Bis 2015 soll die Zahl der HIV-Neuinfektionen um die Hälfte sinken. Das ist das definierte Ziel der Vereinten Nationen in dem aktuellen Jahresbericht zum „Kampf gegen Aids“. Dass das nicht unmöglich ist, zeigen die neuen Zahlen zu den Sterberaten und Neuinfektionen.
21.11.2012
Als im Juli diesen Jahres die 19. Welt-Aids-Konferenz startete, waren viele Experten, Politiker, Forscher und Mediziner zuversichtlich. Zahlreiche Forschungsarbeiten wurden vorgestellt und Fortschritte in der Medizin wiesen auf die Möglichkeit einer baldigen Eindämmung von Aids. „Offenbar kann die Immunseuche gestoppt werden“ lautete das Credo vieler Teilnehmer. In der Tat, in Regionen und Ländern, wo die Immunschwächekrankheit AIDS besonders wütet, habe eine „Ära der Hoffnung“ begonnen, wie es in dem aktuellen Jahresbericht 2012 der Aktion der Vereinten Nationen zur Aids-Bekämpfung (Unaids) heißt.
Deutlicher Rückgang der HIV-Neuinfektionen
Am Dienstag stellten die Experten der Unaids ihren Bericht der Weltöffentlichkeit vor. "Die Geschwindigkeit des Fortschritts beschleunigt sich – wofür man früher ein Jahrzehnt gebraucht hat, wird jetzt in 24 Monaten erreicht“, berichtet Michel Sidibé, Direktor des UN-Programms. Es sei ein deutlicher „Rückgang von Neuinfektionen mit dem Aids-Erreger HIV zu verzeichnen“. Zwar infizierten sich noch immer global rund 2,5 Millionen Menschen im Jahre 2011 neu mit dem Virus. Allerdings seien die Neuinfektionen im Vergleich von vor zehn Jahren (2001) um etwa 20 Prozent weltweit gesunken.
Bemerkenswert seien auch die Zahlen in einigen Ländern. So hätten sich die Patientenzahlen vor allem in den Staaten mit den meisten Aids-Erkrankungen seit 2001 massiv verringert. Zu den Ländern gehören die afrikanischen Staaten Malawi, Botswana und Namibia. Südlich der Wüste Sahara, die zu den Hauptregionen der Aids-Epidemie gehören, hätten sich im Jahre 2011 rund 25 Prozent weniger Menschen im Zehn-Jahres-Vergleich mit dem Aids auslösenden Virus infiziert. Noch deutlicher sei der Rückgang in den Karibik-Staaten. Hier infizierten sich etwa 42 Prozent weniger Menschen. Die Karibik gehört gleich nach Afrika zu den am stärksten betroffenen Regionen.
Renate Bähr von der Stiftung Weltbevölkerung zeigte sich angesichts der positiven Entwicklung hocherfreut. Die neuen Zahlen bestätigen die Investitionen in Präventions-Programme. „Mit Aufklärung und Verhütung lässt sich die Aids-Epidemie eindämmen und Leben können gerettet werden", erklärte Bähr. Und der Sprecher der Deutschen Aidshilfe, Holger Wicht, glaubt an „eine Welt ohne Aids“. Es sei aber „eine Frage des politischen Willens“. "Wir haben Therapien, und wir haben wirksame Präventionsstrategien, aber sie müssten noch in weitaus größerem Maße als heute zum Einsatz kommen."
Jeder Zwanzigste afrikanische Mann ist mit HIV infiziert
Allerdings gibt es auch Negativmeldungen. Laut des Berichts gibt es auch Gegenden, in der Neuinfektionsrate noch immer ansteigt. Stark betroffen sind der Nahe Osten und Nordafrika. Hier verzeichneten die Experten einen satten Anstieg „von 35 Prozent seit 10 Jahren“. Weltweit sind etwa 34 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert. Der größte Anteil der Betroffenen lebt im südlichen Teil der Sahara. Gemessen am Gesamtanteil kommen 69 Prozent der Infizierten aus dieser Region. Jeder zwanzigste Mensch ist laut Unaids dort mit dem HIV angesteckt. Damit bildet die Region noch immer den Hauptschwerpunkt aller Anstrengungen.
Durch die verbesserte medizinische Versorgung und dem Zugang moderner Arzneien konnte allerdings auch in Afrika die Sterberate signifikant gesenkt werden. Global starben im letzten Jahr etwa 1,7 Millionen Menschen an Aids. Somit erlagen 24 Prozent weniger Menschen im Vergleich zu 2005 der Seuche. Durch den medizinischen Fortschritt könnten allerdings weitaus mehr Menschen länger leben. Sieben Millionen Patienten haben „keinen Zugang zu antiretroviralen Behandlungen“.
Mehr Anstrenungen gegen HIV und AIDS
Die Unaids appelliert: „Die Staatengemeinschaft soll zur Eindämmung von Aids und HIV Programme weiter fördern“. Nur dann könnte das UN-Ziel erreicht werden, die Neuinfektionen bis zum Jahre 2015 zu halbieren. „Zusätzlich ist es wichtig, die Diskriminierung von HIV-Betroffenen zu bekämpfen“. Diskriminierungen vergrößern das Leiden und Leben der Patienten und erschwert den Kampf gegen Aids. „Müssen Infizierte sich vor Ausgrenzung und Gewalt fürchten, wird die Therapie und Eindämmung noch komplizierter“.
Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sind in Deutschland derzeit rund 73.000 mit dem HI-Virus infiziert. Ein Großteil der Betroffenen sind zu 80 Prozent Männer. Im vergangenen Jahr haben sich laut Erhebungen etwa 2700 Menschen neu mit den gefährlichen Viren Deutschlandweit infiziert. (sb)
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