Barmer GEK Chef fordert Klinikschließungen zur Kostenreduzierung im Gesundheitssystem
02.01.2012
Die Vielzahl an Krankenhäusern ist nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden der Barmer GEK, Christoph Straub, einer der Gründe für die zu hohen Kosten im Gesundheitswesen. Dem Chef der größten deutschen Krankenkasse zufolge müssten daher in den kommenden Jahren zahlreiche Kliniken unter Sparzwang geschlossen werden.
Angesichts der bereits bestehenden finanziellen Schwierigkeiten bei zahlreichen Krankenhäusern und dem massiven Überschüssen bei den gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2011 forderte die Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) jüngst eine Lockerung des von der Politik beschlossenen Sparpakets bei den Kliniken, um die Schließung von Krankenhäusern zu vermeiden. Der Vorstoß des Barmer GEK-Chefs geht nun jedoch in eine gänzlich andere Richtung. Straub zufolge sollten die Schließungen der Kliniken in Kauf genommen werden, um die Kosten im Gesundheitssystem langfristig zu reduzieren.
Veraltete Strukturen der medizinischen Versorgung
Nach Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden der Barmer GEK sind die vielen Krankenhäuser und Klinikbetten einer der Gründe für die überhöhten Kosten im deutschen Gesundheitssystem. „Wir leisten uns Strukturen, die größer und teurer sind als in anderen Ländern“, erklärte Straub gegenüber der Tageszeitung „Die Welt“. Der Barmer GEK-Chef betonte, dass es daher „nicht sinnvoll“ sei, „die Sparmaßnahmen im Krankenhausbereich zurück zu nehmen und teure Krankenhausstrukturen einfach aufrecht zu erhalten“ Auch wenn den kleineren Kliniken in kommunaler Trägerschaft in den kommenden Jahren erhebliche finanzielle Schwierigkeiten drohen, sollte ihnen der Sparbeitrag aus der im Jahr 2011 beschlossenen Gesundheitsreform nicht erlassen werden, forderte Straub. Der Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK sieht in dem erhöhten „ökonomischen Druck“auch eine Chance, „die veralteten Strukturen zu verändern“, welche Ursache für die überhöhten Kosten im Gesundheitswesen seien. So sollte das traditionelle Nebeneinander von Krankenhäusern und Arztpraxen umgestaltet werden und die medizinische Versorgung der Bevölkerung viel häufiger ambulant oder während lediglich kurzer Krankenhausaufenthalte erfolgen, erklärte Straub. Sowohl niedergelassene Ärzte als auch angestellte Krankenhausärzte müssten in Zukunft ambulante und stationäre Leistungen erbringen können, betonte der Barmer GEK-Chef.
Forderung nach einer Schließung von Krankenhäusern keine Lösung?
Außerdem forderte Straub eine „einheitliche Vergütung für bestimmte medizinische Leistungen, die ambulant und stationär erbracht werden“, um endlich die bisherige unzeitgemäße Trennung von ambulanter und stationärer Versorgung zu überwinden. Dem Barmer GEK-Chef zufolge sollten künftig weniger traditionelle Kliniken und mehr „ambulant-stationäre Einheiten“ auf dem Land und in Ballungsräumen die medizinische Versorgung der Bevölkerung übernehmen. In dieser Versorgungsstruktur würden die heute bereits gut laufenden, rund zwei Drittel der öffentlichen und privaten Kliniken weiterhin eine tragende Rolle spielen. Allerdings wären im Gegenzug etwa zehn bis zwanzig Prozent der rund 2.000 Kliniken deutschlandweit von einer Schließung bedroht, da sie schon heute rote Zahlen schreiben. Aus den Reihen der Politik wurde angesichts dieser Angaben bereits erste Kritik an dem Vorstoß des Barmer GEK-Chefs laut. So erklärte die Sprecherin des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums, Beate Fasbender-Döring, in Mainz, dass „die platte Forderung nach einer Schließung von Krankenhäusern und dem Abbau von Betten keine Lösung“ für die Schwierigkeiten im Gesundheitssystem sei. Der Ministeriumssprecherin zufolge sollten stattdessen die Versorgungsstruktur in einzelnen Regionen gründlich überprüft und gegebenenfalls „die Kooperation und Fusionen von Krankenhäusern“ angestrebt werden, „um die Versorgung vor allem in den ländlichen Regionen sicherzustellen.“ Zu der Forderung nach einer Lockerung des Sparbeitrags für die Krankenhäuser, wie ihn die Interessenvertretung der Kliniken gefordert hatte, bezog das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium indes keine Position. Rund 600 Millionen Euro sollen die Krankenhäuser laut den Beschlüssen der Politik zum Sparpaket der Gesundheitsreform aus dem Jahr 2011 beitragen. (fp)
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