Naturheilkude: Hilfe bei Ischiasschmerzen
Von Ischiasschmerzen ist die Rede, wenn Schmerzen typischerweise vom Gesäß über den hinteren Oberschenkel und die Waden (hinten oder an der Aussenseite) meist einseitig bis in die Knöchelgegend ausstrahlen. Neben den konventionellen Ursachen kommen aus Sicht der Naturheilkunde zahlreiche Ursachen in Frage. Meist steckt keine bösartige Erkrankung hinter den Beschwerden, so dass mit klassischen Naturheilverfahren, z.B. nach Sebastian Kneipp oder Hildegard von Bingen, oder manuellen Therapieformen wie dem Fasziendistorsionsmodell (FDM), Rolfing oder Osteopathie, Linderung oder Abhilfe herbeigeführt werden kann. Vorteilhaft ist, dass manche der Anwendungen auch selbst zu Hause durchgeführt werden können.
Anwendungen und Tipps bei Ischiasschmerzen:
Ischiasschmerzen sind Nervenschmerzen
Naturheilverfahren zur Schmerzlinderung
Medizinisches Heublumenbad nach Pfarrer Kneipp
Tipps aus der Hildegard Heilkunde
Wiederkehrende Ischiasschmerzen
Manuelle Therapieformen
Zum Weiterlesen
Ischiasschmerzen sind Nervenschmerzen
Ischiasschmerzen sind Nervenschmerzen
Der Ischiasschmerz soll eigentlich ein Nervenschmerz (Neuralgie) sein, bei dem sich z.T. heftige Schmerzen von Kreuz, Hüfte und Po über die Rückseite des Oberschenkels entlang ziehen, die über den Wadenmuskel bis in den Fußknöchel ausstrahlen. Auf dieser Schmerzlinie, die dem Verlauf des Ischiasnervs Nervus ischiadicus folgt, befinden sich in regelmäßigen Abständen äußerst druckschmerzhafte Punkte, insbesondere im Bereich vom Gesäß, der Oberschenkelrückseite, der Gesäßfalte, der Kniekehle, der Wadenrückseite und dem äußerem Fußknöchel. Im Liegen auf der schmerzfreien Seite lassen die Beschwerden zeitweise nach, in Rückenlage bringt das Anziehen des betroffenen Beines Erleichterung. Der klassische Test für eine Ischiasreizung, der sogenannte Lasegue- Test, mit einem Anheben des gestreckten Beines, wird mittlerweile nur noch selten angewandt, da er sehr umstritten ist. Als Reaktion auf den Schmerz wird häufig eine Schonhaltung eingenommen, indem das betroffenen Beine nur minimal beansprucht und gebeugt gehalten wird. Bildet sich bei andauernden Beschwerden die Muskulatur zurück oder bleibt der Achillessehnenreflex aus, können auch Nervenentzündungen beteiligt sein.
Naturheilverfahren zur Schmerzlinderung
Ob die Reizung im Verlauf des Ischiasnerven durch Druck, Überanstrengung, Muskelverspannung oder Verkühlung verursacht wurde, immer steht der Schmerz im Vordergrund der Beschwerden. Sind Tumorgewächse und Bandscheibenvorfall ausgeschlossen, ist für den Betroffenen eine spürbare Schmerzlinderung das angestrebte Ziel. Wer auf Schmerztabletten verzichten will, kann hier in den Schriften der „alten Heilkundigen“ bewährte Maßnahmen auch für die Selbstanwendung finden, beispielsweise das Heublumenbad nach Kneipp oder die Kräuterkompresse der heiligen Hildegard.
Medizinisches Heublumenbad nach Pfarrer Kneipp
Außer im akuten Anfall, wo eine Überwärmung aufgrund des Entzündungsprozesses besteht, werden wärmende Behandlungen (ähnlich wie bei anderen Formen von Rückenschmerzen) auch bei der Ischialgie in der Regel als schmerzlindernd und wohltuend empfunden. Bei Ischiasbeschwerden und Lumbago eignet sich am besten ein medizinisches warmes Vollbad, das bei einer Wassertemperatur von 35 –37 °C eine Dauer von 20 Minuten nicht überschreiten sollte.
