Morbus Parkinson: Warnsignale frühzeitig erkennen
13.04.2015
Nach Alzheimer ist Morbus Parkinson die zweithäufigste neurogenerative Erkrankung hierzulande. Millionen Menschen weltweit leiden an der unheilbaren Krankheit. Dank medizinischem Fortschritt lassen sich mittlerweile aber die Symptome lindern. Wichtig ist eine möglichst frühzeitige Diagnose. Unter anderem Schlafstörungen können Vorboten von Parkinson sein.
Unheilbare neurodegenerative Krankheit
Über vier Millionen Menschen weltweit leiden an der neurodegenerativen Erkrankung Morbus Parkinson. Laut Schätzungen sollen in Deutschland bis zu 400.000 Menschen davon betroffen sein. Im vergangenen Jahr wurde die Krankheit oft in den Medien thematisiert nachdem sich der US-amerikanische Schauspieler Robin Williams das Leben genommen hatte – er litt an Parkinson. Die Krankheit ist zwar trotz aller medizinischen Fortschritte nicht heilbar, doch mittlerweile lassen sich die Symptome lindern. Wichtig ist die frühzeitige Diagnose. Darauf haben Gesundheitsexperten anlässlich des Welt-Parkinson-Tages am 11. April hingewiesen.
Erste Anzeichen für Krankheit zeigen sich bis zu 20 Jahre vorher
Schon bis zu zehn bis 20 Jahre vor dem Ausbruch von Parkinson zeigen sich Anzeichen dafür. Auch wenn Betroffene derzeit noch nicht von einer frühen Diagnose profitieren können, helfe diese aber der Forschung weiter. „Durch eine frühe Diagnose erhalten wir wertvolle Hinweise auf die Krankheitsentstehung und damit für neue therapeutische Ansätze“, erklärte Professor Dr. Heinz Reichmann von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) laut „pharmazeutische-zeitung.de“. „Die Frühsymptome sind lediglich ein Hinweis auf ein erhöhtes Risiko – es gibt bisher aber weder ein verlässliches Kriterium, das mit Sicherheit anzeigt, dass ein Mensch im Laufe der nächsten Jahre Parkinson entwickeln wird, noch Medikamente, die die Entstehung verhindern können“, erläuterte Professor Dr. Daniela Berg von der Deutschen Parkinson-Gesellschaft (DPG).
Verschlechterung des Riechvermögens
Frühe Anzeichen der Krankheit sind zum Beispiel eine Verschlechterung des Riechvermögens, andauernde Verstopfung, Probleme beim Wasserlassen und Erektionsstörungen, Schwindel, depressive Verstimmungen, allgemeine Müdigkeit, Gedächtnisschwäche, Schweißausbrüche, Schlafstörungen und innere Unruhe. Eine verlässliche Diagnose ist daraus jedoch nicht möglich, da diese frühen Symptome bei zahlreichen Krankheiten auftreten. Spätere Symptome sind unter anderem eine Verlangsamung der Bewegungs- und Handlungsabläufe sowie Schmerzen und Verspannungen am Bewegungsapparat, insbesondere Nackenverspannungen. Das Gesicht wird zu einer Art Maskengesicht. Zudem treten Gleichgewichtsstörungen auf und das typische Zittern, das erst auf einer Körperseite und dabei meist in der Hand oder im Arm, beginnt.
Aggressive Träume mit Schreien
Auch aggressive Träume, die teils mit Schreien verbunden sind, zählen zu den Frühsymptomen. „Gewaltträume in der REM-Schlafphase, bei denen der Schläfer ausgeprägt motorisch aktiv ist, können ein frühes Warnsignal sein“, erklärte Professor Wolfgang Oertel, Inhaber der Hertie-Senior-Forschungsprofessur an der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Marburg, einem Bericht von „n-tv.de“ zufolge. Bei der sogenannten REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD) schlagen und treten Betroffene während angstmachender Träume um sich, schreien und wehren sich gegen virtuelle Angreifer. Auch Selbst- und Fremdverletzungen kommen dabei oft vor. „Betroffene mit diesen Symptomen entwickeln in mehr als 85 Prozent der Fälle binnen 15 bis 20 Jahren Parkinson“, so Oertel.
Regelmäßige Bewegung gegen Parkinson
Nur in seltenen Fällen tritt Parkinson vor dem 40. Lebensjahr auf. Meist beginnt die Erkrankung zwischen dem 50. und 79. Lebensjahr, wobei Menschen zwischen Ende 50 und Anfang 60 am häufigsten betroffen sind. Bei der Krankheit sterben in einem bestimmten Gehirnareal Nervenzellen ab, wodurch die Weiterleitung des Botenstoffes Dopamin, der für wichtige körperliche und geistige Mechanismen zuständig ist, eingeschränkt wird. Bis heute ist keine eindeutige Ursache für Parkinson belegt. Es gibt aber Hinweise, dass die Krankheit in seltenen Fällen vererbt werden könnte. Als eine weitere mögliche Ursache gilt die verstärkte Belastung mit Umweltgiften wie Pestiziden oder Schwermetallen. Eine Rolle scheint auch das Bewegungsverhalten zu spielen. So haben schwedische Forscher nach einer mehrjährigen Untersuchung festgestellt, dass bereits moderate Bewegung von sechs Stunden pro Woche das Parkinson-Risiko um bis zu 45 Prozent reduzieren kann.
Ärzte können lediglich Symptome der Krankheit behandeln
Bislang können Ärzte bei Parkinson-Patienten lediglich die Symptome behandeln, wobei eine individuelle Behandlung nötig ist, die sich nicht nur auf die Hauptsymptome konzentriert. Daher setzen Forscher weltweit darauf, Parkinson so früh wie möglich zu erkennen, um so noch vor dem Absterben der Nervenzellen eingreifen zu können. Schlafstörungen spielen dabei eine übergeordnete Rolle. „Wenn neue Therapien getestet werden sollen, dann wird die REM-Schlafverhaltensstörung international derzeit als das spezifischste und geeignetste Frühzeichen der Parkinson-Krankheit eingestuft“, erläuterte Oertel, der entsprechende Studien initiiert hat. (ad)
>Bild: C Falk / pixelio.de
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