Variante des Epstein-Barr-Virus kann Krebs verursachen
11.10.2013
Das Epstein-Barr-Virus gehört zu den Herpesviren. Forscher aus Heidelberg und Zürich entdeckten jüngst, dass regionale Varianten des Virus unterschiedliche Krankheiten auslösen. Demnach erhöht das Epstein-Barr-Virus in Asien und Afrika das Risiko für bestimmte Krebsarten erhöhen, während im europäischen Raum vor allem die „Kusskrankheit“ eine Folge der Infektion mit dem Virus ist.
Varianten des Epstein-Barr-Virus bergen unterschiedliche Risiken
Mehr als 90 Prozent der Menschen tragen das Epstein-Barr-Virus (EBV) in sich. Die Ansteckung erfolgt meist bereits im Kindes- oder Jugendalter durch Tröpfchen- oder Kontaktinfektion beispielsweise beim Küssen. Wie groß die Gefahr ist, die von dem Virus ausgeht, hängt stark vom Erregerstamm ab. Einer neuen Studie zufolge verhalten dich verschiedene Varianten des EBV unterschiedlich und können zudem auch verschiedene Körperzellen angreifen. Das berichten Henri-Jacques Delecluse vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und seine Züricher Kollegen in der Zeitschrift „Cell Reports”. Impfungen sollten deshalb gezielt auf die besonders aggressiven Stämme des Virus abzielen, schlussfolgern die Forscher.
Während der Erreger im europäischen Raum das Pfeiffersche Drüsenfieber – umgangssprachlich auch als Kusskrankheit bezeichnet – verursachen kann und meist einen milden Krankheitsverlauf nimmt, erhöht das Virus in Afrika das Risiko für das Burkitt-Lymphom und in Südosteasien für das Nasopharynx-Karzinom (Nasenrachenkrebs). Die Ursache scheint in Unterschieden im Erbgut des Virus begründet zu sein.
Aggressive Variante des Epstein-Barr-Virus kann Epithelzellen der Schleimhäute angreifen
Delecluse und seine Kollegen untersuchten das EBV von einem nordamerikanischen Patienten mit Pfeifferschem Drüsenfieber und einem Chinesen, bei dem ein Nasopharynx-Karzinom diagnostiziert wurde. Wie sich herausstellte hatte das Virus des Amerikaners lediglich die B-Zellen des Immunsystems infiziert. Bei dem chinesischen Patienten, der die Virus-Variante M18 in sich trug, wurden auch Epithelzellen der Schleimhäute sehr effizient angriffen.
Die Unterschiede im Erbgut verschiedener Varianten des EBV waren den Forscher zwar bereits zuvor bekannt, dass diese aber auch verschiedene Krankheiten begünstigen, fanden die Wissenschaftler erst jetzt heraus. „Unsere Ergebnisse haben meine Einstellung radikal verändert, wie man mit dem Problem EBV-verbundener Erkrankungen umgehen soll”, sagte Delecluse gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. „Bisher dachten wir, dass das Epstein-Barr-Virus überall auf der Welt das gleiche ist. Jetzt wissen wir, dass es verschiedene Virusstämme gibt und dass wir uns bei der Entwicklung von Impfstoffen auf die Stämme konzentrieren müssen, die besonders aggressiv zu sein scheinen.”
Pfeiffersches Drüsenfieber verläuft meist harmlos
Im europäischen Raum verursacht das EB-Virus vor allem Pfeiffersches Drüsenfieber. Betroffene, meist Jugendliche, leiden meist an grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber, geschwollenen Lymphknoten, starker Müdigkeit und einer Hals- beziehungsweise Mandelentzündung. Darüber hinaus können Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, eine vergrößerte Milz, Appetitlosigkeit, Muskelschmerzen, allgemeine Schwäche und Abgeschlagenheit, Schwindel, Schüttelfrost, Nachtschweiß und weitere Symptome auftreten. In vielen Fällen verläuft eine Infektion mit dem EBV aber beschwerdefrei. (ag)
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