Nasehochziehen gesünder als Naseputzen
27.12.2012
Das Nasehochziehen ekelt manche Mitmenschen zwar an, bietet für die Verschnupften jedoch unter gesundheitlichen Gesichtspunkten deutliche Vorteile gegenüber dem Schnäuzen, erläutert Hartmut Kuske vom Deutschen Hausärzteverband gegenüber „Welt Online“. Denn der Druck Naseputzen könne dazu führen, dass die Schnupfenviren tief in die Nasennebenhöhlen gelangen und dort weitere Beschwerden wie beispielsweise eine Nebenhöhlenentzündung verursachen, so die Aussage des Mediziners.
Während beispielsweise in China das Hochziehen der Nase bei Schnupfen völlig normal ist und die Nutzung eines Taschentuchs Verwunderung bis Ekel hervorruft, wenden sich Europäer beim Nasehochziehen oftmals angewidert ab. Unter gesundheitlichen Aspekten bietet dies jedoch einige Vorteil. „Ich rate, bei Schnupfen so oft wie möglich den Nasenschleim hochzuziehen“, betonte Hartmut Kuske, der als Allgemeinmediziner in Bernau bei Berlin tätig ist. Vom kräftigen Schnäuzen rät der Experte indes ab, da die Krankheitserreger auf diese Weise tief in die Nasennebenhöhlen gelangen können „und wenn sie dort erst mal drin sind, kommen sie meistens nicht wieder ohne Probleme raus.“ Nicht selten sei die Folge eine schmerzhafte und langwierige Nasennebenhöhlenentzündung.
Hohen Druck beim Naseputzen vermeiden
Die meisten Deutschen greifen bei Dauerschnupfen regelmäßig zum Taschentuch, doch fangen sie sich auf diese Weise „oft noch zusätzliche Probleme ein“, erläuterte Hartmut Kuske. Nasehochziehen entspreche zwar nicht der gültigen Etikette, sei „aber eindeutig gesundheitsförderlicher.“ Um nicht gegen die gesellschaftlichen Normen zu verstoßen und unangenehm aufzufallen, könne statt des geräuschvollen Hochziehens auch die Nase ganz vorsichtig geputzt werden, wobei der Druck möglichst gering gehalten werden sollte, so die Aussage des Allgemeinmediziners. „Halten Sie beim Schnäuzen ein Nasenloch zu und reduzieren Sie den Druck, soweit es möglich ist“, empfiehlt Kuske den Verschnupften.
Erkältungen durch Türklinken und Telefonhörer übertragbar
Der Virologe Dr. Jonas Schmidt-Chanasit vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) begründete die Häufung von Erkältungen zwischen Spätherbst und Frühlingsbeginn mit dem kalten, ungemütlichen Wetter, bei dem der Körper mehr Energie verbrauche. Dies führe zu „einer örtlich begrenzten Abwehrschwäche, zum Beispiel in der Nase, sodass die Viren leichter eindringen können.“ Da in der Hochsaison für Erkältungskrankheiten mehr Menschen die Krankheitserreger übertragen, kommt eine erhöhte zwischenmenschliche Ansteckungsgefahr hinzu, zumal die Viren nicht nur beim Husten und Niesen weitergegeben werden können, sondern auch über Kontaktflächen wie Türklinken oder Telefonhörer. Typische Erkältungsviren wie „Adeno- und Rhinoviren können über Stunden an Türklinken überleben und so auch übertragen werden“, betonten Dr. Schmidt-Chanasit.
Erkältungssymptome als Zeichen der Abwehrreaktion
Dringen die Erreger über Nase und Mund in den Organismus ein, treffen sie auf Abwehrzellen in den Schleimhäuten, die das Immunsystem alarmieren, erläuterte der Experten..Umgehend würden Antikörper gegen die Eindringlinge gebildet und sogenannte Fresszellen zur Vernichtung der infizierten Zellen ausgesendet, um die Viren wieder aus dem Organismus zu beseitigen. Die Symptome wie Schnupfen und Fieber seien eigentlich Abwehrreaktionen des Körpers. Die Schleimhäute der Nase würden stärker durchblutet, schwellen daraufhin an und bilden ein Sekret, mit dem die Viren abgeführt werden. Auch der als Fieber wahrgenommene Anstieg der Körpertemperatur solle eigentlich helfen, die Keime abzutöten. Da der Organismus seine Kräfte auf den Kampf gegen die Infektion konzentriert, fühlen sich die Betroffenen allgemein angeschlagen und matt. Gelingt die Beseitigung der Infektion, ist das Immunsystem gegenüber den entsprechenden Erregern resistent, allerdings reicht „der Schutz nicht aus, um andere Erreger abzuwehren, und deshalb kann es dann auch wieder zu weiteren Erkältungen kommen“, erläuterte Dr. Schmidt-Chanasit.
Warme Kartoffelwickel als alternative Erkältungsbehandlung
Während Erkältungen normalerweise kein besonderes Gesundheitsrisiko darstellen, ist bei Patienten mit ohnehin geschwächtem Immunsystem und Schwangeren erhöhte Vorsicht geboten. Bei Schwangeren will zudem im Rahmen der Behandlung „der Griff in den Medikamentenschrank besonders gut überlegt sein“, berichtet die Techniker Krankenkasse in einer aktuellen Pressemitteilung. Da einige Arzneistoffe der üblichen Erkältungsmitteln auch in den Blutkreislauf des Ungeborenen gelangen und dort unerwünschte Wirkung haben könne, empfiehlt die Krankenkasse hier auf bestehende Alternativen zurückzugreifen. Beispielweise gelte bei „Bronchitis und Halsschmerzen warme Kartoffelwickel als bewährtes Hausmittel“, wobei hierfür Kartoffeln mit der Schale gekocht und auf die Hälfte eines sauberen Küchenhandtuchs gelegt werden Anschließend wird die andere Hälfte des Tuches darüber geschlagen und die Kartoffeln werden zerdrückt, berichtet die TK. Das Kartoffel-Tuch sollte daraufhin in ein weiteres Tuch einschlagen und der Wickel eine halbe Stunde lang auf die Brust beziehungsweise den Hals gelegt werden, berichtet die Krankenkasse. Um Verbrennungen zu vermeiden, rät die TK die Temperatur mit dem Unterarm zu prüfen.
Nasenduschen, Inhalation und Stärkung der Abwehrkräfte wirksam gegen Erkältungen
Als weitere alternative Behandlungsmethoden gegen Erkältungen nennt die Krankenkasse in ihrer aktuellen Pressemitteilung unter anderem die Verwendung von Nasenduschen und die „Inhalation mit einigen wenigen Tropfen ätherischen Öls, die mit heißem Wasser übergossen werden.“ Im Sinne der Erkältungsvorbeugung rät die TK außerdem allgemein zu Maßnahmen, die das Immunsystem stärken und zur Einhaltung der Hygieneregeln. „Ausreichendes Händewaschen hält Erkältungsviren auf Abstand“, wichtig sei jedoch „auch, Abstand zu offensichtlich erkrankten Menschen zu halten“, so die Mitteilung der TK. (fp)
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Wichtiger Hinweis:
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