Im Winter vermehrt Herz-Kreislauf bedingte Todesfälle
07.11.2012
Im Winter liegt das Risiko eines tödlichen Herzinfarktes deutlich höher als im übrigen Jahresverlauf, unabhängig davon welches Klima tatsächlich vorliegt. Dies berichten US-Forscher um Bryan Schwartz vom Good Samaritan Hospital in Los Angeles auf dem Jahrestreffen der "American Heart Association".
Die Wissenschaftler hatten im Rahmen einer umfassenden Studie die Sterbeurkunden mit Daten von sieben US-Standorten in unterschiedlichen Klimazonen (Los Angeles County, Kalifornien, Texas; Arizona; Georgia; Washington; Pennsylvania und Massachusetts) ausgewertet. Dabei stellten Schwartz und Kollegen fest, dass im Winter die Anzahl der Herz-Kreislauf assoziierten Todesfälle generell steigt, sowohl in den warmen südlicheren Staaten, als auch im kalten Norden. „Das war überraschend, weil bisher das Klima als primäre Determinante von jahreszeitlichen Schwankungen der Sterberaten galt“, erklärte Studienleiter Bryan Schwartz.
Im Winter steigt die Zahl kreislaufbedingter Todesfälle unabhängig vom Klima
Den Ergebnissen der US-Forscher zufolge stieg die Anzahl der kreislaufbedingten Todesfälle in allen Klimazonen während der Wintermonate durchschnittlich um 26 Prozent bis 36 Prozent im Vergleich zum Sommer. Berücksichtigt wurden Todesfälle durch einen Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle. Die „saisonalen Muster der kardialen Todesfälle waren sehr ähnlich bei den sieben verschiedenen Klimamustern“, schreiben Schwartz und Kollegen. Wurden die vermehrten kreislaufbedingten Todesfälle im Winter bislang zumeist auf das Klima zurückgeführt, sind angesichts der Ergebnisse der US-Wissenschaftler nun neue Erklärungen gefragt. Zwar ist weiterhin davon auszugehen, dass niedrige Temperaturen im Winter Gefäßverengungen und Bluthochdruck begünstigen, doch andere Faktoren haben offensichtlich deutlich mehr Einfluss, berichten die US-Wissenschaftler.
Im Winter leben Menschen ungesünder
„In der Regel leben Menschen im Winter nicht so gesund wie im Sommer“, was möglicherweise auch die vermehrten Herz-Kreislauf bedingten Todesfälle in den Wintermonaten erklärt, so Studienleiter Bryan Schwartz. Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung seien im Winter stärker verbreitet und potenzielle Ursache der kardialen Todesfälle. Weiterhin gilt Kälte jedoch als zusätzlicher Belastungsfaktor bei bereits bestehenden Herzkrankheiten (beispielsweise koronare Herzkrankheit). Betroffene leiden bei Kälte vermehrt unter Thoraxschmerzen, Herzschmerzen und einem unangenehmen Stechen in der Brust. Auch das Druck- und Engegefühl der Angina pectoris kann bei Kälte zunehmen. Schlimmstenfalls droht ein Herzinfarkt.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen häufigste Todesursache
Generell sollte das Risiko tödlicher Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht unterschätzt werden – egal zu welcher Jahreszeit. Denn auch hierzulande gehen laut Angaben des Bundesforschungsministerium knapp die Hälfte der jährlichen Todesfälle auf Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems zurück. Kardial bedingte Todesfälle sind demnach die häufigste Todesursache in Deutschland. Dabei sehen deutsche Mediziner durchaus einen Zusammenhang zwischen der Kälte im Winter und einem erhöhten Sterberisiko für Herz-Kreislauf-Patienten. So erläuterte Wolfgang Franz vom Universitätsklinikum München angesichts der aktuellen Studienergebnisse gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“, man habe „ebenfalls die Erfahrung gemacht, dass Kälte ein wesentlicher Belastungsfaktor für Herz-Kreislauf-Kranke ist.“
Gesundheitsrisiko durch körperliche Belastung im Winter
Körperliche Anstrengung während der kalten Wintermonate birgt demnach ein nicht zu unterschätzendes Risiko. „Wer im Winter draußen Schnee schaufelt, der treibt damit gezielt seinen Blutdruck hoch und die niedrigen Temperaturen führen zusätzlich zu Gefäßverengungen. Da ist der Herzinfarkt vorprogrammiert“, erläuterte der Münchener Kardiologe. Die US-Wissenschaftler haben ihrerseits auf dem Jahrestreffen der American Heart Association dazu geraten, im Winter besonders auf die Einhaltung gesunder Verhaltensweisen und Ernährung zu achten, um das Risiko eines tödlichen kardialen Ereignisses zu minimieren. (fp)
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