Bluttest gibt Auskunft über Lungenkrebsrisiko
06.04.2015
Lungenkrebs ist in Europa die häufigste Krebs-Todesursache.Ungefähr alle zwei Minuten stirbt in der EU ein Mensch an den Folgen eines Lungenkarzinoms. Da Erkrankte meist keine typischen Symptome zeigen, wird Lungenkrebs oft erst spät entdeckt, so dass Therapien meist nicht mehr helfen. Ein neuer Bluttest könnte das Lungenkrebsrisiko künftig früher erkennen.
Mehr Todesfälle durch Lungenkrebs
Die Krebssterblichkeit ist zwar insgesamt in Deutschland als auch in der Europäischen Union (EU) rückläufig, doch dies trifft nicht auf alle Krebsarten zu. Lungenkrebs tötet mehr Frauen als Brustkrebs, hatten Epidemiologen aus Italien vor kurzem berichtet. Auch der bekannte deutsche Filmregisseur Helmut Dietl ist neulich nach jahrelangem Leiden an Lungenkrebs verstorben. Wenn ein Tumor in der Lunge bereits Symptome verursacht, ist es meist zu spät, die Krankheit noch besiegen zu können.
Krebs erkennen bevor sich Auffälligkeiten zeigen
Hierzulande sterben jährlich rund 40.000 Menschen an Lungenkrebs. Die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen liegt demnach bei 55.000. Tausende Menschenleben könnten gerettet werden, wenn sich Lungenkrebs – ähnlich wie Darmkrebs – durch eine Untersuchung schon sehr früh nachweisen ließe.Genau das ist das Ziel der israelischen Forscherin Tamar Paz-Elizur vom Weizmann Institut in Rehovot, wie die Zeitung berichtet. Die Wissenschaftlerin arbeitet den Angaben zufolge an einem Test, mit dem Lungenkrebs schon erkannt werden kann, wenn auf Röntgenaufnahmen noch gar nichts Auffälliges zu sehen ist.
Tumor im Frühstadium erkennen
„Mit einem simplen Bluttest lassen sich Personen mit einem deutlich erhöhten Risiko für Lungenkrebs erkennen“, erläuterte die Forscherin. Demnach lässt sich eine anbahnende Erkrankung bereits erkennen, noch bevor sie ausgebrochen ist und ein Tumor im Frühstadium allemal. Somit könne auch mit einer Therapie noch rechtzetig begonnen werden. Gemeinsam mit ihrem Forscherkollegen und Ehemann Zvi Livneh wollte Tamar Paz-Elizur die Reparaturmechanismen verstehen, mit denen sich Zellen selbst heilen. In jeder Zelle des menschlichen Körpers kommt es jeden Tag zu bis zu 50.000 Schäden am Erbgutmolekül DNA, aus denen sich manchmal Krebszellen entwickeln können. Allerdings verfügen die Zellen auch über Reperaturwerkzeuge, so dass es normalerweise nicht soweit kommt, das ein Tumor wächst.
Reperatur-Enzyme spielen eine entscheidene Rolle
In ihrer Forschungsarbeit stießen die Wissenschaftler auf sogenannte Reparatur-Enzyme, darunter eines mit der Bezeichnung OGG1, das offenbar eine entscheidende Rolle bei der Abwehr von Lungenkrebs spielt.Paz-Elizur konnte zwar nachweisen, dass Menschen mit einer geringen OGG1-Konzentration ein fünffach höheres Risiko für Lungenkrebs haben, doch dieser Faktor ist noch zu klein, als das man darauf ein sinnvolles Früherkennungsscreening aufbauen könnte. Den Forschern gelang es jedoch, die Methode treffsicherer zu machen. Die Wissenschaftler entdeckten zwei weitere Marker, an denen sich ebenfalls eine verringerte Abwehrkraft gegen Lungenkrebs ablesen lässt, die Reparatur-Enzyme MPG und APE1. „Wegen der Anfangsbuchstaben von OGG1, MPG und APE1 bezeichnen wir diese drei Marker meist einfach als OMA“, so Livneh.
Bluttest mit hoher Trefferquote
Mit Hilfe des Bluttests lassen sich den Angaben zufolge Menschen mit hoher Trefferquote erkennen, die bald an Lungenkrebs erkranken werden oder bereits erkrankt sind. Im Rahmen ihrer Studie haben die Forscher mit insgesamt hundert Lungenkrebspatienten und nicht erkrankten Menschen nachgewiesen, dass Menschen mit einem geringen OMA-Schutzfaktor eine bis zu 20-mal höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen, an Lungenkrebs zu erkranken. Größere klinische Studien müssen nun zunächst beweisen, dass sich ein OMA-Bluttest tatsächlich wirksam zur Früherkennung oder sogar zur Vermeidung von Lungenkrebs einsetzen lässt. Man könnte dann diejenigen, bei denen ein hohes Risiko festgestellt wird, gezielt zu einer computertomografischen Untersuchung schicken, um schon kleinste Gewebeveränderungen zu finden.
Medikamente zur Abwehr von Krebszellen
Tamar Paz-Elizur hat auch die Entwicklung neuer Therapien vor Augen. Wer das Wirken der Reparatur-Enzyme besser versteht, kann eventuell auch Medikamente entwickeln, die den Körper bei der Abwehr von Krebszellen unterstützen. Den Forschern geht es auch hier zunächst um den Lungenkrebs. „Wenn wir dort Erfolg haben“, so die Wissenschaftlerin, „sollte es grundsätzlich auch möglich sein, andere Formen von Krebs mit ähnlichen Strategien zu besiegen.“ Wenn es um Strategien gegen Lungenkrebs geht, muss stets erwähnt werden, dass sich viele Fälle vermeiden ließen, indem mehr gegen das Rauchen unternommen wird. Experten gehen davon aus, dass etwa 85 Prozent der Erkrankungen im Zusammenhang mit Tabakkonsum stehen. Deshalb werden auch immer wieder schärfere Anti-Raucher-Gesetze gefordert. Und zwar nicht nur wegen dem erhöhten Risiko für verschiedene Krebsarten, sondern auch weil Rauchen als maßgeblicher Risikofaktor für zahlreiche weitere Erkrankungen gilt, wie Raucherlunge beziehungsweise Raucherhusten, Asthma, chronische Bronchitis sowie Herzinfarkt und Schlaganfall. (ad)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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