ASS zur Krebsvorsorge?
Eine britische Studie behauptet, dass die tägliche Einnahme des Aspirin Wirkstoffs Acetylsalicylsäure (ASS) das Risiko verringert, vorzeitig an Krebs zu sterben.
08.12.2010
Laut einer britischen Studie soll bereits eine geringe Dosis des Schmerzmittels Acetylsalicylsäure (ASS) vor dem Schlafen ausreichen, um das Risiko von Krebserkrankungen deutlich zu mindern. Mediziner warnen allerdings davor, das Schmerzmittel von nun an zur Selbstmedikation täglich einzunehmen. Wie bei allen Arzneimitteln ist eine Einnahme nur in Absprache mit dem Hausarzt verantwortbar.
Groß und klein wissen, vor dem Schlafen sollte man unbedingt immer die Zähne putzen. Ein Ritual dass sich in unserer Gesellschaft manifestiert hat. Genauso sollte zukünftig auch eine Einnahme in geringen Mengen von Acetylsalicylsäure (ASS) zum Ritual dazu gehören, wie die Wissenschaftler um den britischen Forscher Peter Rothwell behaupten. Nach Ansicht des Professor für Neurologie an der Universität Oxford schütze der Aspirin-Wirkstoff davor, frühzeitig an Krebs zu erkranken und damit vorzeitig zu sterben. Das Team um den Wissenschaftler führte die bislang größte Studie zu dem Schmerzmittel-Wirstoff Acetylsalicylsäure (ASS) durch und erlangte zu erstaunlichen Ergebnisse.
ASS als Schmerzmittel und zur Herzvorsorge
Der ASS Stoff wurde eigentlich entwickelt, um Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Zahn- und Rheuma-Beschwerden zu lindern. Ferner konnte in der Vergangenheit nachgewiesen werden, dass ASS aufkommende Blutgerinnsel verhindert. Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten, bekommen daher das Schmerzmittel verschrieben, um das Risiko eines erneutes Infarkts zu mindern. Gleiches gilt im Übrigen auch für den Schlaganfall. Im Handel wird das Medikament etwa als Aspirin oder „ASS 100 Hexal“ angeboten. Auf einen täglichen Konsum des Mittels wollte sich Peter Rothwell allerdings nicht festlegen. Daher sollten Erwachsene nun nicht damit beginnen, täglich ASS einzunehmen. Allerdings hätten die Studienergebnisse gezeigt, dass das Arzneimittel vor allen Krebsarten schützen könne, so der Forscher.
75 Milligramm täglich Aspirin senkt Krebsrisiko
Im Rahmen der Auswertung wurden die Daten von insgesamt 25570 Patienten analysiert. Die Daten entstammten aus insgesamt acht verschiedenen weltweit durchgeführten Studien. Im Schnitt nahm jeder Proband innerhalb von vier Jahren das Mittel in einer niedrigen Dosis von 75 Milligramm täglich ein. Eigentlich sollte mit der Studie der positive Effekt auf das Herz-Kreislauf-System untersucht werden. Als die Forscher jedoch die Daten auswerteten, fiel auf, welche positive Wirkung ASS auch in der Vorbeugung von Krebskrankheiten erzielte. In der Gruppe der Studienteilnehmer, die mindestens fünf Jahre täglich ASS einnahmen, war die Todesrate durch Krebs um 21 Prozent niedriger, als bei denjenigen, die ein Placebo (ohne Wirkstoff) einnahmen.
Ganz besonders erfolgreich war das Ergebnis bei Krebsarten des Magen-Darm-Traktes. Hier waren die Risiko-Werte im besonderen Maße bei Darmkrebs um 40 Prozent und bei Speiseröhrenkrebs sogar um 60 Prozent gesenkt. Auch bei Prostata-, Darm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs, Hirntumor und Lungenkrebs konnten entsprechende Ergebnisse zur Minderung der Krebsrate erzielt werden. Bei Lungenkrebs wiesen die Forscher allerdings daraufhin, dass hierbei die Lungenkrebs Art gemeint ist, die nicht durch das Rauchen ausgelöst wird. Möglich sei auch eine Senkung des Krebsrisikos bei Darmkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Prostatakrebs. Hier sind die Daten allerdings noch nicht eindeutig. Eine Langzeitstudie der American Cancer Society mit insgesamt 987.590 Teilnehmern zeigte allerdings, dass Aspirin weder einen fördernden noch einen schützenden Effekt in Bezug auf Bauchspeicheldrüsenkrebs hat. Ein vorangegangene Studie hatte sogar ermittelt, dass eine langjährige Einnahme von Aspirin Tumore in Bauchspeicheldrüse begünstige.
Ständige Einnahme kann zu Nebenwirkungen führen
Doch all die Daten sollten jetzt keinesfalls dazu dienen, Menschen aufzufordern, jeden Tag eine entsprechende Dosis ASS einzunehmen. Denn die andauernde Einnahme von Schmerzmitteln führt unweigerlich auch zu Nebenwirkungen, die wiederum den angeblich positiven Effekt überladen können. Häufig löst eine kontinuierliche Einnahme von ASS Übelkeit, Sodbrennen und Erbrechen aus. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft weist zudem darauf hin, dass Acetylsalicylsäure aufgrund ihrer Reizwirkung bei regelmäßiger Einnahme Schleimhautreizungen, Blutungen im Magen-Darm-Trakt und Magengeschwüre verursachen kann. Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn ist ebefalls Vorsicht geboten, da Acetylsalicylsäure schubauslösend wirken kann. (sb)
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