Bei einer Erkältung helfen zumeist nur Hausmittel
02.10.2013
Wenn die Temperaturen sinken, steigt das Risiko für Erkältungen wieder an. Doch nicht nur ein kratzender Hals, Husten und Schnupfen bereiten im Winter vielen Menschen Probleme, auch die „echte“ Grippe hat bei kaltem Wetter wieder Hochsaison. Diese Viruserkrankung kann unter Umständen sehr gefährlich werden, daher raten Experten insbesondere gesundheitlich gefährdeten und älteren Menschen häufig zu einer Grippeschutz-Impfung. Bei einer Erkältung hingegen helfen zumeist nur Hausmittel.
In den meisten Fällen liegt eine „harmlose“ Erkältung vor
Der Winter naht – und mit ihm wieder immer mehr erkältete Menschen. Häufig wird bei Symptomen wie einer laufenden Nase, Husten, Heiserkeit und leicht erhöhter Temperatur schnell von einer Grippe gesprochen. Doch in den meisten Fällen handelt es sich nicht um eine „echte Grippe“ bzw. Influenza, sondern um eine Erkältung bzw. einen grippalen Infekt. Während letzterer meist milde verläuft, kann die so genannte „saisonale Influenza“ hingegen sehr gefährlich werden, da es sich um eine schwere Viruserkrankung handelt. Typisches Kennzeichen für diese Erkrankung sind anfängliches Frieren und ein starkes Krankheitsgefühl, meist tritt zudem sehr schnell hohes Fieber bis zu 40°C auf. Kopf- und Gliederschmerzen, trockener Husten, tränende Augen, Halsschmerzen, eine laufende Nase oder Übelkeit zählen ebenfalls zu den möglichen Symptomen einer Influenza.
Risikopatienten wird zu Grippeschutz-Impfung geraten
Um Risiken durch eine Ansteckung mit der „echten Grippe“ zu vermeiden, empfehlen Experten immer wieder eine Grippeschutz-Impfung. Dabei werden insbesondere die Menschen angesprochen, die bei einer Influenza-Erkrankung ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe haben, wie zum Beispiel chronisch Kranke, HIV-Infizierte oder Schwangere. Auch ältere Menschen über 60 Jahre sind laut der „Ständigen Impfkommission“ besonders gefährdet. Der Grund: Bei älteren Menschen ist das Immunsystem generell schwächer als bei Jüngeren, daher verlaufen Infektionen meist schwerer als bei jüngeren, gesunden Patienten. Zudem leiden viele Ältere an Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Diabetes, die den Krankheitsverlauf ebenfalls negativ beeinflussen können.
Impfstoff wird alljährlich an neue Virenstämme angepasst
Dementsprechend rät Dr. Jörg Woeste, Allgemeinmediziner in Wetter, jedem über 60 Jahre zu einer Impfung gegen Grippe, die kostenlos ist. „Für diese Gruppe gilt auch, dass sie sich einmal gegen Pneumokokken impfen lassen sollte. Pneumokokken sind Bakterien, die für die häufigsten Lungenentzündungen verantwortlich sind. Beides – Grippe wie Pneumokokken – werden über Tröpfcheninfektion übertragen“, so der Gesundheits-Experte gegenüber der „WAZ“. In Hinblick auf den Impfstoff bestehe dabei kein Grund zur Sorge, denn dieser werde seit Jahren eingesetzt und bei neu auftretenden Virenstämmen jedes Jahr erneut angepasst. Der Vorteil sei dabei laut Dr. Jörg Woeste: „Die Südhalbkugel hatte bereits die Grippe, und wir können das nutzen, um unseren Impfstoff umzubauen.“
„Influenza kann tödlich sein“
