Grüne Gurken keine EHEC HUSEC 41 Überträger
31.05.2011
Kein Mensch in Deutschland isst derzeit grüne Gurken. In den meisten Supermärkten sind die Gurken-Regale leer. Doch anscheinend fiel der Verdacht auf die spanischen Gurken als Überträger des gefährlichen EHEC-Erregers zu schnell. Zwar konnte der Keim auf den Salatgurken nachgewiesen werden, allerdings gehört der Bakterienstamm nicht zu den derzeit grassierenden EHEC-Keimen.
Grüne Gurken zwar mit Keimen besetzt, aber nicht Lebensbedrohlich
Es war wohl ein falscher Verdacht, der auf grüne Gurken aus Spanien gelenkt wurde. Die Hamburger Gesundheitsbehörden korrigierten heute die Warnmeldung, nachdem Salatgurken aus Spanien dringend unter Verdacht standen, den gefährlichen EHEC Keim auf Menschen zu übertragen. Zwar fanden sich auf den Gurken Bakterien der EHEC Gattung, allerdings eine minder gefährliche und nicht entartete Art. Auf zwei spanischen Salatgurken fanden Experten verdächtige EHEC Bakterien aber nicht von der Gattung des Bakterienstamms O104 (HUSEC 41, auch unter Wissenschaftler O104:H4 genannt). Demnach ist der Ursprung der Infektionswelle noch immer völlig unklar. „Leider hat sich die Quelle für die schweren Komplikationsfälle mit HUS-Syndrom nicht bestätigt“, erklärte die Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Weiterhin stehe die Senatorin hinter der vorzeitigen Veröffentlichung der ersten Untersuchungsergebnisse. Denn auch die gefundenen EHEC Keime „könnten sehr wohl schwere Durchfallerkrankungen auslösen.“. Unverantwortlich wäre es gewesen, nicht vor einer möglichen Infektion zu warnen, betonte die SPD-Politikerin. Nach neusten Angaben sind bereits 15 Menschen an dem HUS-Syndrom verstorben. Unter den Todesopfern befinden sich 14 Deutsche und seit heute auch eine Schwedin.
EHEC Schnelltest soll Erreger aufdecken
Forscher der Uniklinik Münster haben unterdessen einen neuen Schnelltest entwickelt, der bereits vor Beginn der typischen EHEC Symptomen einen Nachweis über den Erreger kurzer Zeit liefern kann. Die Wissenschaftler erhoffen sich mit dem Test eine effektive Hilfe bei der Suche nach der Infektionsquelle. Nach Angaben des Hygiene-Instituts könnten mit dem Schnelltest nicht nur potentielle Patienten untersucht werden, sondern auch verdächtige Lebensmittel im Handel. Mit dem Verfahren könnte der gefährliche Infekt schnell nachgewiesen werden. „Bislang gab es keine Möglichkeit, den Erreger-Stamm nachzuweisen“. Mit Hilfe des molekularbiologischen Verfahrens ist es nun aber möglich, bereits minimale Keim-Mengen innerhalb von einigen Stunden in Bezug auf die speziellen Beschaffenheiten des Ausbruchsstammes zu untersuchen. Leiden Patienten unter Schwindel, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie blutigem Durchfall, können Mediziner mit dem Test innerhalb von nur 4 Stunden sagen, ob sie an einer EHEC Infektion leiden oder sich mit anderen Bakterium oder Viren angesteckt haben. Am Wichtigsten sei es, die Infektionsquelle zu finden, um einen weiteren Übertragungsweg zu verhindern, betonte Helge Karch, Leiterin des Instituts für Hygiene. Der Test helfe auch dabei zu ergründen, wie lange gesundete Menschen den Erreger weiter übertragen.
Landwirtschaftsbetriebe und Händler leiden unter Kaufverweigerung der Konsumenten
Gemüsehändler und Supermärkte bleiben indes auf einen Großteil ihrer frischen Ware sitzen. Das hat natürlich weitreichende Auswirkungen auf den Handel und die Landwirtschaftsbetriebe. Der größte Erzeuger für Gemüse und Obst, Mecklenburger Ernte, hat den Ernte-Abbau bereits abgebrochen. Obwohl Tomaten, Gurken und Kopfsalate nachgewiesen Keimfrei seien, nehmen die Einzelhändler immer weniger Ware ab, weil die Menschen immer weniger zu den frischen Salaten greifen. Die Lage für die Erzeugerbetriebe hat sich verschärft, betonte Betriebsleiter Klaus-Dieter Wilke. Der Absatzmarkt sei um mehr als die Hälfte eingebrochen. Die Hauptbetriebe liegen in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Alle Waren werden kontinuierlich auf Keimbelastungen untersucht. Laut der Laborergebnisse seien diese explizit „EHEC-frei“, wie der Landwirtschaftsexperte betonte.
Da die Gesundheitsbehörden weiterhin explizit davon abraten, frisches Gemüse zu kaufen und zu verzehren, verlangen die Erzeuger nun staatliche Entschädigungszahlungen. Man sehe zwar ein, dass der Verbraucherschutz vor den wirtschaftlichen Interessen liegt. „Aber Verbraucherschutz kann nicht auf dem Rücken der Erzeugerbetriebe ausgetragen werden.“ sagte der Vorsitzende der Landwirtschaftsorganisation. Man sei schon mit den politisch Verantwortlichen im Gespräch, um Entschädigungen auszuhandeln. (sb)
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Bild: Andrea Kusajda / pixelio.de
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