesundheitsminister Daniel Bahr ziehen positive Bilanz nach EHEC-Ausbruch
08.05.2012
Fast ein Jahr ist es her, als Deutschland von der gefährlichen EHEC-Epidemie heimgesucht wurde. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) und die Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) haben eine nun erste Bilanz gezogen. Alle bislang umgesetzten Maßnahmen seien nach Ansicht der Ministerien „bis jetzt positiv verlaufen“.
Die Ausbreitung der gefährlichen Escherichia-coli-Bakterien (EHEC) in den Monaten Mai, Juni und Juli 2011 haben die beauftragten Gesundheits- und Lebensmittelbehörden von Bund und Ländern sowie die wissenschaftlichen und medizinischen Einrichtungen vor schweren Aufgaben gestellt. Die „außerordentlichen Herausforderungen“ konnten durch gemeinsame Anstrengungen „bestmöglich bewältigt werden konnten“, erklärten Aigner und Bahr in Berlin. Nicht alles sei gut gelaufen, aber in der Mehrheit kann von einem positiven Arbeitsablauf gesprochen werden.
Es sei gelungen, durch die Befragungen von Patienten, gezielten Rückverfolgungen der Lebensmittelwege sowie epidemiologische Studien des Robert-Koch-Instituts (RKI) die Infektionsursache zu identifizieren. Als Ursprung konnte dann ein Produzent von Bio-Sprossen ausfindig gemacht werden. Nachdem der Hof geschlossen wurde, gingen auch die Fallzahlen runter.
Besonders die intensive Zusammenarbeit zwischen der Human- und der Veterinärmedizin von Bund und Ländern habe zu einem Erfolg geführt, wie die Minister lobten. „Die EHEC-Epidemie hat gezeigt: Bund und Länder haben gemeinsam entschlossen gehandelt und ein für Deutschland bisher einmaliges Ausbruchsgeschehen durch einen seltenen, aggressiven Krankheitserreger, der über Lebensmittel übertragen werden kann, erfolgreich bewältigt“, so Aigner und Bahr.
Schwachstellen sollen überprüft werden
Die gemachten Erfahrungen aus der bislang einmalig stattgefundenen bakteriellen Epidemie haben gezeigt, dass einzelne Abläufe noch einmal zu überprüfen sind, um mögliche Schwachstellen zu ermitteln. Diese sollten bei einem nächsten Auftreten nicht noch einmal auftreten. Gesundheitsminister Bahr verwies in diesem Zusammenhang auf ein im Bundestag verabschiedeten Gesetzesentwurf, der momentan im Vermittlungsausschuss des Bundesrates zur Beratung vorliegt. Mit den neuen Gesetzesregelungen sollen die Falldaten schneller an das RKI übermittelt werden können. Zudem sei das Gesetz eine Weiche, um das Meldewesen nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) auf eine einheitliche elektronische Basis zu stellen, erläuterte Minister Bahr.
Neues Meldesystem für Infektionskrankheiten
Das neue Meldesystem für Infektionskrankheiten soll durch die Entwicklung und Erprobung eines Deutschen Elektronischen Meldesystems für Infektionsschutz (DEMIS) verbessert werden. Die Bundesregierung erhofft sich hierdurch eine „medien-bruchlose elektronische Meldung, die Meldezeiten nochmals zeitlich verkürzen. Besonders im Krisenfall müssen die jeweiligen Vorkommnisse schnell angepasst sein. Dies sei insbesondere die zeitlich begrenzte Erweiterung der von Medizinern zu meldenden Angaben, erklärte Bahr. Zudem werde im Infektionsschutzgesetz zusammen mit einer Regelung im Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB) der Austausch von Informationen zwischen den Gesundheitsbehörden und den örtlichen Lebensmittelüberwachungsbehörden bundesweit einheitlich geregelt. Dies erfolge in Abstimmung mit den Ländern.
Task-Force als Sonderkommission
Aigner sieht sich durch die Dioxin-Skandale und EHEC-Epidemie bestätigt, dass dringender Handlungsbedarf bei den Überwachungsstrukturen in den Ländern und beim Bund bestand. Daher sei die Einrichtung einer sogenannten „Task-Force“ mit Ärzte, Experten und Wissenschaftlern aus Bund und Ländern und EU ein Erfolg. Nach Ansicht des Bundesgesundheitsministers solle eine solches Krisenmanagementsystem „fester Bestandteil“ zur Bewältigung der künftigen Probleme sein.
Die Task Force hatte zur Aufklärung der EHEC Ursache und Therapie wie eine „Sonderkommission der Polizei gearbeitet“, erläuterte Aigner. Bei ihren Untersuchungen habe sich die Kommission aug spezielle Ausbruchs-Cluster konzentriert. Nunmehr sei geplant, beim Bundesamt Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Berlin die Strukturen einzurichten, damit die Sonderkommission jederzeit einsatzfähig sei. Eine gemeinsame Übereinkunft über die künftige Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern im Falle eines epidemiologischen Ereignisses sowie zur Bildung einer „Task Force Lebensmittelsicherheit“ soll laut Aigner auf der Verbraucherschutzministerkonferenz in diesem Herbst beschlossen werden. Nach Meinung der Verbraucherschützer von Foodwatch habe die Bundesregierung die damalige Krise nur ungenügend aufgearbeitet. Noch immer seien die benannten Schwachstellen in der Lebensmittelüberwachung nicht beseitigt.
Nach Angaben der RKI erkranken noch immer rund 1000 Menschen jährlich an einer EHEC-Infektion. 60 bis 70 Patientenfälle verlaufen laut dem Institut schwer. An der letzten EHEC Epidemie verstarben 50 Menschen. Über 4000 Menschen infizierten sich im vergangenen Jahr mit dem besonders aggressiven EHEC-Erreger des Stammes 0104:H4 In Folge litten rund 800 Patienten an dem hämolytisch-urämischen Syndrom. (sb)
Lesen Sie auch:
Auch künftig ist mit EHEC-Infektionen zu rechnen
Lernen aus der EHEC-Krise
Symptome einer EHEC Infektion
Kein Antibiotikum bei EHEC
Mädchen in Hamburg stirbt an EHEC-Infektion
Schnelltest erkennt EHEC-Symptome
EHEC-Epidemie überstanden
EHEC: Hygiene heutzutage wichtiger
Autoantikörper verschlimmern EHEC Symptome
Bild: Markus Wegner / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.