Therapie kann Lebenserwartung von Lungenkrebspatienten steigern
01.05.2014
In Deutschland sterben jedes Jahr rund 50.000 Menschen an Lungenkrebs. Eine neue Therapie soll zu einer dreifach längeren Überlebenszeit der Patienten gegenüber der Chemotherapie führen. Die erste Krankenkasse übernimmt bereits die Kosten für das neue Verfahren. Auch aus der Politik kommt Lob.
Lungenkrebs ist häufigste Krebs-Todesursache
Rund 50.000 Menschen sterben in Deutschland jedes Jahr an Lungenkrebs, der damit häufigsten Krebs-Todesursache. Federführende Experten der Universitätsklinik Köln und Nordrhein-Westfalens Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) berichteten am Mittwoch in Düsseldorf, dass ein neuer Diagnose- und Therapieansatz auf Basis genetischer Untersuchungen bei Lungenkrebspatienten zu verbesserten Überlebenschancen geführt hat. Pathologen bestimmen in dem Kölner Verfahren in einer Analyse des Lungen-Tumorgewebes, welche genetischen Veränderungen zu Entstehung oder Wachstum des Tumors geführt hat. Wie Professor Jürgen Wolf, Leiter des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) an der Uniklinik, sagte, setze dann in Absprache mit spezialisierten Onkologen eine Behandlung mit gezielt wirksamen Medikamenten ein.
Dreimal längere Überlebenszeit der Lungenkrebspatienten
Im Vergleich zur Chemotherapie sei mit der seit 2009 erprobten Methode im Einzugsbereich des Kölner Spitzenzentrums eine bis zu dreimal längere Überlebenszeit der Lungenkrebspatienten erreicht worden. Professor Reinhard Büttner, Direktor des Pathologischen Instituts, meint: „Mit diesem Verfahren revolutionieren wir die Diagnostik.“ Er und Wolf sprachen von einem „Quantensprung“. Das Verfahren solle auch auf andere häufige Krebserkrankungen wie etwa Darmkrebs übertragen werden. Jedes Jahr untersuchen Experten in der Kölner Pathologie rund 3.500 Gewebeproben molekulardiagnostisch. Wie Wolf betonte, entspricht dies sieben Prozent der neuen Lungenkrebserkrankungen bundesweit. So sei die größte Diagnostikplattform für Lungenkrebs in ganz Europa entstanden. Bei mehr als der Hälfte der Patienten würden therapeutisch relevante Mutationen gefunden, die man dann mit Medikamenten gezielt bekämpfen könne. Gegenüber einer Chemotherapie sei dies effektiver und verträglicher. Grundsätzlich wäre eine Alternative zur Chemotherapie für viele Patienten wünschenswert, denn diese Standardtherapie bei zahlreichen Krebsarten geht mit unangenehmen Nebenwirkungen wie Haarausfall und Übelkeit einher.
Zuverlässige und sichere molekulare Diagnostik
Derzeit beteiligen sich rund 50 niedergelassene Kliniken, Onkologen oder Lungenfachärzte am „Netzwerk Genomische Medizin Lungenkrebs“: Sie schicken das Lungengewebe ihrer Krebspatienten an die Kölner Pathologie, die innerhalb weniger Tage über eine entdeckte Mutation informiert und eine Therapie empfiehlt. Büttner erklärte, dass das Ziel sei, bundesweit solche Netzwerke aufzubauen, in denen Onkologie, molekulare Diagnostik, Kliniken und Fachärzte kooperierten. Ministerin Schulze sprach von einer „zuverlässigen und sicheren molekularen Diagnostik“ und einem positiven Beispiel dafür, wie „herausragende“ medizinisch-wissenschaftliche Ergebnisse schnell beim Patienten ankommen.
Millionenschwere Förderung durch das Wissenschaftsministerium
Die Politikerin hob vor allem die beeindruckende Geschwindigkeit hervor, mit der in diesem Fall die Übertragung von wissenschaftlichen Ergebnissen in die Routineversorgung gelungen ist. „Im Sinne der Krebspatienten wünsche ich diesem Therapieansatz zwei Dinge: viele weitere Kliniken, die mitmachen und dass auch andere Krankenkassen in die Kostenübernahme einsteigen“, so Schulze. Das Wissenschaftsministerium hat den Aufbau der Forschungsplattform an der Uniklinik Köln mit insgesamt 3,5 Millionen Euro gefördert.
Erste Krankenkasse übernimmt bereist die Kosten für die Diagnostik
Die AOK Rheinland/Hamburg ist die erste gesetzliche Krankenkasse, die die Kosten für die aufwendige Diagnostik übernimmt, pauschal 1.700 Euro pro Patient. Matthias Mohrmann, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg, teilte mit, dass man überzeugt sei, dass mit dem Verfahren die Lebensdauer der Patienten verlängert, deren Leiden gelindert und die Lebensqualität verbessert werde könne. Zudem meinte er: „Wir legen besonderen Wert auf die Versorgung von Schwerstkranken und möchten mit der Förderung der Genom-Analyse dazu beitragen, die Therapiemöglichkeiten bei Lungenkrebs zu verbessern.“ (sb)
Bildnachweis: Dieter Schütz / pixelio.de
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