Die PKV hatte in diesem Jahr mit vielen Negativschlagzeilen zu kämpfen
22.08.2012
Für die Private Krankenversicherung ist das laufende Jahr bisher kein gutes Jahr. In der öffentlichen Debatte geben die Versicherungsunternehmen ein schlechtes Bild ab. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Prämien in zahlreichen Tarifen zum Jahreswechsel erneut steigen werden. Gerade ältere Privatversicherte müssen teilweise Unsummen für ihre Krankenversicherung ausgeben. Andere Studien zeigten, dass einige Privattarife sogar weniger Leistungen beinhalten, als die der gesetzlichen Krankenkassen und sogar schwere Leistungsschwächen aufweisen.
Schon zu Beginn des Jahres musste sich die Branche dem Vorwurf entgegenstellen, viele Versicherte würden in Scharen die PKV verlassen, weil sie unzufrieden mit den Leistungen und den Beitragsanpassungen seien. Die PR-Maschinerie lief auf Hochtouren und eilig verwiesen die Versicherungen darauf, dass viele Jugendliche die PKV verlassen, weil sie in das Berufsleben eintreten oder ehemalige Selbstständige, wenn sie eine sozial-versicherungspflichtige Anstellung finden. Doch der Umstand, dass die Prämien in zahlreichen Tarifen sprunghaft angestiegen sind, könnte ebenfalls dafür verantwortlich sein. Zwar sind in den letzten 12 Jahren die Beiträge insgesamt im Durchschnitt nur um 4 Prozent gestiegen, allerdings erlebten einige Verträge Anpassungen von bis 60 Prozent.
Die Gier nach Neukundengeschäften verursachte schlechtes Image
Hauptgrund für diese Beitragssteigerungen ist die Gier der Versicherungsvertreter nach schnellen Abschlüssen und hohen Provisionen. So zeigte beispielsweise der Dokumentarfilm „Der Versicherungsvertreter“, wie Mitarbeiter des inzwischen insolventen „MEG-Vertrieb“ mit fragwürdigen Mitteln neue Kunden warben. Die Versicherer nehmen dabei die dubiosen Machenschaften der Vertreter vielfach in Kauf, um möglichst hohe Neukundenzahlen zu erreichen. Dabei wird aber vergessen, dass neben dem Neukundenzuwachs auch die lebenslange Bindung an erster Stelle steht. Diese Verantwortungen haben die Privaten Krankenversicherungen gegenüber ihren Kunden in den letzten Jahren allzu sehr vernachlässigt. Die Folge sind unzufriedene Kunden, die sich nicht selten nach den „guten alten Zeiten in der gesetzlichen Krankenversicherung“ sehnen.
Einsteigertarife lockten weitere unzufriedene Kunden
Eine weitere Strategie war es, neue Privatkunden über kostengünstigen Einsteigertarife zu locken. Diese sollten nach einer Zeit dann in die hochwertigen Tarife überführt werden. Eben jene Strategie hat der Branche einen weiteren Minuspunkt in der öffentlichen Debatte beschert. Die Leidtragenden sind die Kunden, weil ihre Versicherungen die Kalkulationen auf Hoffnungswerten aufbauten. Die Neukunden sehen sich dabei teilweise horrenden Prämiengestaltungen ausgeliefert und können diese teilweise nicht mehr bezahlen.
Um Vertreter mehr in die Verantwortung zu nehmen, hat die Bundesregierung einer Gesetzesregelung zugestimmt, nach der seit dem ersten April 2012 die Vermittler mindestens fünf Jahre für ihre Vertragsabschlüsse in Verantwortung genommen werden können. Eine Reduzierung der Vermittlungsprämien scheiterte jedoch, obwohl selbst viele Versicherer diese als zu hoch einschätzen.
Systemfrage wird gestellt
Aufgrund der zum Teil unseriösen Machenschaften und den ständigen Beitragsanpassungen sieht sich die Branche einer immer stärker werdenden Schar von Kritikern ausgesetzt, die nunmehr die Systemfrage stellen. Sie fordern das Ende der nebeneinander gestellten Systeme. Stattdessen solle eine solidarische Bürgerversicherung eingeführt werden, in der alle Bundesbürger gleichermaßen versichert sind und entsprechend nach ihrem Einkommen Beiträge zahlen. Doch bislang verhallen diese Forderungen, zu stark ist die Lobby in den Reihen der schwarz-gelben Koalition verankert. Die Systemfrage wird wahrscheinlich erst wieder auf den Tisch kommen, wenn das Thema auch ein Wahlkampfthema wird. Bis dahin werden noch viele weitere Kunden den privaten Krankenversicherungsweg einschlagen. (sb)
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Autoren- und Quelleninformationen
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