Verband der Privaten Krankenversicherungen erwartet weitere Zunahme von Vollversicherungen
31.03.2011
Die Branche der Privaten Krankenversicherungen (PKV) erwartet eine Zunahme bei den Voll- und Zusatzversicherungen. Obwohl die Beiträge der einzelnen Tarife im letzten Jahr teilweise stark gestiegen sind, konnten die Privaten Versicherungsanbieter insgesamt ein Wachstum auf „hohem Niveau“ verzeichnen. Das ergeht aus einem Wirtschaftsbericht des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft.
Gesundheitsreformen beflügelt die PKV
Die derzeitige Bundesregierung hat alles daran gesetzt, die Privaten Krankenversicherer aus der Wirtschafts- und Finanzkrise zu führen, und das offensichtlich mit Erfolg. Um die Geschäftszahlen auf einem weiterhin hohen Niveau zu halten, wurden im Zuge der Gesundheitsreform zahlreiche gesetzliche Neuregelungen geschaffen, die einen Wechsel von dem gesetzlichen Kassensystem in die Private Krankenversicherung erheblich erleichtern. Musste noch bis Ende 2010 ein sozialversicherungspflichtiger Arbeitnehmer mindestens drei Jahre über ein konstant überdurchschnittlich hohes Einkommen verfügen, um in die PKV wechseln zu können, so beträgt die Wartezeit seit Jahresbeginn 2011 nur noch ein Jahr. Einzige Bedingung: Ein Arbeitnehmer muss nur im laufenden Jahr nachweisen, dass sein Bruttoeinkommen die Versicherungspflichtgrenze übersteigt. Für die gesetzlichen Krankenkassen bedeuten die Neuregelungen vor allem eins: Den Verlust von Einkommensstarken Mitgliedern und damit den schrittweisen Verlust des sozialen Ausgleichs im gesetzlichen System.
Hohe Einnahmezuwächse um 5,8 Prozent
Die PKV Branche konnte nach Berechnungen des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft im letzten Jahr einen Zuwachs von 5,8 Prozent allein bei den Einzeltarifen erwirtschaften. Damit stiegen die Einnahmen 2010 auf satte 33,3 Milliarden Euro. In einer PKV waren im vergangenen Jahr rund 8,9 Millionen krankenversichert. Das entspricht einem Zuwachs im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2009 von etwa einem Prozent. Rund 84.700 Menschen schlossen im Jahre 2010 einen Neuvertrag ab. Hier konnte allerdings nur zur Hälfte der Vorjahreswert erreicht werden.
Gesamtverband der PKV erwartet weitere Zugewinne
Durch die Neuregelungen im Rahmen der Gesundheitsreform frohlockt der Bundesverband der privaten Krankenversicherer einen weiteren deutlichen Zuwachs. So sagte der Verbandsvorsitzende Reinhold Schulte: "Die PKV ist für immer mehr Menschen in diesem Land das Versicherungssystem der Wahl". Das galt auch für das vergangene Jahr, obwohl sich der Verband über die Reformen der ehemaligen Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt beschwerte. Das war eine „starker Hemmschuh“ so die Branche. Durch die Reformen der schwarz-gelben Koalition seien aber Grundlagen geschaffen worden, die einen weiteren Anstieg der Wirtschaftlichkeit prognostizieren lassen. Obwohl sich der Verband über die Politik von Ulla Schmidt beschwerte, konnte mit Sicherheit durch die Einführung der allgemeinen Krankenversicherungspflicht zu Beginn des Jahres 2009 ein weiterer Zuwachs verzeichnet werden. Durch die Versicherungspflicht sind 2009 auch Selbstständige dazu verpflichte worden, über Krankenversicherungsschutz zu verfügen. Durch diese besondere Situation verzeichnete die Branche einen besonders starken Zuwachs an Neumitgliedern. Experten gehen davon aus, dass etwa rund die Hälfte der Neuverträge im Jahre 2009 durch die Einführung der Versicherungspflicht zustande kamen. Nach Ansicht des PKV Vorstandsvorsitzenden Schulte dürfte sich das Geschäft „im laufenden Jahr 2011“ noch besser ausfallen.
Altersrückstellungen nach Ansicht der PKV gesichert
Auch bei den Altersrückstellungen konnte ein gutes Ergebnis erzielt werden. So betrug der Topf am Ende des Jahres 2010 rund 155 Milliarden Euro. Das finanzielle Polster betrugt 133,5 Milliarden Euro. Bei der privaten Pflegeversicherung konnte ein Ergebnis von 21,5 Milliarden Euro erzielt werden. Nach Ansicht des PKV- Verbandes zeige sich, dass das Finanzierungssystem auf stabilen Füßen steht. "Damit zeigt sich ein weiteres Jahr in Folge, dass unser nachhaltiges Prinzip der Kapitaldeckung auch in den Nachwehen der Bankenkrise gut und stabil funktioniert", argumentierte Schulte.
Hohe Gewinne im Bereich der Zusatzversicherungen
Einen deutlichen Zuwachs konnte die PKV auch im Bereich der Zusatzversicherungen erzielen. Gesundheitsökonomen sprechen hierbei von einem „regelrechten Boom“. Laut Auswertungen konnte hier ein Anstieg von rund zwei Prozent erreicht werden. Insgesamt drei Millionen Zusatzversicherungen wurden bis Ende 2010 in Anspruch genommen. Sehr stark standen dabei die privaten Pflegezusatzversicherung im Interesse der Versicherten. Hier dürfte die Debatte über den zu erwartenden demografischen Wandel für ein hohes Versicherungsbedürfnis gesorgt haben. Etwa 201.700 Neuabschlüsse konnten im Bereich der privaten Pflegezusatzversicherung erreicht werden. Das ergibt einen deutlichen Zuwachs von 13,4 Prozent.
Gewinne durch Beitragsanhebungen?
Schaut man sich die Zahlen etwas genauer an, fällt auf, dass zahlreiche Tarife stark angehoben wurden. PKV Kunden mussten im letzten Jahr etwa durchschnittlich 3,7 Prozent mehr für den privaten Krankenschutz ausgeben. Insgesamt zahlten Versicherte rund 21,2 Milliarden Euro mehr für Einzeltarife und Zusatzleistungen. Zwar stiegen die Prämien im Jahr 2009 noch um 4,6 Prozent, durch die allgemeinen Anstiege der Verbraucherpreise um 1,1 Prozent (2010) haben sich die Ausgaben für Verbraucher stark maximiert. Da auch die private Branche mit dem demografischen Wandel und den steigenden Ausgaben im Gesundheitssystem zu kämpfen haben, werden auch für 2012 keine Beitragssteigerungen von unabhängigen Gesundheitsökonomen ausgeschlossen. (sb)
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