US-Forscher entwickeln simples Rezept gegen Schlafstörungen: Die Grundregeln der Schlafhygiene beachten und Schlafstörungen vermeiden
29.04.2011
Immer mehr Menschen leiden laut Krankenkassenberichten in Deutschland unter Schlafstörungen. Amerikanische Schlafforscher der Universität Pittsburgh haben nun ein Konzept untersucht, bei dem mit Hilfe von vier relativ einfachen Regeln Schlafstörungen vermieden werden können.
Im Jahr 2009 litten einer Hochrechnung der Techniker Krankenkasse zufolge (TK) deutschlandweit rund fünf Prozent der Bevölkerung an Schlafstörungen. Für die Betroffenen wird der damit verbundene Schlafmangel häufig zu einer erheblichen Belastung. Viele von Ihnen könnten sich jedoch durch die Einhaltung einiger simpler Schlaf-Regeln selbst von den Schlafstörungen befreien. US-Forscher haben ein Konzept mit vier einfachen Grundregeln getestet, dass bei bis zu 66 Prozent der Studienteilnehmer eine deutlich Reduzierung der Schlafprobleme oder sogar eine Vermeidung von Schlafstörungen bewirken konnte. Das Ergebnis ihrer Studie haben die Forscher der Universität Pittsburgh in dem Fachmagazin „Archives of Internal Medicine“ veröffentlicht.
Schlafstörungen als Volkskrankheit?
Den Berichten der Krankenkassen zufolge leiden Millionen Deutsche unter Schlafstörungen, wobei die Zuwachsraten in den letzten Jahren ein so besorgniserregendes Ausmaß angenommen haben, dass Krankenkassen und Mediziner Alarm schlagen. Denn es drohen schwerwiegende gesundheitliche Folgen, da chronischer Schlafmangel und Müdigkeit zum Beispiel ein deutlich erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen und Angststörungen mit sich bringt, warnte die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) bereits im September letzten Jahres. Dabei wird laut Angaben der Krankenkassen viel zu häufig in Eigentherapie mit Hilfe freiverkäuflicher Schlafmittel versucht, den Schlafproblemen zu begegnen. Eine Anfang April veröffentlichte Studie der TK bestätigt einen deutlichen Anstieg bei der Einnahme von Schlafmitteln. Demnach haben im Jahr 2010 mehr als 1,4 Millionen Menschen in Deutschland Schlafmittel zur Bewältigung ihrer Schlafstörungen verwendet, wobei die Hälfte der Anwender den Angaben der TK nach älter als 60 Jahre war. Generell seien ältere Menschen eher von massiven Ein- und Durchschlafproblemen betroffen, berichten auch die US-Forscher.
Schlaf-Regeln könnten Schlafmittel ersetzen
Die US-Wissenschaftler raten Patienten mit Schlafstörungen einige wesentliche Grundregeln der Schlafhygiene zu beachten, anstatt auf die Hilfe von Schlafmitteln zu setzen. So sollten Betroffene die Zeit im Bett reduzieren, morgens – unabhängig von der Schlafdauer – immer zur gleichen Zeit aufstehen, sich nur bei Müdigkeit hinlegen und das Bett wirklich nur zum Schlafen nutzen, nicht fürs Fernsehen oder Lesen, raten die US-Forscher. Die Wissenschaftler um Daniel Buysse von der Universität Pittsburgh haben ihr relativ einfaches Rezept gegen Schlafstörungen im Rahmen einer Studie an 79 chronisch schlaflose Senioren im Durchschnittsalter von 71,1 Jahren getestet. Dabei wurden einer Hälfte der Studienteilnehmer viermal die Woche die Schlafregeln von einer Krankenschwester persönlich erklärt (zwei Einzelsitzungen, zwei Telefonberatungen), die andere Hälfte der Studienteilnehmer diente als die Kontrollgruppe und erhielt lediglich schriftliches Informationsmaterial zu den Grundregeln der Schlafhygiene. Nach vier Wochen Studienlaufzeit konnte bei zwei Dritteln der Patienten aus der ersten Teilnehmergruppe ein deutlicher Rückgang der Schlafstörungen festgestellt werden, teilweise waren die Schlafbeschwerden sogar ganz verschwunden, berichten die US-Forscher. In der Kontrollgruppe verzeichneten 25 Prozent der Probanden, eine erhebliche Verbesserung.
Verwendung von Schlafmitteln wegen Nebenwirkungen meiden
Ihre Studie sei ein deutliches Signal dafür, dass Schlafstörungen auch ohne Schlafmittel relativ erfolgreich bekämpft werden können, betonten die US-Wissenschaftler. Die Verbesserung im Schlafverhalten habe sich noch sechs Monaten nach der eigentlichen Studie bei einer Nachuntersuchung bestätigt. Mit Hilfe des relativ einfachen Konzeptes ließe sich eventuell auch die – von der TK festgestellte – drastischen Zunahme bei der Schlafmittel-Verwendung in Deutschland künftig deutlich reduzieren. Ohnehin warnen Mediziner vor der regelmäßigen Verwendung von Schlafmitteln, da diese erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringen kann. Von der relativ weit verbreiteten Selbstmedikation sei daher abzuraten, warnte die TK. Die Experten raten, bei Schlafstörungen, die länger als einen Monat und mindestens dreimal die Woche auftreten, dringend einen Arzt aufzusuchen.
Risikofaktoren für Schlafstörungen
Da außerdem Stress häufig Ursache der Schlafstörungen ist, werden auch Entspannungsübungen (z. B. Autogenes Training), Sport und körperliche Bewegung zu Behebung der Schlafprobleme empfohlen. Allerdings sollte der Sport möglichst nicht unmittelbar vor dem Schlafengehen betrieben werden. Als eindeutig Risikofaktoren für Schlafstörungen gelten Alkohol, Nikotin und Koffein. Jedoch können auch Krankheiten, Schmerzen oder permanenter Lärm erhebliche Schlafprobleme bedingen. (fp)
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Bild: Gabi Schoenemann / pixelio.de
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