Nach massenhafter Infektionen von Kindern an Schulden und Kindertagesstätten: Bei einigen Patienten konnte der Norovirus als Ursache identifiziert werden
30.09.2012
Noch immer läuft die Suche nach der Krankheitsursache der mittlerweile rund 8300 Magen-Darm-Erkrankungen bei Kindern, Lehrern und Betreuern auf Hochtouren. Wie Gesundheitsbehörden mitteilten, konnte bei insgesamt 23 Kindern der gefährliche Norovirus als Ursache bestätigt werden.
In einigen Fällen der massenhaft auftretenden Durchfallerkrankungen in den östlichen Bundesländern konnte bei 23 Kindern der Norovirus als Ursache diagnostiziert werden. Es handelt sich um 16 Patientenfälle in Sachsen und sieben in Thüringen. Unklar bleibt weiterhin, ob Noroviren für die mittlerweile 8300 Erkrankten verantwortlich sind.
Abschließende Beurteilung kann noch nicht abgegeben werden
Eine abschließende Ursachenklärung kann noch nicht abgegeben werden. „Für eine solche Festlegung ist es noch zu früh“, sagte ein Sprecher Dresdener Sozialministeriums. „Noch wissen wir weiterhin nicht, was die Ursache ist. Es müssen weitere Stuhl- und Lebensmittelproben entnommen und im Labor untersucht werden“. Allein in Sachsen wurden bis zum Freitagabend 2800 Patienten gemeldet, die an Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen (Enteritis) leiden. Die Behörden in Thüringen gehen davon aus, dass noch andere Ursachen möglich sein könnten. Der Berliner Senat sprach in diesem Zusammenhang zu Beginn des Wochenendes von „giftigen Bakterien“. Demnach könnten nicht nur Viren ursächlich sein.
Die Thüringische Gesundheitsministerium erklärte, dass bei 27 Patienten in Proben der Norovirus nachgewiesen wurde. „Noch kann nicht gesagt werden, es war diese oder diese Ursache“, so ein Ministeriumssprecher. Bis zum Freitag wurden den Behörden in Thüringen 887 Magen-Darm-Erkrankungen bei Kindern und einigen Pädagogen gemeldet.
Nachweis gestaltet sich schwierig
Der Nachweis gestaltet sich auch deshalb schwierig, weil der „Gipfel der Erkrankungen überschritten ist“, wie Mediziner des Bundes und der Länder am Samstag sagten. Die zum Ende der Woche sprunghaft gestiegenen Neuerkrankungsraten seien nicht darauf zurückzuführen, dass weitere Kinder und Betreuer erkrankt seien. Vielmehr „sind die erhöhten Zahlen Nachmeldungen der Länderbehörden“.
In der Mehrzahl der verzeichneten Patientenfälle verlief die Infektionskrankheit ohne schwere Komplikationen ab. Nur wenige Kinder mussten stationär in eine Klinik aufgenommen und behandelt werden. Die meisten Patienten litten unter starken Durchfall und Erbrechen. Bei einer Norovirus-Infektion sind die Krankheitssymptome spätestens nach drei Tagen verheilt. Durch den großen Flüssigkeitsverlust könnte eine Dehydrierung eintreten, weshalb Eltern der betroffenen Kinder dazu aufgefordert sind, für einen ausreichenden Flüssigkeitsausgleich bei den Kindern zu achten. „Am Besten ist ungesüßter Tee oder Wasser“, so Dr. Friedrich Raimund. Das war allerdings nur selten der Fall. Auch das Tragen eines Mundschutzes sei wichtig, um sich selbst vor einer Infektion zu schützen. "Kontaminierte Flächen durch beispielsweise Erbrochenes sollten nach dem Anlegen eines Mund-Nasen-Schutzes, gezielt desinfizierend gereinigt werden", so der Kinderarzt.
Norovirus ist stark ansteckend
Eine Norovirus-Erkrankung ist stark ansteckend. Vor allem Kinder, ältere Menschen und Personen mit chronischen Krankheiten sind oftmals betroffen, weshalb ein Ausbruch meist in Kindertagesstätten, Schulen, Kliniken und Altenhilfeeinrichtungen passiert. Noroviren sind auf der ganzen Welt verbreitet und zählen auch in Deutschland zu den häufigsten Erregern infektiöser Gastroenteritiden.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin wollte bis zum Wochenende Noroviren als Ursache nicht bestätigen und demnach noch keine endgültige Einschätzung abgeben. „Nicht jedes Laborergebnis muss kommentiert werden“, so die Sprecherin der Instituts, Susanne Glasmacher. Auf Anfrage verwies Holger Eichele, Sprecher des Bundesverbraucherschutzministeriums auf Angaben des RKI. Für medizinische Angelegenheiten und Bewertungen sei das RKI zuständig. Das Ministerium kümmere sich um den Bereich der Lebensmitteluntersuchungen.
Seit Dienstag werden tausende Erkrankungsfälle von Kindern, Jugendlichen und einigen Lehrern und Kindergärtnerinnen aus den Bundesländern Thüringen, Sachsen, Brandenburg und Berlin gemeldet. Die Medienangaben variieren zwischen 6700 und über 8000 Fällen. Das RKI vermutet einen Kontext zwischen dem gelieferten Essen in Schulen und Kindergärten, da alle betroffenen Einrichtungen von dem selben Unternehmen beliefert wurden.
Essenslieferant weist mögliche Schuld von sich
Der Lieferant „Sodexo“, der mehrere Standort Bundesweit betreibt, hat jegliche Verantwortung von sich gewiesen. Nach Angaben des Essenslieferanten „laufen derzeit Untersuchungen der Lebensmittel und Lieferwege“. Alle Unterlagen wurden den Behörden „lückenlos zur Verfügung gestellt“, wie es in einer Erklärung auf der Internetseite des Produzenten hieß. „Die erhöhten Hygienemaßnahmen bleiben unverändert in Kraft.“ Auf Bitten der zuständigen Behörden wurde jedoch „die Belieferung einiger Küchen eingestellt“. Dennoch, so das Unternehmen, gebe es „keinen Beleg für einen Zusammenhang der Erkrankungen zu den Essenslieferungen“. Einige Medien in Berlin berichten zudem von Erkrankungsfällen, die in Schulen auftraten, bei denen andere Essenslieferanten die Versorgung übernahmen. Eine Aktualisierung der Meldung erfolgt nach Bekanntgabe von Laborergebnissen durch die Ämter. (sb)
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Bild: Aka / pixelio.de
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