Viele Deutsche leiden unter einer Glutenunverträglichkeit
15.05.2012
Viele Menschen leiden unter einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie), die beim Verzehr glutenhaltiger Nahrungsmittel zu erheblichen gesundheitlichen Beschwerden führen kann. Betroffenen hilft nur ein vollständiger Verzicht auf die entsprechenden Lebensmittel, doch vielen ist ihre Erkrankung überhaupt nicht bewusst, warnen die Experten im Rahmen der derzeitigen Welt-Zöliakie-Woche.
Rund einer von 200 Deutschen verträgt die in Getreide enthaltenen Gluten nicht. Die Betroffenen können die Gluten nicht richtig verwerten und leiden häufig unter erheblichen Verdauungsproblemen. Langfristig droht nicht nur eine Entzündung der Darmschleimhaut, sondern auch die Entwicklung einer Osteoporose oder einer Anämie. Bei Verdacht auf eine Glutenunverträglichkeit sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden.
Erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Glutenunverträglichkeit
Wie die Experten der Deutschen Zöliakie Gesellschaft im Rahmen der aktuellen Welt-Zöliakie-Woche (12. bis 19. Mai) berichten, leiden relativ viele Deutsche unter einer Glutenunverträglichkeit. Nach dem Verzehr glutenhaltiger Nahrungsmittel zeigen sie eine Art allergischer Reaktion, die zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann. Die Symptome reichen von Verdauungsbeschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall, Fettstuhl, Übelkeit und Erbrechen, über schwere Entzündungen der Darmschleimhaut bis hin zu psychischen Beschwerden wie Depressionen. Enthalten sind Gluten zum Beispiel in Weizen, Gerste, Hafer und Roggen. Die Expertin der Deutschen Zöliakie Gesellschaft, Sofia Beisel, erklärte anlässlich der Welt-Zöliakie-Woche, dass die Glutenunverträglichkeit wegen der äußerst variablen Symptome oft äußerst schwer zu diagnostizieren sei. Eine frühe Diagnose und ein anschließender konsequenter Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel sei für die Betroffenen jedoch von hoher Bedeutung, um schwerwiegendere Folgen der Zöliakie zu vermeiden. Denn bleibt die Glutenunverträglichkeit unbehandelt, drohen Folgeerkrankungen, wie beispielsweise eine Blutarmut (Anämie) oder Osteoporose. Außerdem steht die Zöliakie im Verdacht das Risiko von Lymphdrüsenkrebs und Darmkrebs zu erhöhen.
Glutenunverträglichkeit als Auslöser von Autoimmunerkrankungen?
Um schwerwiegendere Gesundheitsrisiken auszuschließen, sollte bei Verdacht auf eine Glutenunverträglichkeit dringend ein Arzt hinzugezogen werden. Dieser kann anhand einer Blutuntersuchung mögliche Anzeichen einer Zöliakie bestimmen und bei begründetem Verdacht anschließen eine Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe) des Dünndarms zur Sicherung der Diagnose durchführen. Allerdings besteht auch nach gesicherter Diagnose keine Möglichkeit zur Heilung der Zöliakie. Die Betroffenen müssen sich fortan im Verzicht üben. Sie sollten eine glutenfreie Diät einhalten „und zwar strikt und lebenslang“, betonte Sofia Beisel. Dies gelte auch bei Patienten, die lediglich leichte Beschwerden haben, da die Symptome sich bei anhaltendem Verzehr von Gluten durchaus verstärken können. Auch ist die „die Zöliakie stark assoziiert mit anderen Autoimmunerkrankungen, mit der Diabetes oder bestimmten Schilddrüsenerkrankungen“, so dass diesen durch den Verzehr der Gluten eventuelle Vorschub geleistet werde, erklärte die Expertin.
Zöliakie ist erblich
Da eine Glutenunverträglichkeit vererbt werden kann, sollten betroffene Eltern bei ihren Kindern besonders vorsichtig sein, so die Aussage von Sofia Beisel. Die zuständigen Ärzte sind über das erhöhte Risiko der Kinder zu informieren und möglichst früh sollte ein Test auf eine Zöliakie durchgeführt werden. Denn rund jede/r zehnte Betroffene gebe die Glutenunverträglichkeit an seine Kinder weiter, erläuterte die Expertin. Generell gilt bei Kindern bis zum vierten Monat, dass auf die Gluten besser verzichtet werden sollte, da „Gluten für noch jüngere Kinder nicht so besonders gut verdaulich“ sind, so Beisel weiter.
Glutenfreie Diät einzige Form der Therapie
Die empfohlene glutenfreie Diät ist laut Aussage der Expertin ohne größere Umstände einzuhalten , da Gluten einerseits kennzeichnungspflichtig sind und die Zutatenliste auf der Rückseite der Lebensmittel-Verpackungen deutlich macht, ob Gluten enthalten sind. Anderseits bieten die Lebensmittelhersteller und viele Supermarktketten heute bereits spezielle glutenfreie Produkte an, die mit Ersatzzutaten wie Hirse, Mais, Reis, Buchweizen oder Soja hergestellt werden, so der Hinweis der Expertin der Deutschen Zöliakie Gesellschaft. (fp)
Lesen Sie auch:
Gesundheit: Hotline zu Lebensmittelallergien
Bild: Sigrid Rossmann / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.