Soziales Lernen: Kinder lösen Probleme in Teamarbeit – Affen sind Egoisten
02.03.2012
Wer im Team zusammenarbeitet ist stärker und effizienter. Das ergab jetzt eine Studie der Universität in Durham in Großbritannien. In der Untersuchung wurde das soziale Lernen von Kindern mit dem von Affen verglichen. Das Ergebnis: Selbst kleine Kinder sind richtige „Teamworker“ – Affen hingegen können nicht in der Gruppe arbeiten und Aufgaben lösen.
Kinder arbeiten gern im Team
Für die Studie wurden 35 drei- und vierjährige Kinder in Gruppen aufgeteilt. Innerhalb der Gruppe sollten sie eine Box öffnen, die so konzipiert war, dass dafür drei Arbeitsschritte nötig waren. Für jeden Schritt mussten zwei Aktionen parallel durchgeführt werden. Zur Belohnung erhielten die Kinder jeweils Leckereien. Das Ergebnis des Tests zeigte, dass in acht der Kindergruppen mindestens zwei Kinder die drei Arbeitsschritte ausführen konnten. Sie begriffen schnell, dass zur Lösung der Aufgaben Teamarbeit erforderlich ist und entwickelten gemeinsam eine passende Lösungsstrategie. Laut Wissenschaftlern hätten sie sich „gegenseitig unterstützt, nachgeahmt, belohnt und Anweisungen gegeben“.
Altruistische Handlungen bereits im Kleinkindalter
Die gleiche Aufgabe wurde dutzenden Schimpansen und Kapuzineräffchen gestellt. Die Bedingungen waren die gleichen, auch die Affen wurden mit Belohnungen gelockt. Dabei zeigte sich, dass die Affen große Schwierigkeiten hatten, die drei Arbeitsschritte zu bewältigen. Sie begriffen die Aufgabe nicht als Teamarbeit und versuchten die Box ohne Hilfe zu öffnen. Komplexe Aufgabenstellungen lösen die Tiere daher weniger effektiv. „Sie agierten in einer gänzlich eigennützigen Art und Weise, größtenteils unabhängig vom Tun der anderen Tiere“, berichten die Forscher. Nur einem Schimpansen gelang es nach 30 Stunden, die dritte Stufe zu lösen. Unter den Kapuzineräffchen erreichte diesen Schritt kein einiziges Tier. Lediglich zwei Äffchen konnten die zweite Stufe nach 53 Stunden lösen. Im Gegensatz zu den Beobachtungen bei den Affen konnten die Wissenschaftler bei den Kindern 215 altruistische Ereignisse erkennen. Dazu zählte beispielsweise die Weitergabe einer Belohnung.
Die Forscher weisen in ihrem Artikel darauf hin, dass ihre Ergebnisse auch frühere Studien stützen. Kooperatives Verhalten führe zu einer Erleichterung der Anhäufung von Wissen und Erweiterung der Fähigkeiten in einer Gemeinschaft. Pro-Soziales Verhalten sowie Kooperationsfähigkeit seien „wesentliche Aspekte der menschlichen Natur“.
„Die Studienergebnisse bestätigen unsere Beobachtungen in der Praxis“, sagt Diplom Pädagogin Jessica Bertram. Wenn Kleinkinder ein gemeinsames Ziel mittels Belohnungen in Aussicht gestellt bekommen, können sie schnell Gruppen bilden, um Aufgaben zu lösen. „Auch Leckereien werden danach oft geteilt“. Kinder gehen dabei nicht in Konkurrenz, ergänzt Bertram. Der „Wettstreit und Besitzansprüche entwickeln sich erst später.“
Zuwendung und Mutterliebe stärken soziales Verhalten
Amerikanische Forscher der Washington University in St. Louis fanden kürzlich heraus, dass frühkindliche emotionale Zuwendung die kognitive Entwicklung und das spätere Sozialverhalten stärken. Durch mütterliche Zuwendung werde das Wachstum des Hippocampus verstärkt, das für den weiteren Lebensverlauf von entscheidender Bedeutung ist. Diese Hirnregion habe einen wesentlichen Einfluss sowohl auf das Gedächtnis als auch auf die Emotionen und deren Verarbeitung sowie Stressbewältigung, wie die Forscher in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ berichten. (sb)
Lesen Sie zum Artikel:
Gruppenzwang schon im Kindergarten
Kinder mögen lieber püriertes Gemüse
Fingernägel kauen
Bild: Helene Souza / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.