Kampf gegen Malaria stockt wegen Geldmangel:Weiterhin hunderttausende Malaria-Opfer
18.12.2012
Beim Kampf gegen die Tropenkrankheit Malaria ist weiterhin kein Sieg in Sicht – zu diesem traurigen Ergebnis kommt der jüngst veröffentlichte Welt-Malaria-Bericht 2012 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und verdeutlicht dies an erschreckenden Zahlen: Weltweit sterben jedes Jahr noch mehr als 600.000 Menschen an der heimtückischen Krankheit, zumeist Mädchen und Jungen unter fünf Jahren, etwa jede Minute fällt in Afrika ein Kind der Malaria zum Opfer.
Dass die Zahlen immens sind, zeigte auch eine Studie von US-Wissenschaftlern, die Anfang des Jahres eigene Daten zu Malaria-Opfern im Jahre 2010 veröffentlicht hatten und die die Zahlen der WHO noch deutlich überstiegen. So hatte die WHO 655.000 Todesfälle gezählt, den Forschern um Christopher Murray von der University of Washington in Seattle nach, lag die Zahl der Todesopfer 2010 allerdings bei 1,2 Millionen (doppelt so viele Malaria-Todesfälle).
Gefahr zunehmender Resistenzen gegen Medikamente
Ein besonders großes Problem im Umgang mit der Krankheit seien laut der WHO-Direktorin Margaret Chan "zunehmende Resistenzen der Krankheitserreger gegen Malaria-Medikamente sowie der Anopheles-Mücken gegen Insektizide". Experten würden hier sogar die Befürchtung hegen, dass sich "in Kambodscha und Thailand Resistenzen gegen einen der wichtigsten Wirkstoffe gegen Malaria entwickeln könnten". Dieser nennt sich „Artemisinin“, ein sekundärer Pflanzenstoff, der weltweit zur Behandlung von Malaria eingesetzt wird. Hier würden größere Mühen nötig, um laut Chan „in Zukunft ein medizinisches Desaster zu vermeiden".
Krankheit ließe sich durch Aufstockung der finanziellen Mittel stärker kontrollieren
Aus Sicht der WHO ist dies jedoch kein unveränderlicher Zustand – so sei die vorrangig in tropischen Klimazonen von den so genannten Malaria-Mücken übertragene Krankheit zwar eine „Tragödie“, diese könne jedoch laut Margaret Chan mit ausreichend finanziellen Mitteln überwunden werden. Doch genau an diesen finanziellen Mitteln mangele es derzeit.
Dabei sah alles so vielversprechend aus: Im Jahr 2001 hatte eine Arbeitsgruppe unter anderem mit Vertretern der UNO und der Weltbank die so genannten „Millennium-Entwicklungsziele“ formuliert, unter anderem mit dem Vorsatz, dass bis zum Jahr 2015 die Ausbreitung von Malaria und anderen schweren Krankheiten zum Stillstand gebracht und eine Trendumkehr bewirkt werden würde. Doch von diesem Ziel sei die Menschheit laut WHO noch meilenweit entfernt – stattdessen sei der Kampf gegen die Infektionskrankheit Malaria ins Stocken geraten, bis 2015 sei dieses Ziel nicht mehr zu erreichen.
14 Länder benötigen besonders starke Unterstützung
Besonders schlimm sei die Situation laut Bericht der WHO in den afrikanischen Ländern Nigeria und der Demokratischen Republik Kongo sowie im asiatischen Raum in Indien – allerdings sind es laut des Berichts insgesamt 14 Länder in denen Malaria heftig wütet und in denen zusammen genommen ca. 80% aller Malaria-Infektionen auftreten. Und genau in diesen Ländern müsse laut WHO der Kampf gegen die Krankheit verstärkt werden. Denn auch wenn auf der anderen Seite in etwa 50 Nationen die Zahl der Neuinfektionen um 75 Prozent reduziert werden konnte, so bietet dieser Erfolg nur eingeschränkt Grund zur Freude – doch hier geht es um Länder, in denen weltweit gerade mal 3% aller Malaria-Fälle auftreten.
Doch um gerade in der Gruppe der 14 Länder erfolgreich agieren zu können, braucht es Geld. Laut Bericht der WHO hätten im Jahr 2000 hierfür weltweit nicht einmal 100 Millionen Dollar zur bereit gestanden. In den letzten 10 Jahren wurde hier dann erheblich aufgestockt, was laut WHO zur Folge hatte, dass global betrachtet 1,1 Millionen Menschen vor dem Tod durch Malaria gerettet werden konnten.
Aufstockung der finanziellen Mittel laut WHO unabdingbar
Das klingt zwar erst mal gut und nach dem richtigen Weg, dennoch scheint diese Entwicklung zu stagnieren. Aus Expertensicht zwar auf einem hohen Niveau – aber auf einem längst nicht ausreichenden, um die Situation grundlegend zu ändern. Hier sei es aus Sicht der WHO notwendig, an den Aufschwung der Jahre nach dem Jahrtausendwechsel anzuknüpfen. Denn so hätten zwar "viele Länder die Finanzierung der Malaria-Bekämpfung aus eigenen Mitteln erhöht, dennoch stagnierten 2011 die insgesamt zur Verfügung stehenden Mittel bei 2,3 Milliarden Dollar – weniger als die Hälfte dessen, was gebraucht wird", erklärte die WHO, denn nötig wären laut den WHO-Experten bis zum Jahr 2020 jährlich 5,1 Milliarden Dollar (3,9 Milliarden Euro).
Um hier die Lücke zu schließen und in der Folge aktiver gegen Malaria vorgehen und betroffenen Menschen helfen zu zu können, bestehe laut der WHO-Direktorin Margaret Chan „ein dringender Bedarf zur Identifizierung neuer Finanzierungsquellen, um die Hilfe vergrößern zu können, die Bemühungen, Malaria zu kontrollieren, aufrecht zu erhalten und die Investitionen der letzten Dekade zu schützen.“ Es müssten „neue Wege geprüft werden, um bestehende Fonds weiter zu dehnen“, so die Direktorin im Vorwort des World Malaria Reports.
Geld, das dringend gebraucht wird – unter anderem für Moskitonetze, die zum Schutz vor den Malaria-Mücken unverzichtbar sind, für die aber laut WHO längst nicht ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen würden. So sei die Anzahl der Netze gerade in den afrikanischen Ländern, in denen die Infektions-Krankheit am schwersten wüten würde, von 145 Millionen Stück im Jahr 2010 auf 66 Millionen im laufenden Jahr gesunken – durch diese unzureichende Versorgung würden viele Familien größeren Risiken ausgesetzt werden, sodass wieder "mehr Menschen der potenziell tödlichen Krankheit ausgesetzt sind".
Deutschlands Rolle als Geldgeber
Deutschlands Part im Kampf gegen die Krankheit besteht vor allem in der Finanzierung des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM). Bei diesem globalen Fonds handelt es sich um ein Finanzierungsinstrument, das weltweit in 140 Ländern tätig ist und eines der wichtigsten Instrumente zur Bekämpfung dieser Krankheiten darstellt. Bisher hatte die BRD hier jährlich 200 Millionen Euro investiert, die Zahlungen waren jedoch zeitweilig gestoppt worden, nachdem Korruptionsfälle bekannt geworden waren.
Dies soll sich allerdings wieder ändern: So kündigte Dirk Niebel (FDP), Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, im November dieses Jahres an, dass Deutschland sich im Zeitraum 2012 bis 2016 wieder mit insgesamt einer Milliarde Euro beteiligen würde. (sb)
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Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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