Das Mittel der Wahl als Zusatz wärmender Anwendungen sind Heublumen. Heublumen wirken entgiftend, indem sie den Stoffwechsel anregen und haben einen regulierenden Einfluss auf das Nervensystem. Deswegen eignen sie sich gut in der Therapie gegen Ischiasschmerzen mit oder ohne entzündlicher Beteiligung der Nerven (Neuritis). Darüber hinaus wird der Blutkreislauf angeregt, sodass der gesamte Organismus von den Wirkungen profitiert und das Abwehrsystem gestärkt wird. Vor der Anwendung sollte allerdings vorsichtshalber geprüft werden, ob gegen Heublumen eine Allergie (Heuschnupfen) besteht, um überschießende Reaktionen zu vermeiden.
Heute gibt es anwendungsfreundliche Extrakte und Badezusätze in Reformhäusern und Apotheken zu kaufen. Wer einen Badezusatz aus eigene Herstellung bevorzugt, setzt ein Kilo in ein Leinensäckchen gefüllte frische Heublumen in zwei Liter kaltem Wasser an und lässt diese 20 Minuten kochen. Die Abkochung wird einfach dem Badewasser als Zusatz zugefügt.
Tipps aus der Hildegard Heilkunde
Hildegard von Bingen, eine der großen Frauen der Naturheilkunde, hat bei Ischialgie zu einer warmen Petersilien-Weinraute-Olivenöl-Packung geraten, durch die der Schmerz innerhalb von 24 Stunden nachlassen soll. Bei einer Packung oder Kompresse handelt es sich um eine feuchte Auflage, die zum Befestigen mit einem Tuch umwickelt wird. Gerade warme bzw. heiße Kompressen eignen sich sehr gut zur Linderung von Schmerzen.
Um die Packung herzustellen, werden 10g frische Petersilienblätter und 40g Weinrauteblätter kleingehackt in 100 ml Olivenöl aufgeköchelt und warm mit einer Mullbinde aufgelegt bzw. festgebunden, wo sie für ein bis zwei Stunden verbleiben sollen. Aus der Hildegard Heilsteinkunde ist bekannt, dass eine Jaspisscheibe, die über drei Tage und Nächte (heutzutage mit Leukoplast) an der Ischiaswurzel befestigt wird, ebenfalls den Nervenschmerz besänftigen soll.
Wiederkehrende Ischiasschmerzen
Bei wiederkehrenden Beschwerden am Ischiasnerv ist es ratsam, professionelle Hilfe in einer Naturheilpraxis zu suchen. Der Ischialgie können Störfelder durch latente Entzündungsherde (durch tote Zähne, schwelende Nasennebenhöhlenentzündungen, Mandeln) zugrunde liegen, die gefunden uns entstört werden sollten. Nach fernöstlichem Modell, z.B. in der Traditionellen chinesischen Medizin, hat die Ischialgie einen starken Bezug zum Blasenmeridian, z.T. auch zu dem der Gallenblase. Entsprechend werden stärkende Heilkräuter verschrieben oder Akupunkturpunkte behandelt. Ist eine andauernde Verstopfung die Ursache, so sollten Ernährung und Lebensweise beleuchtet und umgestellt werden. Bei starken Muskelverspannungen können Entspannungverfahren oder Psychotherapie weiterhelfen.
Manuelle Therapieformen
Betroffene geben häufig einen Punkt im Gesäß an, von dem die Schmerzen das Bein runter ausstrahlen. In der Körpersprache nach dem FDM wird das als ein Gewebestück gesehen, welches durch die Muskelschichten getreten ist und wieder zurückgedrückt werden muss. Neuere anatomische Darstellungen in den Prometheus Anatomie Atlanten scheinen dieser Theorie Nahrung zu geben. Das Ziehen am Bein herunter wird als Verdrehung des Bindegewebes gesehen, welches mit der Daumentechnik abgefahren und so wieder in die physiologische Form gebracht wird. Neuere Darstellungen der italienischen Anatomin Carla Stecco, wonach die äussere Schicht der Gefäße (Adventitia) in die Hüllschichten (Faszien) der Muskeln übergeht, könnten auch dieser Theorie Auftrieb geben und teilweise spektakuläre Behandlungserfolge dieses Konzeptes, selbst bei diagnostiziertem Bandscheibenvorfall (BSV) zu erklären. (Dipl.Päd. Jeanette Viñals Stein, Heilpraktikerin und Thorsten Fischer, Heilpraktiker Osteopathie)
Zum Weiterlesen
Literatur:
Das Handbuch der Naturheilkunde, Kindler Verlag GmbH 1975
Strehlow, W.: Hildegard Heilkunde von A-Z, Weltbild 20016351a2cc0b08c03
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.