Pilzsammler verwechselte Pilze und verstarb an einer Pilzvergiftung
09.10.2011
Mehrere Menschen mussten im Kreis Herford wegen einer Pilzvergiftung im Krankenhaus behandelt werden, ein Patient ist an den Folgen der Vergiftung verstorben.
In den vergangenen Wochen ist es wiederholt zu potenziell tödlichen Verwechslungen von Pilzsorten gekommen. Insgesamt sieben Menschen mit einer Pilzvergiftung mussten im Krankenhaus behandelt werden, berichtete das Klinikum Herford am Freitag gegenüber dem „Mindener Tageblatt“. Ein Patient sei an den Folgen der durch selbst gesammelte Grüne Knollenblätterpilze ausgelösten Vergiftung verstorben. Die Betroffenen hatten die Pilze offenbar mit zum Verzehr geeigneten „jungen Wiesenchampignons oder dem Grünen Täubling verwechselt“, berichtete die Mitarbeiterin der unteren Landschaftsbehörde des Kreises Herford, Hannelore Frick-Pohl.
Immer wieder verwechseln Pilzsammler die hochgiftigen Knollenblätterpilze (siehe Bild) mit vermeintlich genießbaren Pilzsorten. Dabei können bereits kleine Mengen des Pilzgiftes schwere Leberschäden verursachen, welche mit steigender Dosis „bis hin zum Leberversagen führen“, so die Aussage des Oberarztes im Bereich Intensivmedizin des Klinikum Herford, Dr. med. Steffen Grautoff. Eine entsprechende Pilzvergiftung bedarf umgehend medizinischer Versorgung, bei der sofort ein Gegengift verabreicht und im Ernstfall mit Hilfe eines speziellen Dialyseverfahrens die Giftstoffe des Knollenblätterpilzes aus dem Blut der Patienten entfernt werden müssen. Unterbleibt eine medizinische Versorgung beziehungsweise wird diese zu spät eingeleitet, kann eine Lebertransplantation erforderlich werden und es droht ein tödlicher Verlauf der Pilzvergiftung.
Da insbesondere bei dem Grünen Knollenblätterpilz eine relativ hohe Verwechslungsgefahr mit dem Jungen Wiesenchampignon und dem Grünen Täubling besteht, landen die hochgiftigen Pilze immer wieder vor allem bei unerfahrenen Pilzsammlern auf dem Teller – mit schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit. Die Agrarbiologin Hannelore Frick-Pohl betonte daher, dass „selbstverständlich“ lediglich die „geeigneten Arten, die sich auch zu 100 Prozent identifizieren lassen“, verzehrt werden sollten. Besteht der Verdacht, dass versehentlich trotzdem giftige Pilze gegessen wurden, ist umgehend ein Arzt oder Krankenhaus aufzusuchen. Auch können die Giftnotrufzentralen bei einem Anruf oftmals bereits erste Hilfestellungen bieten.
Anzeichen einer Pilzvergiftung
Als typische Anzeichen einer Pilzvergiftung durch den Grünen Knollenblätterpilz sind laut Aussage der Experten Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen acht bis sechzehn Stunden nach dem Verzehr der Pilze zu bewerten. Der Wirkstoff Amanitin verbreitet sich im Organismus, wobei die tödliche Dosis für Menschen bereits bei 0,1 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht liegt. So können schon wenige Milligramm zum Tod der Konsumenten führen. Laut Aussage der Experten enthalten 35 Gramm des Grünen Knochenblätterpilz ausreichend Gift, um einen rund 70 Kilogramm schweren Menschen lebensgefährlich zu vergiften. Damit kann der Verzehr eines einzigen Pilzes durchaus tödlich sein. Die Verwechslungsgefahr und das starke Gift des Grünen Knochenblätterpilzes haben laut Aussage der Experten zur Folge, dass dieser hierzulande für rund 90 Prozent der tödlich verlaufenden Pilzvergiftungen verantwortlich ist. (fp)
Lesen Sie zum Thema:
Naturheilkunde: Pilze als Medizin
Warnung vor verdorbenen Pfifferlingen
Telefonnummer Giftnotruf
Übelkeit nach Pilzessen ernst nehmen
Bild: Marion / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.