Weniger Psycho-Medikamente für Kinder mit ADHS
11.03.2015
Laut einer Auswertung der DAK bekommen Kinder und Jugendliche mit ADHS-Symptomen in Deutschland weniger Ritalin verschrieben. Über das verschreibungspflichtige Medikament wird seit Jahren unter anderem wegen seiner Nebenwirkungen kontrovers diskutiert.
Verordnungen von Ritalin um zehn Prozent zurückgegangen
Nach einer Auswertung der DAK bekommen Kinder und Jugendliche, die Symptome einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADS/ADHS) haben, weniger Ritalin verschrieben. Einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa zufolge gingen die Verordnungen für den Wirkstoff Methylphenidat bei DAK-Versicherten zwischen fünf und 14 Jahren von 2011 bis 2013 um zehn Prozent zurück. Wie es von der DAK hieß, litten nach Expertenschätzungen bundesweit über 325.000 Schüler unter ADHS-Symptomen. Diese Symptome können in den unterschiedlichsten Ausprägungen auftreten. Gesundheitsexperten nennen in diesem Zusammenhang oft drei Hauptsymptome bei ADHS:innere Unruhe, Impulsivität sowie Schwierigkeiten, Aufmerksamkeit und Stimmung zu regulieren.
Neue Richtlinien für Verschreibungen
Der DAK-Experte Jan Helfrich sagte: „Für den deutlichen Rückgang sind vermutlich die neuen Arzneimittelrichtlinien verantwortlich.“ Nach diesen Richtlinien dürfen nur Spezialisten für Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen Psycho-Medikamente verschreiben. Über Ritalin wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Laut Befürwortern ist es ein hilfreiches Medikament, das den gestörten Dopamin-Haushalt im Gehirn korrigiere, wodurch betroffene Kinder konzentrierter, aufmerksamer und ruhiger werden könnten. Gegner weisen auf die zahlreichen Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, Übelkeit und Schlafprobleme hin.
Mangel an genauen Verschreibungsrichtlinien
Der Gebrauch der Substanz Methylphenidat stieg zwischen 2012 und 2013 weltweit um 66 Prozent, wie der UN-Drogenkontrollrat vor kurzem berichtete. Der Bericht hatte darauf hingewiesen, dass es zu immer mehr Missbrauch mit ADHS-Medikamenten kommt. Unter anderem könne der gestiegene Gebrauch laut dem UN-Drogenkontrollrat (INCB) auf einen Mangel an genauen Verschreibungsrichtlinien zurückzuführen sein. In Deutschland hat die Zahl der ADHS-Diagnosen (im Volksmund auch „Zappelphillip-Syndrom“ genannt) bei den unter 19-Jährigen von 2006 bis 2011 um 42 Prozent zugenommen. (ad)
Bildnachweis: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de
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