Laut Dr. Woeste bestehe gerade bei älteren Menschen noch ein großer Nachholbedarf bei den Grippeschutz-Impfungen, denn „das Ziel der Europäischen Union, die eine Impfquote von 75 Prozent bei älteren Personen und Personen mit chronischen Grundkrankheiten bis 2014/15 zu erreichen, wird in Deutschland nicht annähernd erreicht“, erklärt der Mediziner im Gespräch mit der Zeitung. Ursache hierfür sieht der Experte unter anderem in den massiven Warnungen vor einer Schweinegrippe-Epidemie zu Beginn des Jahres, durch welche der Influenza kaum noch Beachtung geschenkt wurde. Ein großes Probelm so Dr. Woeste, denn „eine Influenza kann tödlich sein.“
Keine Impfnotwendigkeit bei Jüngeren
Bei jüngeren, gesunden Menschen bestünde hingegen laut Dr. Jörg Woeste keine Veranlassung zu einer Impfung, da Infektionen in diesem Fall für den Körper normalerweise kein Problem seien. Problemtisch werde es hingegen, „wenn Zusatzrisiken bestehen oder die Menschen in einem Bereich tätig sind, in dem sie andere anstecken können“, so der Mediziner gegenüber der Zeitung. Dann sei eine Impfung wichtig, betroffen seien hier beispielsweise Erzieherinnen in Kindertagesstätten. Mit Nebenwirkungen müsse laut Dr. Jörg Woeste nach einer Impfung nicht mehr oder weniger gerechnet werden als bei anderen Medikamenten auch, daher sollte der Impftermin auf Anraten des Arztes vorsichtshalber vor dem Wochenende erfolgen.
Medikamente bei Erkältung sinnlos
Wer jedoch an einer meist harmlosen Erkältung leidet, der muss nicht sofort zu Medikamenten greifen. Ganz im Gegenteil: Da verschiedene Viren der Auslöser sein können, sei eine medikamentöse Bekämpfung hier im Grunde unmöglich, erklärt Dr. Jörg Woeste weiter. Stattdessen kommen bei einem grippalen Infekt nur Hausmittel in Frage. Nichts desto trotz sollten sich Betroffene bei länger anhaltenden oder stärker werdenden Beschwerden vorsichtshalber an einen Arzt wenden, um schwerwiegende Erkrankungen ausschließen zu können.
Das Wichtigste: Schonung
Generell steht bei einer Erkältung vor allem Schonung im Vordergrund. Zudem sollte so viel wie möglich getrunken werden, geeignet sind hier vor allem Wasser und Kräutertee, je nach dem, ob der Rachen bereits heiß und gerötet ist. Vorbeugend sollte man dem Experten nach stets darauf achten, in die Ellenbeuge zu husten und zu niesen, damit weniger Keime in die Luft gelangen. Darüber hinaus empfiehlt es sich, viel an der frischen Luft zu sein und auf regelmäßiges und gründliches Desinfizieren bzw. Waschen der Hände zu achten.
Warme Vollbäder mit Fichtennadelöl eine wohltuende Anwendung
Die Naturheilkunde bietet eine Vielzahl von Hausmitteln gegen Husten, Hausmitteln gegen Schnupfen oder Hausmitteln gegen Halsschmerzen. Neben Teeaufgüssen mit Anis, Eukalyptus oder Fenchel sind beispielsweise auch warme Vollbäder eine wohltuende Alternative bei Erkältungen. Voraussetzung ist hier allerdings, dass der Betroffene keine erhöhte Temperatur hat. Das Wasser sollte bei dieser Anwendung eine Temperatur von 35 bis 38 Grad haben, Badezusätze wie Eukalyptusöl, Fichtennadel- oder Kiefernadelöl wirken sich zudem positiv auf Durchblutung und Atemwege aus. In Hinblick auf die Anwendungsdauer sollte laut der „Stiftung Warentest“ jedoch ein wenig Vorsicht walten: „Wenden Sie die Bäder aber nicht länger als eine Woche an. Insgesamt sind drei bis vier Bäder ratsam. Bei Säuglingen und Kleinkindern sollte auf die ätherischen Öle verzichtet werden.“ (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.