Gesundheitsbehörde FDA prüft Pradaxa Gerinnungshemmer
08.12.2011
Die US-Amerikanische Arzneimittelprüfbehörde FDA prüft den Gerinnungshemmer Pradaxa des deutschen Medikamentenherstellers Boehringer Ingelheim. Das Mittel steht unter dem Verdacht, bei Nierenleiden schwere innere Blutungen hervorzurufen. Während die Meldungen über Todesfälle durch die Einnahme des Arzneimittels Pradaxa Patienten zunehmend verunsichern, sind die Investoren des Pharmakonzerns Bayer hoch erfreut. Die Bayer-Aktie gehört derzeit zu den am Meisten nachgefragten Handelspapieren am Deutschen Aktienmarkt.
Die Gesundheitsbehörde FDA in den USA prüft das im Jahre 2010 zugelassene Arzneimittel Pradaxa auf mögliche Nebenwirkungen. Nach Angaben der FDA lägen Berichte vor, dass das Medikament schwere innere Blutungen bei Patienten hervorrufen könnte. Derzeit, so die FDA, biete Pradaxa bei richtiger Verwendung gute Vorteile für Patienten mit den Herzrhythmusstörungen „Vorhofflimmern“. Das Arzneimittel sollte aus diesem Grund nicht ohne Konsultation des behandelnden Arztes eigenmächtig abgesetzt werden.
Seit der Markteinführung im Jahre 2008 sollen nach Presseberichten weltweit mindestens 260 Menschen nach der Einnahme des Mittels gestorben sein. Zuvor waren lediglich 50 Todesfälle durch Pharmakreise bestätigt. Mittlerweile hat der Konzern Boehringer Ingelheim die vermutlichen Todesopfer bestätigt. So hieß es von Konzernseite, zwar gebe es diese Verdachtsfälle, das Medikament als solches sei aber wirksam und gefährde bei richtiger Anwendung nicht übermäßig die Gesundheit der Patienten. Betroffen waren vor allem Patienten, deren Nierenfunktionen stark beeinträchtigt waren.
Lachender Dritter ist der Pharmariese „Bayer“. Dessen Medikament Xarelto gehört ebenfalls zur neuen Klasse von Gerinnungshemmern. Auch Bayer verspricht sich künftig ein Milliardengeschäft, denn die Menschen werden in den westlichen Industrienationen immer älter und leiden daher häufiger an Herzrhythmusstörungen. Das Unternehmen hat die Zulassung des neuen Präparates zur Prävention eines Schlaganfalls für Patienten mit Vorhofflimmern Anfang November erhalten. Durch die Negativschlagzeilen der Konkurrenz und der Einführung eines eigenen Medikaments verzeichnet die Aktie einen Kursaufschlag von 1,7 Prozent auf 47,98 Euro und gehört damit zu den begehrtesten Aktien am deutschen Markt.
Die FDA hat angekündigt, nun eng mit dem Pharmakonzern Boehringer zusammen zuarbeiten, um die gemeldeten Fällen zu analysieren. Zwar vermerkt die FDA, dass man derzeit noch von einem sicheren Medikament ausgeht, allerdings ist die Prüfung ein Signal für die Märkte.
Doch freut sich der Konkurrent Bayer zu früh? Heute will die FDA auch die von Bayer produzierten hormonell wirkenden Antibaby-Pillen „Yasmin“ und „Yaz“ genauer untersuchen. Einige neuere Studien wiesen bei beiden Pillen ein erhöhtes Risiko für die Bildung von Thrombosen hin. Bei Negativberichten könnte auch Bayer in Schlingern kommen, denn die Verhütungsmittel sind die zweit-umsatzstärkste Produktgruppe aus dem Hause Bayer. (sb)
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Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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