Osteopathie: Handelte VOD fahrlässig?
20.02.2011
In einer Presseerklärung hat die „Interessengemeinschaft Deutscher Heilpraktikerverbände und Heilpraktiker e.V.“ (IDH) die Aussage des „Verband der Osteopathen Deutschland e.V.“ (VOD) nach dem Abitur Osteopathie zu studieren, als fahrlässig bezeichnet. Hintergrund ist, dass der VOD für das kommende Wintersemester mit der Hochschule Fresenius in Idstein bei Wiesbaden, den ersten grundständigen Bachelor Studiengang für Osteopathie in Deutschland initiiert hat.
Die Presseerklärung des VOD verwies in ihrer Überschrift darauf, dass mit dem vierjährigen Studiengang das Studieren von Osteopathie nach dem Abitur möglich sei. Daran stört sich die IDH und bezeichnete nun auf demselben Presseportal die Erklärung des VOD als „fahrlässige Berufsempfehlung“. Demnach rät die IDH, dass junge Menschen, die sich zu der „Heilpraktikerausübung mit der Osteopathie“ hingezogen fühlten, erst einmal einen anderen staatlichen Beruf abschliessen sollten, weil sie sich sonst auf eine „ungewisse Zukunft einlassen“ würden. Der Vorsitzende der IDH, der Düsseldorfer Heilpraktiker Bernd R. Schmidt, bezeichnet die Überschrift der Presseerklärung des VOD als Empfehlung, die er vehement ablehne.
Damit provoziert die Veröffentlichung des ersten grundständigen Bachelor- Studienganges Osteopathie in anderen Fachkreisen schon zum wiederholten Male massive Reaktionen. Vor kurzem hatte schon der Bundesverband selbständiger Physiotherapeuten IfK e.V. öffentlich erklärt, dass ein eigenständiger Berufstand „Osteopath“ in Deutschland nicht notwendig sei.
Über die Hintergründe der Reaktionen kann bisher nur gemutmasst werden. Die Physiotherapeuten und die Heilpraktiker sind sicherlich die beiden Berufsgruppen in Deutschland, durch die Osteopathie am meisten ausgeübt wird. Der kommende achtsemestrige Vollzeit-Studiengang an der Hochschule Fresenius in Idstein bereitet die Teilnehmer zwar auf die externe Heilpraktikerprüfung vor- ein eigenständiger Berufstand „Osteopath“ könnte aber eine Konkurrenz darstellen und vielleicht auch zu einem Mitgliederschwund führen.
Die Vorsitzende des VOD, Marina Ch. Fuhrmann, sieht eine Akademisierung der Osteopathie als eigenständige Fachdisziplin durchaus positiv, weil sie die Anerkennung der Osteopathie fördern würde. Im Gegensatz zur IDH sieht der VOD die Osteopathie als einen aufstrebenden Zweig mit „sehr guten Berufsaussichten“.
Allgemein gilt die Osteopathie in Deutschland gerade im Bereich von chronischen Leiden am Bewegungsapparat wie Rückenschmerzen oder Nackenverspannungen als eine weit verbreitete Methode mit steigendem Zuspruch. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer (BÄK) hatte bereits im Herbst 2009 eine „Wissenschaftliche Bewertung osteopathischer Verfahren“ veröffentlicht. Demnach steht der Einsatz der Osteopathie am Bewegungsapparat (Parietale Osteopathie) in Deutschland gut da. Es gibt eine Fülle an Studien und Überschneidungen zu anderen manuellen Verfahren. Bemängelt wurden die fehlenden Studiennachweise für den viszeralen (Behandlung der Organe) und vor allem für den kraniosakralen Bereich. Die kommenden Jahre mit den ersten Abgängern des Studienganges müssen zeigen, ob der Vorwurf der Fahrlässigkeit, den die IDH hier erhoben hat, weiter aufrecht erhalten werden kann. (tf)
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