Studie: Herzinfarkt-Risiko morgens am höchsten
23.02.2012
Das Risiko eines Herzinfarkts schwankt im Tagesverlauf. Grund hierfür ist ein molekularer Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Herzrhythmus-Störungen und dem Tag-Nacht-Rhythmus, berichten US-Forscher der Universität "Case Western Reserve" in Cleveland (Bundesstaat Ohio) im Fachmagazin „Nature“.
Die Wissenschaftler um Mukesh Jain von der Universität Case Western Reserve konnten in ihren Experimenten an Mäusen einen eindeutigen molekularen Zusammenhang zwischen dem Auftreten sogenannter ventrikulärer Arrhythmien und dem Tag-Nacht-Rhythmus feststellen. Hierdurch werde ein in den Morgenstunden und am Abend erhöhtes Herzinfarkt-Risiko bedingt, schreiben die US-Wissenschaftler.
Herzinfarkt-Risiko schwankt m Tagesverlauf
Die Forscher haben im Rahmen ihrer Untersuchungen versucht, dem statistisch gesehen im Tagesverlauf stark schwankenden Herzinfarkt-Risiko auf den Grund zu gehen. Um den vermuteten Zusammenhang mit der „inneren Uhr“ des Menschen zu analysieren, überprüften die US-Wissenschaftler unterschiedliche Faktoren, wie die Hormonausschüttung, den Stoffwechsel und den Schlaf-Wach-Rhythmus, die mit dem 24-Stunden-Rhythmus des Menschen in Verbindung gebracht werden. Dabei stießen Mukesh Jain und Kollegen auf den Übertragungsfaktor Klf15 (Krüppel-like Faktor 15), dessen wesentlicher Einfluss auf den 24-Stunden-Rhythmus bereits aus früheren Untersuchungen bekannt war. Laut Darstellung der Forschergruppe hat Klf15 einen wesentlichen Einfluss auf den Herzschlag, indem er als Transkriptionsfaktor mit Hilfe eines Proteins den Zufluss von Kalium über den sogenannten Herz-Ionenkanal in die Herzmuskelzellen reguliert.
Molekularer Zusammenhang zwischen dem Herzrhythmus und der inneren Uhr
Um die Wirkung des Transkriptionsfaktors auf die elektrische Stabilität des Herzschlags zu überprüfen, züchteten die US-Wissenschaftler genetisch veränderte Mäuse, bei denen der Faktor Klf15 entweder ganz fehlte oder in deutlichem Überschuss vorlag. Sowohl ein Mangel als auch ein Überschuss von Klf15 führten bei den Tieren zum Verlust der rhythmischen Stabilität des Herzschlags und einer „erhöhten Anfälligkeit gegenüber ventrikulären Arrhythmien“, schreiben die Wissenschaftler. Die Nager unterlagen demnach einen deutlich erhöhten Risiko, in Folge von Herzrhythmus-Störungen zu sterben. Da der Spiegel des Transkriptionsfaktors im Tagesverlauf schwanke, sei dies auch eine mögliche Erklärung für das am Morgen deutlich und am Abend geringfügig erhöhte Risiko eines plötzlichen Herztodes, berichten Mukesh Jain und Kollegen. Erstmal ist laut Aussage der US-Forscher der Nachweis eines molekularen Zusammenhangs zwischen dem Auftreten von Herzrhythmus-Störungen und der „inneren Uhr“ gelungen – allerdings bisher nur bei Mäusen.
In weiteren Studien müsse nun überprüft werden, "ob beim Menschen der gleiche Zusammenhang zwischen dem Risiko von Herzrhythmus-Störungen und dem Transkriptionsfaktor Klf15 festzustellen ist", erläuterte Mukesh Jain. Die im Tagesverlauf "schwankende Wahrscheinlichkeit eines plötzlichen Herztodes legt jedoch den Schluss nahe, dass auch beim Menschen ein vergleichbarer molekularer Zusammenhang zwischen der biologischen Uhr und den Herzrhythmus-Störungen besteht", so das Fazit der Forscher im Studienbericht. Andere Forschungsarbeiten deuten zudem darauf hin, dass ein Herzinfarkt am Morgen meist schlimmer ist als am Abend. (fp)
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