Patient mit rätselhaftem Milzriss
23.11.2014
Ein 61 jähriger Japaner hat nach drei Wochen Müdigkeit und leichtem Fieber ein Krankenhaus in Tokyo aufgesucht, offenbar gerade noch rechtzeitig. Denn bei der Untersuchung fiel den Ärzten sofort die stark vergrößerte Milz des Mannes auf. Trotzdem konnten die Ärzte um Kensuke Adachi vom Tokyo Metropolitan Tama Medical Center zunächst keine genaue Diagnose erstellen.
Dabei können die Ursachen einer solchen Vergrößerung vielfältiger Natur sein, sie reichen von Infektionskrankheiten bis hin zu Milzkrebs. Eine solche ursächliche Krebserkrankung (Lymphdrüsenkrebs, Sarkome, Krebserkrankungen mit Metastasierung) verursacht ihrerseits durchaus auffällige Beschwerden. So können bösartige Lymphome beispielsweise mit einer Lymphknotenschwellung, chronischer Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Nachtschweiß und allgemein erhöhter Infektionsanfälligkeit einhergehen. Allerdings stellt keines dieser Symptome einen zuverlässigen Indikator da, da sie auch im Zusammenhang mit zahlreichen anderen Erkrankungen auftreten können. "Im weiteren Krankheitsverlauf leiden die Betroffenen aufgrund der tumorösen Vergrößerung der Milz häufig an Beschwerden, die durch den Druck auf die umliegenden Gewebestrukturen und Organe verursacht werden. Hierbei kann es vor allem zu Bauchschmerzen, einem Druckgefühl im Bauchraum, Übelkeit oder auch zu ausstrahlenden Schmerzen in der linken Schulter kommen."
Bei dem Mann halfen jedoch auch Laboruntersuchungen nicht weiter und auch eine CT brachte außer der Bestätigung, dass die Milz stark vergrößert ist, ebenso keine neuen Erkenntnisse wie eine Untersuchung von Knochenmark, Lunge und Schleimhaut.
Schmerzen kurz nach der CT
Kurz nach dieser Untersuchung begann der Patient jedoch zu husten und klagte über Schmerzen im Bauch und in der linken Schulter. Zudem brach sein Kreislauf zusammen und der Hämoglobinwert im Blut fiel deutlich, sodass er erneut im CT untersucht wurde. Dabei entdeckten die behandelnden Ärzte einen Milzriss, was die Schmerzen in der linken Schulter erklärte und eine Notoperation zwingend notwendig machte. Bei der OP wurde die Milz des Mannes dann vollständig entfernt und es wurden drei Liter Blut aus der Bauchhöhle geholt.
Ein solcher Eingriff birgt jedoch grundsätzlich auch Gefahren: Die Betroffenen können zwar anschließend auch ohne Milz weiterleben, doch unterliegen sie gewissen Risiken, wie beispielsweise einer erhöhten Infektionsanfälligkeit gegenüber bestimmten Bakterien, die Lungenentzündungen, Hirnhautentzündungen, Mittelohrentzündungen und Entzündungen der Nasennebenhöhlen auslösen können. Des Weiteren steigt nach einer sogenannten Splenektomie das Risiko einer Thrombose. Dennoch ist die Splenektomie eine durchaus übliche Maßnahme, die dazu dient, eine maximale Reduktion des Tumorgewebes zu erzielen und so die Aussichten auf eine erfolgreiche Behandlung zu erhöhen.
Wie sich herausstellte, war der Eingriff im Falle des Japaners dringend nötig, denn das entfernte Organ des Mannes war nahezu doppelt so groß wie normalerweise und bei einer pathologischen Untersuchung stellten die Mediziner ein sogenanntes Non-Hodgkin-Lymphom, eine Krebserkrankung fest. Weitere Tests bestätigten die Diagnose.
Nach zweimonatiger Regeneration, einer Chemotherapie und einer Impfung sowie umfangreicher Antibiotikaversorgung sind die Blutwerte des Mannes jetzt wieder normal. Er hat kein Lymphom mehr und sich auch nicht mit einer Infektionskrankheit angesteckt. (sb)
Bild: Christoph Droste / pixelio.de
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